In der Mamre-Patmos Schule in Bielefeld
In der Mamre-Patmos Schule in Bielefeld

Wer individuelle Förderung sagt, bekennt sich zur Vielfalt. Und wer ja zur Vielfalt sagt, meint damit auch Inklusion. Inklusion bedeutet Einbeziehen, Miteinschließen, und inklusive Schulen sind solche, die alle Kinder annehmen und bestmöglich fördern – egal welche Begabungen oder Behinderungen sie mitbringen. So entsteht eine wahre Vielfalt im Klassenzimmer, und was könnte besser auf das Leben vorbereiten? Dies fand auch der Pädagoge Jakob Muth. Nach ihm ist der Preis für Schulen benannt, die Inklusion verwirklichen und so mit leuchtendem Beispiel vorangehen.
Jakob Muth hat sich zeitlebens für die gemeinsame Beschulung aller Kinder eingesetzt. Unter dem Motto „Gemeinsam lernen – mit und ohne Behinderung“ zeichnet der „Jakob Muth-Preis für inklusive Schule“ auch in diesem Jahr wieder Schulen aus, in denen behinderte und nicht behinderte Kinder vorbildlich gemeinsam lernen.
Projektträger sind der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, die Bertelsmann Stiftung und die Deutsche UNESCO-Kommission. Bewerben kann sich bis zum 14. Mai jede Schule, die den Weg zur inklusiven Schule beschreitet – unabhängig von Schulform oder Trägerschaft. Die drei ersten Preise sind mit je 3.000 Euro dotiert und werden im November 2010 feierlich verliehen.
Mit dem bundesweiten Preis soll die Praxis von Schulen bekannter gemacht werden, die eine bessere Teilhabe ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Beeinträchtigung oder sonstiger Benachteiligung.  Namensgeber Jakob Muth (1927-93) hatte sich als Bochumer Professor schon früh für eine gemeinsame Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder eingesetzt.
Bis heute sieht die Praxis in Deutschland anders aus: Rund 85 Prozent der Kinder mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten in Deutschland werden in separaten Förderschulen unterrichtet. Diese erweisen sich häufig als Sackgasse für ihre weitere Entwicklung: Die Abgänger erhalten keinen qualifizierenden Schulabschluss und eine gesellschaftliche Teilhabe wird ihnen wesentlich erschwert. Dass es anders geht, zeigen andere europäische Länder: In Italien, Norwegen und Schweden etwa gehen 95 Prozent aller beeinträchtigten Schüler in allgemeine Schulen. Auch in Deutschland kann das Konzept der inklusiven Schule gelingen: Dies zeigen die mutmachenden Beispiele der 144 Schulen, die sich im vergangenen Jahr am damals erstmalig ausgelobten Jakob Muth-Preis beteiligt haben. Weitere Informationen