Der DigitalPakt, der nach einigem Hin und Her von Bund und Ländern beschlossen wurde, stellt den Schulen deutschlandweit fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung zur Verfügung. Seit Juni können die Mittel von den ersten Schulen beantragt werden. Wir haben auf den aktuellen Stand der Dinge geschaut und betrachten, wie einige Bundesländer die Maßnahmen umsetzen.

Was lange währt, wird endlich gut, könnte man sagen: Bis der DigitalPakt von Bund und Ländern für die Digitalisierung der Schulen in Deutschland tatsächlich unter Dach und Fach war, hat es eine ganze Weile gedauert. Nun ist die Vereinbarung von allen Seiten unterzeichnet und die Schulen können, soweit in ihrem jeweiligen Bundesland bereits eine entsprechende Förderrichtlinie erlassen wurde, Konzepte einreichen und Gelder aus dem Milliardentopf beantragen.

Im Vorfeld war der DigitalPakt von Schulpraktikern und Fachexperten kritisch diskutiert worden. Geld für die Schulentwicklung ist in Sachen Digitalisierung dringend nötig, keine Frage. Aber auch wenn die Summe auf den ersten Blick hoch erscheint, sind fünf Milliarden Euro nicht viel für jede einzelne der mehr als 43.000 deutschen Schulen. Und was tun, wenn das Geld verbraucht ist? Für Support und Weiterentwicklung werden weitere Gelder benötigt werden. Das hat auch der aktuelle Präsident der Kultusministerkonferenz, Hessens Bildungsminister Alexander Lorz bereits angemerkt und deutlich gemacht, dass die Länder die Anschlussfinanzierung allein nicht werden stemmen können.

Die bereitgestellten fünf Milliarden Euro sollen in den kommenden fünf Jahren Schulen insbesondere  bei Aufbau, Modernisierung und Support von IT-Infrastruktur unterstützen. Allerdings wissen wir aus vielen Praxiserfahrungen bereits, dass es nicht ausreicht, allein die Infrastruktur aufzubauen. Es braucht vor allem auch methodisch-didaktische Konzepte, damit die Geräte später sinnvoll im und für den Unterricht genutzt werden können. Und es braucht Fortbildungen für das Kollegium und einen grundlegenden Support, der einen reibungslosen Ablauf sichert.

Dass der DigitalPakt primär die technische Komponente in den Blick nimmt, bemängelt auch der Deutsche Philologenverband und befürchtet eine enorme Geldverschwendung. Aktuell sind die Länder gefordert, Förderrichtlinien aufzustellen, die die Mittelvergabe in jedem Bundesland regeln. Ein zentrales Element ist hierbei ein Konzept für die Nutzung der IT-Infrastruktur, das jede Schule bei Antragstellung vorlegen muss. Problematisch dabei ist nicht nur, dass diese Förderrichtlinien längst noch nicht überall fertig sind. Es fehlt vor allem auch an geschultem Fachpersonal, das die Anträge auf ihre pädagogische-digitale Eignung und Stringenz hin bewerten könnte.

Geld ist also vorhanden, kann bisher allerdings kaum fließen. Es bleibt abzuwarten, wie schnell die Bundesländer es schaffen werden, tatsächlich Gelder an die Schulen auszuschütten. Exemplarisch wollen wir hier zeigen, wie einzelne Länder den DigitalPakt umsetzen, welche Vorteile sie davon haben und welche neuen Hindernisse sich auftun.

Drei Beispiele aus den Ländern

Beispiel Bayern: Hier grätschte der DigitalPakt in bereits bestehende Förderinstrumente. Es bestand die Gefahr paralleler Förderschienen, die nicht mit der für Bayern vorgesehenen Bundesförderung des DigitalPakts von 778 Milionen Euro kombiniert werden können. Mittlerweile sieht es allerdings so aus, dass das bisherige Programm zur Digitalisierung von Schulen eine gute Grundlage geschaffen hat, die nun mit den frischen Mitteln des DigitalPakts ausgebaut werden kann.

Neben dem größeren Teil (700 Millionen Euro), der direkt in die Infrastruktur der Schulen fließt, werden jeweils 39 Millionen Euro für für die Entwicklung von landesweiten Schulplattformen investiert und für länderübergreifende Maßnahmen (z.B. Austausch von Lerninhalten) bereit gestellt. Das verspricht wichtige Synergieeffekte und entlastet die Schulen zusätzlich, die dann keine Lerninhalte selbst beschaffen und in ein eigenes Lernmanagementsystem einfügen muss.

Was in Bayern fehlt, sind allerdings klare Aussagen und Beschlüsse zur Nachhaltigkeit. Wie wird es nach diesen Investitionen weitergehen? Wie funktionieren künftig Wartung und Support?

Einen ähnlichen Verteilungsschlüssel nach Schulträgern und landesübergreifenden Maßnahmen sieht auch das Land Niedersachsen für sein Budget von 552 Millionen Euro vor. Jede Schule erhält dort einen Sockelbetrag von 30.000 Euro, der je nach Schülerzahl aufgestockt wird. Dabei fließen diese Beträge unabhängig davon, wie viel bereits zuvor in die Digitalisierung investiert wurde. Dies erspart zumindest eine „Bedürftigkeitsprüfung“.

Zuschüsse für Support und Wartung seitens des Landes an die Schulträger sowie die Unterstützung neuer Supportstrukturen sind laut Konzept „Medienkompetenz in Niedersachsen – Ziellinie 2020“ eingeplant, allerdings ohne explizit den Zeitraum nach 2024 zu adressieren.

Wie der Freistaat Bayern hat auch das Land Brandenburg bereits vor Abschluss des bundesweiten DigitalPakts digitale Grundlagen in den Schulen geschaffen. Schon im Jahr 2017 waren alle Schulen aufgefordert, einen „Medienentwicklungsplan“ zu erstellen. Jetzt, wo es um die Verteilung der für Brandenburg vorgesehenen 151 Millionen Euro aus dem DigitalPakt geht, haben die Schulen bereits wichtige Vorarbeit geleistet, um die Mittel zur Verbesserung der IT-Infrastruktur zügig beantragen zu können.

Geld ist nicht alles

Für viele andere Schulen in Deutschland dürfte die Entwicklung solcher Konzepte, die eine pädagogische Strategie, die dafür benötigte technische Infrastruktur und den Fortbildungsbedarf darlegen, schon eine deutliche Hürde darstellen. Oft fehlt den Lehrenden noch das Wissen, was mit Hilfe von digitalen Medien möglich ist und wie sie diese sowohl im Unterricht selbst als auch in der Schulorganisation einsetzen können. Studien wie der Monitor Digitale Bildung der Bertelsmann Stiftung zeigen: Es mangelt einfach an Erfahrungswerten, was gut funktioniert und welche Voraussetzungen wofür gegeben sein müssen. Und nicht zuletzt muss das Kollegium für ein gemeinsames Konzept auch an einem Strang ziehen. Das erfordert Entwicklungszeit, Raum für Diskussionen, Austausch, Ausprobieren. Und in der Regel muss ein solcher Prozess auch durch externe Moderatoren begleitet werden. Auch die sind aber Mangelware.

Und sind die Anträge erst fertig formuliert, möchte man den Schulen zurufen: „Sichert Euch schnell die passenden IT-Dienstleister!“. Ähnlich wie jetzt bei Fördermitteln für Baumaßnahmen, bei denen zwar die nötigen Gelder vorhanden sind, aber nicht die Baufirmen und qualifizierten Fachleute, dürften bald auch bei IT-Systemhäusern Engpässe entstehen, die Schulen mit Breitband-Anschlüssen und WLAN versorgen. Dies könnte sich wiederum auf die Preise auswirken.

Die Bildungswelt schaut also mit gemischten Gefühlen auf den DigitalPakt. Das zeigen auch die lebhaften Diskussionen auf Twitter (#DigitalPakt). Unserer Meinung nach offenbart sich darin ein noch tiefer liegendes Problem, denn das Geld aus dem DigitalPakt wird ja durchaus dringend benötigt. Es ist nur – selbst wenn es endlich fließt – auf Dauer zu wenig. Und es kommt spät. Und eigentlich hätte schon vor Jahren mehr in Schulen investiert werden müssen, sowohl in Ausstattung als auch in Schulentwicklung und Konzepte und natürlich in die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte. Jede Initiative, die jetzt gestartet wird, kann da eigentlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den nächsten Monaten entwickeln wird.