Bereits zum 25. Mal öffnete die Learntec im Januar 2017 ihre Pforten und feierte damit ein beachtliches Jubiläum. Schon lange hat sich die Kongressmesse als zentrales Forum für digitales Lernen in der beruflichen Bildung etabliert. In den letzten Jahren kam mit School@Learntec ein weiterer wichtiger Bildungssektor hinzu. Und in diesem Jahr hat die School@Learntec mit einem neuen offenen Konzept und mit vielen Workshops noch mehr Messegäste begeistert als in früheren Jahren.

Für uns (Sabrina Thom und Lutz Goertz vom mmb Institut) bot sich dort die Gelegenheit, einige Ergebnisse aus dem „Monitor digitale Bildung – berufliche Ausbildung im digitalen Zeitalter“ vorzustellen. Eines dieser Ergebnisse war die Tatsache, dass Lehrerinnen und Lehrer an Berufsschulen beim Einsatz mit digitalen Medien zum Lernen zwar durchaus engagiert sind. Was ihnen jedoch fehlt, sind didaktische Konzepte, wie man digitale Medien sinnvoll in den Unterricht einbetten kann ohne dass diese zum Selbstzweck werden. Vielleicht ist dieses Defizit auch der Grund, weshalb nur wenige Lehrkräfte im Unterricht mit ihren Schülern sich an die Erstellung eigener Websites oder das Drehen von eigenen Videos herantrauen (siehe Abb. 1).

Abbildung 1
© Bertelsmann Stiftung und mmb Institut, 2016

In unserem Workshop bei „School@Learntec“ hatten alle Teilnehmenden Gelegenheit, einige Lernszenarien für die Gruppenarbeit in Berufsschulen auszuprobieren und ihren Einsatz zu diskutieren. Zum Einsatz kamen hier beispielsweise Stormboard für das gemeinsame Brainstorming/Brainwriting oder einfache Schiebetechniken zum Erstellen von Erklärfilmen.

Wie aber kommen nun andere Lehrerinnen und Lehrer an Hinweise zur didaktischen Einbettung von digitalen Lernformen? Eine wichtige Rolle spielen hier sicherlich die Institutionen zur Lehrerfortbildung und natürlich die kommunalen und überregionalen Medienstellen. Aber wie sieht der Beitrag der Lernservice- und Content-Anbieter hierzu aus? Ihnen wird oft der Vorwurf gemacht, bei den Verkaufsargumenten die Technik in den Vordergrund zu stellen, die didaktischen Konzepte hingegen kaum oder gar nicht zu berücksichtigen.

Ein Rundgang über die Learntec zeigt, dass die Anbieter von Lernsoftware und Lerninhalten durchaus eigene Wege beschreiten, wie sie ihre Kunden und deren Trainer/Lehrer/Dozenten didaktisch beraten. Aber hier fallen die Lösungen sehr unterschiedlich aus.

Bei den Anbietern, die sich unmittelbar an Schulen und Schulträger richten – und die auf der Learntec die Minderheit bilden – werden beispielsweise Medienpädagogen eingestellt, die den späteren Anwendern vor Ort zeigen, welche Lernszenarien mit ihrer Hard- und Software sowie ihren Lerninhalten möglich sind und führen diese anschaulich vor. Dies gilt sowohl für die Pre-Sales-Phase – sicherlich auch als Werbeargument – als auch für die After-Sales-Phase, um die Kunden weiter bei der Anwendung zu unterstützen (Beispiel RedNet AG).

Ähnliche Modelle finden sich auch im Corporate Learning. Beim niederländischen Lerncontentanbieter GoodHabitz übernimmt diese Aufgabe ein sogenannter „Relationship-Manager“, der die Nutzer in regelmäßigen Abständen mit verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Lerneinheiten zu diversen Soft-Skills-Themen vertraut macht.

Vorteile haben natürlich Full-Service-Anbieter, die auch über einen eigenen Trainerstamm verfügen. In diesem Fall ist eine kontinuierliche didaktische Schulung der Lehrkräfte möglich. Einige Firmen orientieren sich hierbei an weltweit anerkannten Standards (z.B. Zertifikate für Trainer) und schaffen so eine gewisse Einheitlichkeit des didaktischen Inventariums (Beispiel Sprachlernanbieter Speexx). Andere bauen auf ein Netz von Trainern mit individuellen Lernstilen, die durch ein „Trainer-Relation-Management“ didaktisch unterstützt werden (Beispiel Haufe-Akademie).

Dem medienpädagogisch geschulten „Relationship-Manager“ kommt also in diesem System eine zentrale Rolle zu. Es wäre durchaus denkbar, dass hieraus in Zukunft ein neues Berufsbild entsteht, das dazu beiträgt, Lehrende mit ihrer Software und ihrem Lerncontent nicht allein zu lassen, sondern sie kontinuierlich in didaktischen Fragen zu betreuen.

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© mmb Institut, 2017