Digitale Medien gehören längst auch zum Alltag unserer Jüngsten. Schon Grundschüler gehen selbstverständlich mit Smartphone und Tablet um und sind dabei oft pfiffiger als ihre Eltern, wenn es darum geht, das Gerät intuitiv zu nutzen. Oder die Sicherheitsvorkehrungen der Eltern zu umgehen.

Am Wochenende habe ich Freunde besucht, die schon zwei ältere Kinder haben. Eins ist bereits auf dem Gymnasium, eins noch in der Grundschule. Wie wir im Garten saßen und Kaffee tranken, kam der Jüngste auf die Veranda und wollte unbedingt Nintendo spielen. So stießen wir auf das Thema digitales Lernen und digitale Medien im Alltag von Kindern.

Der Kleine ist jetzt in der dritten Klasse. Er spielt gerne Nintendo und kann sich auch sehr in den Spielwelten verlieren. Seine Eltern wissen das und achten deshalb darauf, was, wann und wie lange er spielt. Auch den Computer kann er schon ganz gut alleine bedienen. Er weiß, wie man das Gerät an- und ausschaltet, kann alleine Programme öffnen und auch im Internet surfen. Alles Digitale hat auf ihn eine magische Anziehungskraft. Deshalb haben die Eltern entschieden, ihm lieber den sicheren Umgang mit digitalen Medien beizubringen, als ihm diesen ganz zu verbieten. Eine gute Entscheidung, finde ich, denn alles Verbotene ist ja umso verlockender. Und so startet er gut gewappnet ins digitale Zeitalter.

Nicht selten braucht er Informationen für die Schule und dann sucht er natürlich im Internet danach. Dafür nutzt er kindgerechte Suchmaschinen wie fragFINN.de oder blinde-kuh.de. Beide Kinder haben einen eigenen Benutzeraccount auf dem Computer, der ihnen den Zugriff auf bestimmte Funktionen verweigert. Soweit so gut, wäre da nicht die Tatsache, dass der junge Mann natürlich ganz genau weiß, dass das Internet mehr zu bieten hat, als die Kindersuchmaschine ihm liefert.

Kein Smartphone = Mehr Sicherheit, aber außen vor?

Obwohl die Eltern sich wirklich viele Gedanken gemacht haben, wie sie ihre Kinder vor gefährlichen Inhalten schützen und ihnen gleichzeitig den kompetenten Umgang mit digitalen Medien vermitteln können, liegt die Tücke im Detail. So erwischte der Vater seinen jüngeren Sohn kürzlich dabei, wie der auf dessen Smartphone hantierte. Er hatte seinen Vater dabei beobachtet, wie der den PinCode eintippte – und sich den schlicht gemerkt.

Kindersicherungen greifen nur begrenzt. Schwierig ist es auch, Inhalte zu kontrollieren, die die Kinder sich hin und her schicken. Auch Grundschulkinder haben heute überwiegend schon ein eigenes Smartphone und damit oft auch Zugang zum Internet und einem Messengerdienst. Da passiert es schnell, dass jemand ein Video weiterleitet, das für die Kinder eigentlich völlig ungeeignet ist. Selbst wenn die Eltern noch so gut aufpassen, lässt sich das leider kaum vermeiden.

Wie aber damit umgehen? Meine Freunde haben in ihrer Elternrolle entschieden, dass ihr Sohn erst ab der 5. Klasse ein eigenes Handy bekommen wird – und stehen damit ziemlich alleine da. Er und ein Klassenkamerad sind die Einzigen in der ganzen Klasse, die kein eigenes Smartphone besitzen. Das bringt natürlich andere Probleme mit sich, etwa die Gefahr, bei vielen Dingen einfach ausgeschlossen zu werden.

Eltern möchten ihre Kinder schützen, nur wie?

Trotzdem kann ich die Entscheidung nachvollziehen. Sie zeigt aber den Spagat, den Eltern machen müssen, wenn es um digitale Medien und Medienkompetenz bei ihren Kindern geht. Dabei ist auch ihre eigene Medienkompetenz nicht unwichtig. Viele Eltern möchten ihre Kinder schützen, wissen aber nicht genau wie. Sie können ihren pädagogischen Anspruch nicht sinnvoll mit Leben füllen.

Es ist nicht immer leicht, ein digitales Angebot daraufhin zu beurteilen, ob es für den Nachwuchs wirklich geeignet ist. Hilfreich sind da auf jeden Fall Zusammenstellungen von kindgerechten Angeboten wie sie die Stiftung MedienKompetenz und jugendschutz.net veröffentlicht haben. Aber natürlich bietet auch das keine Garantie.

Auf dem Weg nach Hause habe ich lange über die Geschichte nachgedacht. Sie bestätigt mich in der Haltung, auch den Kleinen schon einen reflektierten Umgang mit digitalen Medien beizubringen. Sie davon fernzuhalten ist offensichtlich kein realistisches Szenario. Das kann man gut oder schlecht finden. Aber in erster Linie muss man es akzeptieren.

Das verlangt Eltern viel ab. Denn es gibt es noch keine ausreichenden Konzepte und Hilfestellungen für den Umgang mit dem Internet und den Schutz ganz junger Mediennutzer. Medienkompetenz ist deshalb auch ein wichtiges Thema für die Grundschulen. Apropos: Eine kleine Studie, die digitales Lernen an Grundschulen in den Blick nimmt, finden Sie hier!