Sie als Eltern wünschen sich eine gute Schule für Ihr Kind. Aber Schulen heute unterscheiden sich von der, die Sie noch aus Ihrer eigenen Schulzeit kennen. Klassenzimmer sehen oft anders aus als früher, mit Lese- und Computerecken, Forscherstationen, Materialkisten, Lernwegen. Meist sitzen die Kinder eher an Gruppentischen als in nach vorne ausgerichteten Reihen. Es ist seltener geworden, dass Lehrer vorne stehen und alle Kinder zur selben Zeit dieselben Dinge tun. Und an vielen Schulen wirken neue Unterrichtsmethoden in den Schulalltag hinein, auch im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Schulen und vor dem Hintergrund von positiven Lernerfahrungen, die die Kinder trotz auch aller schlechten Erfahrungen während der Coronazeit machen konnten. 

Wie erkennen Sie also heute, ob eine Schule gut ist und ob sie die richtige Schule für Ihr Kind ist? Wir wollen Ihnen bei der Beantwortung dieser Fragen helfen.  

 

A) Vorab: Was ist Ihnen und Ihrem Kind wichtig? 

Bevor Sie sich um Einzelheiten kümmern, überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, was jeweils wichtig ist, z.B.: 

  • Wie möchte Ihr Kind zur Schule kommen? Zu Fuß, mit dem Rad, alleine, zusammen mit anderen, kommt ein öffentliches Verkehrsmittel in Frage oder muss es mit dem Auto gebracht werden? 
  • Auf welche Schule gehen die Freunde Ihres Kindes? Wie wichtig ist es für Ihr Kind, dass es mit seinen Freunden zusammenbleibt? Gibt es Kinder aus der Klasse Ihres Kindes, die ebenfalls an Ihre Wunschschule wechseln, kann das möglicherweise die unterschiedlichen Wege der Freund:innen ausgleichen? 
  • Welche Angebote braucht Ihr Kind außerhalb des Unterrichts (verlässliche Betreuung vor bzw. nach dem Unterricht; Mittagessen, Freizeit- und Bildungsangebote)? Bietet die Schule das an? 
  • Was ist Ihrem Kind wichtig? Z. B.: Bewegt es sich gerne und hätte gerne ein großes Außengelände? Braucht es eher Ruhe und Geborgenheit oder viel Aktivität? Wie beschäftigt es sich am liebsten, alleine oder in der Gruppe? Wie geht es mit neuen Situationen um? Sucht es sich gerne selbst aus, was es tun will, oder schätzt es klare Ansagen? 

Je besser Sie und Ihr Kind einschätzen können, was ihm besonders hilft, sich wohlzufühlen und gut zu lernen, umso besser können Sie gemeinsam entscheiden, welche Schule gut für Ihr Kind ist. Nehmen Sie die Äußerungen ihres Kindes ernst und wägen Sie sie im Entscheidungsprozess sorgfältig ab, insbesondere wenn sich seine von Ihren Vorstellungen unterscheiden. Wenn sich das Kind in der gemeinsam getroffenen Entscheidung gut wiederfinden kann, wird das seine Motivation, auf die ausgesuchte Schule zu gehen, erhöhen.   

 

B) Was sind Ihre ersten Eindrücke von der Schule? 

Schon bevor Sie sich eine Schule genauer ansehen, können Sie sich erste Eindrücke verschaffen: Schauen Sie, ob die Schule Broschüren ausgibt und/ oder eine Website hat. Wenn ja: 

  • Wie gefallen Ihnen die Materialien? Wie gefallen sie Ihrem Kind? 
  • Bekommen Sie ein gutes Bild vom Konzept der Schule, von den Menschen, die dort arbeiten und die Kinder begleiten?  
  • Sind die Informationen in den Flyern und/oder auf der Website auf aktuellem Stand? 
  • Enthält die Seite Antworten auf Ihre Fragen? Die Gedanken, die Sie sich zuvor darüber gemacht haben, was Ihnen und Ihrem Kind wichtig ist, können Ihnen dabei als Leitfaden dienen. 

 

C) Wenn Sie denken, eine Schule könnte für Ihr Kind in Frage kommen 

Schauen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind die Schule an. Sammeln Sie dazu einige Eindrücke, z. B. bei einem Rundgang über das Schulgelände – am besten melden Sie sich vorher im Schulsekretariat an oder gehen Sie zu einem „Tag der offenen Tür“, den die meisten Schulen regelmäßig anbieten. Finden Sie Gebäude und Gelände einladend, wie fühlt sich Ihr Kind in den Räumlichkeiten und im Außenbereich? 

  • Haben Sie das Gefühl, dass die Atmosphäre an der Schule offen und freundlich ist? 
  • Wenn Sie in der Pause über den Schulhof gehen – wie fühlt sich das an? 
  • Wenn Sie Streitigkeiten beobachten – wie werden sie geklärt? 
  • Wenn Sie Schüler:innen, Lehrkräfte und Erzieher:innen beobachten – wie gehen sie miteinander um? Ist der Umgangston freundlich, höflich, respektvoll? 
  • Wenn Sie Fragen stellen – z. B. an Lehrkräfte und Schulleitung – bekommen Sie Antworten, die Ihnen helfen? Fühlen Sie sich als Fragende ernst genommen? 
  • Bekommen Sie im Gebäude einen Eindruck davon, was Schüler:innen geleistet haben,  z. B. durch Arbeiten, die ausgestellt oder aufgehängt sind. Falls es solche Ausstellungen gibt: Wie aktuell sind sie?  
  • Wie gefallen Ihnen Gebäude und Gelände? Gibt es genügend Raum für verschiedene Aktivitäten und Phasen – also z. B. ruhigere Bereiche und welche, in denen Bewegung und Action möglich sind? Denken Sie dabei daran: Eine gute Ausstattung bedeutet noch nicht, dass die Schule gut ist, und guter Unterricht kann auch in einem Gebäude stattfinden, das schöner sein könnte. 
  • Wie ist die digitale Ausstattung der Schule, werden den Schüler:innen Geräte und Equipment zur Verfügung gestellt? Kann Ihnen ein:e Ansprechpartner:in erklären, wie damit im Unterricht gearbeitet wird?  

Am „Tag der offenen Tür“ erhalten Sie einen guten ersten Überblick über das, was die Schule ausmacht. Fragen Sie außerdem in der Schule nach, ob Sie sich – eventuell auch gemeinsam mit Ihrem Kind – den Unterricht anschauen können, denn hier können Sie den eigentlichen Schulalltag erleben. 

Manchmal mag ein Unterrichtsbesuch aus organisatorischen Gründen nicht möglich sein. Aber schon daran, wie Schulleitung oder Lehrkräfte auf die Frage reagieren, können Sie eine Menge erkennen: Wie offen stehen sie Ihrem Anliegen gegenüber? Oder scheuen sie sich davor, jemanden im Unterricht zusehen zu lassen? 

Wenn Sie den Unterricht anschauen dürfen: Bitten Sie darum, möglichst verschiedene Klassen und Lehrkräfte beobachten zu dürfen, um einen guten Einblick in die Schule zu bekommen.  

Suchen Sie Kontakt mit Eltern, deren Kinder die Schule besuchen, und mit Schülern selbst. Fragen Sie sie nach ihren Erfahrungen und Einschätzungen. Wenn möglich: Holen Sie verschiedene Meinungen ein und machen sich mithilfe Ihrer eigenen Auswahlkriterien aus den Äußerungen ein eigenes Bild. Denken Sie dabei daran: Verschiedene Menschen beurteilen dieselbe Situation – und z. B. auch dieselben Lehrer – oft unterschiedlich. 

 

D) Welche Fragen sollten Sie stellen, um zu erfahren, ob eine Schule gut ist? 

Die nachfolgenden Fragen können Sie als Anregung benutzen, um mit Schulleitung, Lehrkräften und auch Schüler:innen ins Gespräch zu kommen. Wenn Sie dazu noch Genaueres wissen wollen, finden Sie im Anhang kurze Erläuterungen, welche Gedanken und Ideen hinter diesen Fragen stehen. 

Wie lernen die Kinder an der Schule?  

  • Unterstützen die Unterrichtsmethoden und der Alltag in der Schule das Selbstständigwerden Ihres Kindes? Gibt es Zeiten, in denen die Kinder selbstständig lernen, alleine oder in Gruppen? Wie sind diese Zeiten organisiert?  
  • Kann ihr Kind schon vorhandene Interessen in den Schulalltag einbringen und weitere Interessen aufbauen?  
  • Können die Kinder in ihrem eigenen Tempo lernen?  
  • Achten die Lehrer darauf, wo die einzelnen Kinder in ihrer Entwicklung stehen, was ihre Stärken sind, wobei sie noch Unterstützung benötigen, oder in welchen Zusammenhängen sie sich mehr anstrengen sollten? 
  • Wie lernen die Kinder einzuschätzen, was ihnen leichter oder schwerer fällt und ob ihre Lernprozesse einen angemessenen Fortschritt machen?  
  • Welche Rückmeldungen bekommen sie für ihre Leistungen?  
  • Wo und in welcher Form findet eine Einbindung digital gestützter Materialien in den Unterricht und das Lernen der Schüler:innen statt, wie werden diese Phasen begleitet?  
  • In welcher Form können Kinder den Schulalltag mitgestalten und dabei wichtige überfachliche Kompetenzen erwerben? Können sie z. B. zunehmend Verantwortung für einzelne Bestandteile des Schulfestes übernehmen oder für die Gestaltung der Ausstellungen ihrer Arbeiten? 

 

Wie arbeiten die Erwachsenen an der Schule zusammen – Lehrkräfte, aber auch Erzieher:innen, Sozialpädagog:innen, ggf. Therapeut:innen oder Integrationskräfte?  

  • Gibt es gemeinsame Konzepte und Materialien für den Unterricht, auf den sich alle Lehrkräfte (z. B. eines Jahrgangs oder Fachs) geeinigt haben? Welche sind das?  
  • Wie tauschen sich die Lehrkräfte über geeignete Materialien und Methoden aus, inwiefern werden die im Ganztag tätigen Mitarbeiter:innen hier einbezogen? 
  • Wie sorgen Lehrkräfte dafür, dass Schüler:innen die Unterstützung und Anregung bekommen, die sie brauchen? 
  • Wie sprechen sich die Lehrkräfte mit den weiteren in der Schule Tätigen ab? Verstehen sie sich als ein Team?  
  • Bilden sie sich gemeinsam fort? 

 

 Wie ist der Schulalltag gestaltet?  

  • Was lernen Schüler:innen neben Mathe, Deutsch und Englisch noch? Inwiefern unterstützt die Schule die Schüler:innen aktiv dabei, sich zu gesunden, verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu entwickeln? 
  • Nutzt die Schule auch außerschulische Lernorte in der Kommune oder dem Stadtviertel (z. B. ortsansässige Firmen, landwirtschaftliche Betriebe, lokale Bibliotheken oder andere Kulturbetriebe)), um den Kindern und Jugendlichen den Lebensweltbezug der Unterrichtsinhalte immer wieder zu verdeutlichen? 
  • Welche Rolle spielen gemeinsame Erfahrungen und der bewusste Umgang mit Werten, Unterschiedlichkeiten, Streit und Schwierigkeiten? 
  • Was bietet die Schule, damit Schüler:innen die Grundlagen von Demokratie und Mitbestimmung erlernen und anwenden (z. B. Schülerparlament, Klassenrat, andere Mitwirkungsmöglichkeiten bei wichtigen sie betreffenden Entscheidungen)? 
  • Wie geht die Schule mit besonderen Problemen um (z. B. Gewalterfahrungen, Suchtproblemen, Essstörungen)?  
  • Wenn die Schule ein ausgewiesenes (z. B. inklusives, musisches, naturwissen-schaftliches, sportliches) Profil hat: Was bedeutet das für die Schüler:innen?

 

Wenn Ihnen wichtig ist, dass Ihr Kind eine Ganztagsschule besucht: 

  • Wie ist der Ganztag organisiert (freiwillige Teilnahme am Ganztag/Hort; verbindlicher Ganztag, etc.)? 
  • Welche Angebote neben dem Unterricht gibt es aktuell? 
  • Werden die Hausaufgaben immer im Rahmen des Ganztags erledigt, so dass Ihr Kind nach Schulende Zeit hat für außerschulische Aktivitäten? 
  • Sind auch Lehrkräfte in der Gestaltung außerunterrichtlicher Angebote aktiv oder stehen für die Hausaufgabenbetreuung zur Verfügung? 
  • Wie gut schätzen Lehrkräfte und Erzieher:innen die Zusammenarbeit ein? 
  • Wenn die außerunterrichtlichen Angebote durch einen anderen Träger als die Schule organisiert werden: Wie funktioniert die Zusammenarbeit hier? 

 

Welchen Wert legt die Schule darauf, mit den Eltern zusammenzuarbeiten? 

  • Fühlen Sie sich als “Expert:in” für Ihr Kind ernst genommen?  
  • Wie beziehen die Lehrkräfte Sie als Eltern in die Lernentwicklung Ihres Kindes mit ein? 

 

Versteht sich die Schule als eine Organisation, die selbst lernt und sich immer weiterentwickelt? 

  • Wie geht die Schule – wenn es so etwas in Ihrem Bundesland gibt – mit Inspektionsberichten oder Evaluationen um? 
  • Wie sind die Ergebnisse aus Lernstandserhebungen der letzten Jahre, und inwiefern sind diese Ergebnisse in die Weiterentwicklung des Unterrichts und Schulalltags eingeflossen? 
  • Wie arbeitet die Schule mit Einrichtungen zusammen, aus denen die Kinder kommen und an die sie Schüler:innen abgibt? 
  • Inwieweit versteht sich die Schule als Teil des Stadtteils oder der Gegend, in der sie liegt? 

 

Wie weit ist die Digitalisierung der Schule fortgeschritten? 

  • Gibt es ein Medienkonzept an der Schule? Gibt es auch ein pädagogisches Konzept für das Lernen mit digitalen Medien? 
  • Stellt die Schule digitale Geräte für die Schüler:innen zur Verfügung? Zu welchen Bedingungen erfolgt das und um welche Geräte handelt es sich? Inwiefern müssen sich die Eltern an der Finanzierung der Geräte oder deren Versicherung beteiligen? Ist die Schule über mögliche Unterstützungsmöglichkeiten für die Eltern informiert? 
  • Gibt es eine:n für die digitale Struktur zuständige:n Ansprechpartner:in an der Schule? Steht diese Person vielleicht sogar Ihnen bzw. ältere Schüler:innen direkt zur Verfügung bei Störungen des Schulgerätes? 
  • Welche digitalen Geräte sind in den Klassenräumen vorhanden (z. B. Whiteboards, Monitore)? Wie werden sie schwerpunktmäßig für den Unterricht genutzt? 
  • Sind die digitalen Medien ein Ersatz oder eine Ergänzung zum bisherigen Unterricht? Integrieren Lehrkräfte sie in neue Lehrmethoden oder bearbeiten die Schüler:innen lediglich PDF-Formulare am digitalen Gerät, die sie früher auf dem Papier bearbeitet haben? Fragen Sie ruhig mehrere Lehrkräfte danach, um einen Eindruck zu bekommen, wie weit der Unterricht als Ganzes auf dem Weg zur Digitalisierung an der Schule fortgeschritten ist.
  • In welchem zeitlichen Umfang werden die Geräte eingesetzt? 
  • Welche Programme werden genutzt und nach welchen Kriterien werden Programme, Apps etc. ausgesucht? 
  • Gibt es ein Konzept für das Distanzlernen an der Schule? 

Insgesamt gilt: Eine gute Schule ist eine, die Ihr Kind (meistens) gerne besucht, die ihm die Neugier und Lust am Lernen erhält und in der es sich als Mensch ernstgenommen fühlt und sich weiterentwickeln kann. 

Bei der Auswahl der richtigen Schule für Ihr Kind wünschen wir Ihnen viel Erfolg! 

Ihr Team Schule 21

 

Hier finden Sie den kompletten Elternleitfaden „Was ist eine gute Schule für mein Kind?“ inklusive eines Beispiels, wie gute Schule aussehen kann und ergänzenden begrifflichen Erklärungen zum Download.