Einführung digitaler Lernformen: Wo liegen die größten Stolpersteine? Und welche Unterschiede gibt es in den verschiedenen Bildungssektoren? Grundsätzlich wird das digitale Lernen in den meisten Bildungssektoren von den Lehrenden akzeptiert. Trotzdem existieren noch viele Hürden, um das Lernen mit Tablets, Notebooks und PCs flächendeckend einzuführen.

Manche Herausforderungen bei der Einführung digitaler Lernformen in das Lehrgeschehen sind nur in einigen Bildungssektoren präsent, andere betreffen alle vier. Fehlende Regelungen zur Anrechnung der digitalen Lehre auf die Arbeitszeit oder das Honorar etwa ist ein Problem, das allen vier Bildungssektoren gemeinsam ist. In der Weiterbildung zeigt sich das etwa bei den Dozenten (42%), von denen viele „pro Kurs“ bezahlt werden.

Die Tatsache, dass an Schulen, Berufsschulen und Hochschulen digitale Lehre als „Aufgabe on top“ betrachtet wird, führt dazu, dass nur digitale Enthusiasten wirklich Zeit in die Aufgaben investieren. Die anderen fühlen sich nur mäßig motiviert. Bleiben entsprechende Regelungen aus, wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern.

Geht es nach dem Anteil der Lehrenden, die einem möglichen Hindernis mit Blick auf ihre eigene Situation zustimmen, so scheinen sich bei den Schulen die größten Probleme aufzutürmen. Rund zwei Drittel aller Lehrerinnen und Lehrer beklagen sich über hohe Kosten für die Soft- und Hardware-Ausstattung (75%), das Fehlen einer professionellen Betreuung für die digitale Infrastruktur (73%), die Kosten für die Wartung der Geräte und Anwendungen (71%), die Regelungen zur Anrechnung des Mehraufwands beim Einsatz von digitalen Medien (68%) und die hohen Kosten der Beschaffung von Lerninhalten (65%). Umgekehrt gibt es keine Herausforderung an Schulen, die dort deutlich seltener genannt wird als in den anderen drei Bildungssektoren.

Die folgende Grafik zeigt die wichtigsten Herausforderungen, die Lehrende aus den unterschiedlichen Bildungssektoren sehen und wie sie sie bewerten.

Lehrende: Die wichtigsten Herausforderungen

Abbildung 1: Frage: Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten sehen Sie, wenn es um digitales Lernen in Ihrer Lerninstitution geht? Werte für Noten 1 und 2 | Ausbildung:  n=983-1601; Hochschule:  n=1104-2562; Schule: n=1206-1220; Weiterbildung: n=459  | Angaben in % | © mmb Institut GmbH 2018 

 

Kleiner scheinen die Sorgen hingegen bei den Hochschulen zu sein. Vor allem Herausforderungen, die Ausstattung, Ressourcen und Service betreffen, werden hier von deutlich weniger Dozentinnen und Dozenten geäußert. Sehr vordringlich ist für Hochschulangehörige hingegen eine rechtliche Herausforderung, z. B. zu Nutzungsrechten und Datenschutz (69%). Da diese viel publizieren, ist für sie das Urheberrecht natürlich in doppelter Hinsicht relevant, da sie auch die eigenen Werke schützen müssen.

Für Berufsschulen gelten ähnliche Herausforderungen wie für die allgemeinbildenden Schulen, allerdings liegt hier die Zustimmung etwas niedriger. Deutlich weniger Lehrerinnen und Lehrer beklagen sich dort allerdings über eine schlechte Betreuung der digitalen Infrastruktur (40%).

Zwei Themen spielen als Hindernis hingegen kaum eine Rolle: Dass Lernende zu beschäftigt sind, dass sie also keine Zeit für digitale Medien haben, glaubt nur eine kleine Minderheit (Ausnahme: Berufsschullehrende mit 24%).  Und dass digitales Lernen, u.a. durch den Betrieb von WLAN-Netzen, negative gesundheitliche Auswirkungen hat, sehen nur 11 Prozent der Lehrenden an Berufsschulen so – die anderen Sektoren liegen noch darunter. Es sieht so aus, als hätte ein beliebtes Gegenargument inzwischen deutlich an Kraft verloren.

Resümee:

Zumindest im subjektiven Empfinden der Lehrenden sind die Hindernisse an den allgemeinbildenden Schulen am größten, vor allem was die Ausstattung mit Lerntechnik und Lerninhalten angeht. Die Hochschulen hingegen fühlen sich im direkten Vergleich besser ausgestattet. Doch für alle Sektoren gilt: Die Anrechnung von Leistungen in der digitalen Lehre gehört auf die Agenda – auf allen Ebenen.

Die Ergebnisse aller Bildungssektoren im Vergleich finden Sie auf unserer Homepage.

Der Beitrag ist zuerst auf didacta Digital erschienen.