Dieser Beitrag wurde verfasst von: Katharina Korves.

Bildung und Gesundheit gehören zusammen, bedingen einander sogar. Wie heißt es doch so schön: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Damit nicht genug: Gesundheit ist laut Weltgesundheitsorganisation ein Menschenrecht (Jakarta Erklärung zur Gesundheitsförderung vom 25. Juli 1997). Deshalb ist Gesundheitsförderung ein lebenslanger Prozess und muss notwendiger Weise in der Schule berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere, wenn man bedenkt, dass in Folge gesellschaftlicher Veränderungen, wie z.B. der Ganztagsschulentwicklung, Lehrer und Schüler immer mehr Zeit im Setting Schule verbringen. Schulen haben sich daher schon lange vom traditionellen Lern- zum Lebensraum entwickelt.

Bildung und Gesundheit gehören zusammen, bedingen einander sogar.
Bildung und Gesundheit gehören zusammen, bedingen einander sogar.

Nach den Empfehlungen der KMK „zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule“ (Beschluss der KMK vom 15.11.2012) geht es konkret darum,  dass Prävention und Gesundheitsförderung von den Schulen als grundlegender Teil ihres Schulentwicklungsprozesses begriffen werden. Inhaltlich ist dieses Anliegen im Sinne der KMK-Empfehlung ganzheitlich angelegt, schließt alle Beteiligten (Schüler, Eltern, Lehrer) ein und reicht von Kompetenzerwerb (Wissen über Gesundheit) über Ressourcenstärkung bis hin zur Stärkung von Lebenskompetenzen. Konkrete Hinweise und Erläuterungen sind im Beschluss ausführlich dargestellt.

Viele Schulen haben sich bereits auf den „guten gesunden Weg“ gemacht.
Für diesen Weg stehen einige Konzepte und Programme zur Verfügung. So sind   Konzepte wie „Bewegte Schule“, „Klasse 2000“ oder das Konzept der „Guten gesunden Schule in vielen Bundesländern längst keine Unbekannten mehr. Rüdiger Bockhorst, Vorstandsvorsitzender des Vereins Anschub.de, engagiert sich mit dem Konzept der „guten gesunden Schule“ für eine umfassende und nachhaltige Gesundheitsförderung und Prävention. Im Gespräch erläutert er, dass Gesundheitsförderung in der Schule „dann erfolgreich (ist), wenn eine Maßnahme nicht nur in Hinblick auf die eigene Gesundheit einen Nutzen erbringt sondern im Sinne des Konzepts der guten gesunden Schule auch einen Beitrag für die Bildungsqualität einer Schule leistet. So kann beispielsweise ein bewegter Unterricht sowohl das Lernen unterstützen, als auch einen Ausgleich zu langer Sitzphasen leisten.“  Ein wichtiger Aspekt ist also, dass die Qualität von Bildung durch Maßnahmen zur Prävention und  Gesundheitsförderung gestärkt werden kann. So gilt zum Beispiel als erwiesen, dass bewegtes Lernen nachhaltiges Lernen ist (Högger, 2013). Aber auch aus Gründen der physischen Belastungen durch lange Sitzphasen, entstehender Unruhe und stetig steigendem Lärmpegel, die von den Lehrkräfte oft als Belastung empfunden werden, ist Bewegung als Bestandteil von Gesundheit in der Schule unerlässlich.
Bewegungsmangel ist ein ernst zu nehmendes Risiko.
Neuere Gesundheitsstudien liefern bedenkliche Zahlen über den körperlichen und seelischen Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen. Die vom Robert-Koch-Institut durchgeführte KIGGS-Studie (2003-2006) belegt zum Beispiel, dass die Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit im Kinder- und Jugendalter ernst zunehmen sei. Seit 1985 gäbe es laut der KIGGS-Studie 50% mehr Kinder mit Übergewicht und doppelt so viele Kinder mit Adipositas. Das Gesundheitsrisiko, das sich hieraus für Folgeerkrankungen wie etwa Diabetes Mellitus oder Herz-Kreislauferkrankungen ergibt, ist entsprechend hoch. Bewegung ist ein unerlässliches Mittel, um diesen Risiken entgegen zu wirken.
Auch Stress ist ein Risikofaktor.
Neben  körperlichen bestehen außerdem psychische Risikofaktoren. In den Jahren 2011/2012 hat das PROSOZ-Institut für Sozialforschung die umfangreiche Elefanten-Kindergesundheitsstudie durchgeführt. Knapp 5000 Kinder zwischen 7-9 Jahren wurden hierbei befragt. Mit dem Ergebnis, dass sich 26 % der Kinder regelmäßig stark von der Schule gestresst fühlen: Unterricht, Hausaufgaben und ein enormer Erfolgsdruck seien hierbei ursächlich. Die Studie weist darüber hinaus nach, dass Kinder mehr über Gesundheit wissen und etwas für ihre Gesundheit tun möchten. Hier sei die Schule eine sehr wichtige Informationsquelle. Damit die Kinder langfristig auf ihre Gesundheit acht geben könnten sei es hierbei wichtig, Wissen mit Erleben zu verknüpfen. Hier setzt zum Beispiel das Projekt bzw. die Inhalte von Mind Matters an und bieten Unterstützungen und Lösungsmöglichkeiten für psychisch belastende Situationen im Schulalltag an.
Neben der Gesundheit der Schüler muss auch die Lehrergesundheit berücksichtigt werden!
Das Bewusstsein für mehr Lehrergesundheit ist in den letzten Jahren immer deutlicher geworden (vgl. hierzu die Expertisen von Schaarschmidt und Sieland: http://www.bug-nrw.de/cms/front_content.php?idcat=106). Die Ansprüche und Erwartungen an Lehrer sind sehr vielfältig und diffus. Das dies zu gesundheitsgefährenden Belastungen und Stress führen kann, liegt auf der Hand. Auch die oben genannten Empfehlungen der KMK gehen hierauf ein. So heißt es im Beschluss vom 15.11.2012 auf Seite 2: „Im Hinblick auf die Gesundheit der Lehrkräfte und des sonstigen schulischen Personals kommt der Umsetzung der Maßnahmen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes eine besondere Bedeutung zu. Die Schulleitungen haben in der Umsetzung des Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsförderung im Rahmen der schulischen Personal- und Organisationsentwicklung eine zentrale Funktion und Verantwortung.“
Die Gesundheit von Lehrern und weiterem schulischen Personal ist ein also ein ernst zu nehmender und schützenswerter Faktor, um den man sich in der Schule kümmern muss. Hierfür gibt es bereits konkrete Angebote. Das Handbuch „Lehrergesundheit – Baustein einer guten gesunden Schule“(Handbuch) – herausgegeben von der DAK, dem Bundesverband der Unfallkassen (BUK) und dem Gemeindeunfallversicherungsverband Westfalen-Lippe  (GUVV W-L) – gibt viele nützliche Hinweise und Anregungen. Auch der Verein Anschub.de hat sich intensiv mit dem Aspekt Lehrergesundheit befasst und stellt auf seiner Homepage Broschüren und wertvolle Informationen zur Verfügung (www.anschub.de).
Prävention und Gesundheitsförderung in der Schule betrifft alle Beteiligten.
Mehr körperliches und seelisches Wohlbefinden für jeden gut. Dies bezieht sich gleichermaßen auf Schüler und auch auf Lehrer. Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, dass sich Gesundheit und Wohlbefinden positiv auf die Leistungsfähigkeit und auch auf ein positives Schulklima auswirken. Lernen und Gesundheit gehören einfach zusammen. Auch im Zusammenhang mit der Forderung nach Inklusion bekommt das Thema Prävention und Gesundheitsförderung eine hohe Bedeutsamkeit. Und nicht zuletzt ist eine aktive schulische Gesundheitsförderung und Prävention auch ein Beitrag zur individuellen Förderung. Warum? Individuelle Förderung bedeutet, die Person als Ganzes im Blick zu haben. Hierbei bekommt der gesundheitliche Aspekt eine Relevanz.
Alle Beteiligten sind gefragt, sich in der Schule für mehr Prävention und Gesundheitsförderung zu engagieren. Die Schulen dahin zu entwickeln, ist ein anstrengender Prozess, der allerdings nicht zu gesundheitlichen Belastungen führen muss. Anregungen und Hilfestellungen gibt es genug (z.B. auf www.anschub.de). Man muss es nur machen. Es lohnt sich!
Katharina Korves
 
Quellen:
http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_11_15-Gesundheitsempfehlung.pdf
Dominique Högger: Körper und Lernen. Wie Bewegung, Körperwahrnehmung und Raumorientierung das Lernen unterstützen. Schulverlag, Bern 2013, S. 37ff.
http://www.kiggs-studie.de/deutsch/ergebnisse/kiggs-basiserhebung/ergebnisbroschuere.html
http://news.cision.com/de/elefanten-kinderstudie/r/grundschulkinder-am-scheideweg-zu-einem-gesunden-lebensstil,c9337091
http://www.bug-nrw.de/cms/front_content.php?idcat=106
http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_11_15-Gesundheitsempfehlung.pdf  Seite 2
http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/si-8077.pdf
www.anschub.de