Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends weisen darauf hin, dass es Hamburg besser als anderen Bundesländern gelingt, die Kompetenzen im Lesen zu fördern. Im bundesweiten Vergleich verbesserte sich Hamburg im Bereich „Lesen“ von Platz 14 (2011) auf Platz 3 (Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg 2022).  

Die Reinhard Mohn Stiftung hat diesen Erfolg im Sommer 2022 gemeinsam mit weiteren Partnern zum Anlass genommen, ein Transferkonzept für das Projekt für den Kreis Gütersloh zu entwickeln. 

Wie schafft es Hamburg, die Leseleistungen stetig zu verbessern?  

Heute liegen die Leistungen der Hamburger Schülerinnen und Schüler über dem bundesdeutschen Durchschnitt, obwohl rund ein Viertel aller Kinder zu Hause kein Deutsch spricht. Eine Methode aus dem Pilotprojekt zur systematischen Leseförderung im Rahmen der Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)“ hat in Hamburg zum Erfolg beigetragen.
Das sogenannte Hamburger Leseband (Gailberger u.a. 2021) beinhaltet eine verbindliche, tägliche Lesezeit von 20 Minuten, in der Lautlesemethoden wie das Tandemlesen, das Chorische Lesen, das Würfellesen oder Hörbuchlesen eingesetzt werden. Diese besondere Leseförderung wurde inzwischen auf fast ein Drittel der Hamburger Grundschulen ausgeweitet. An den Pilotschulen hat diese Form der Leseförderung bereits enorme Leistungssteigerungen bei den Schülerinnen und Schülern gezeigt (Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg 2019). 

Was bringt das Hamburger Leseband für Schülerinnen und Schüler? 

  • Das Training führt zu einer Steigerung der Leseflüssigkeit, die wiederum zu einer Verbesserung des Leseverstehens beiträgt. 
  • Die Auswirkungen des Trainings sind bis zur Sekundarstufe I nachweisbar.  
  • Transfereffekte konnten für den Bereich Rechtschreibung und in Teilen für den Bereich Mathematik festgestellt werden.  
  • Das Training zeigt insbesondere bei schwachen Leserinnen und Lesern positive Effekte.  

Transfer des Lesebandes 

Die Reinhard Mohn Stiftung hat zusammen mit der Schulaufsicht, dem Kompetenzteam, dem regionalen Bildungsbüro und wissenschaftlicher Unterstützung mit dem Transfer des Hamburger Erfolgskonzepts nach Gütersloh begonnen. Im Projekt „Lies mit“ (Projektverantwortliche der Reinhard Mohn Stiftung: Dr. Oliver Vorndran, Katja Hattendorf) wurde der vorhandene Ansatz noch um ein Fortbildungskonzept, das den Anforderungen der wirksamen Lehrkräftefortbildung entspricht (Lipowsky & Rzejak 2021), erweitert.
Im ersten Durchgang des Projekts seit August 2022 sind vier Grundschulen und eine Förderschule im Kreis Gütersloh bei „Lies mit“ dabei.
Die Lehrerinnen und Lehrer der teilnehmenden Schulen nehmen innerhalb von 18 Monaten an sieben Modulen teil, die Inputs, Austausch und Reflexion zu folgenden Methoden umfassen: Leseflüssigkeit, Diagnose und fünf Lautleseverfahren: Chorisches Lesen, Würfel-Lesen, Tandem-Lesen, Lesen mit Hörbuch und das Vorlese-Theater.  

Die Umsetzung des Lesebandes im Unterricht erfolgt an mindestens vier Tagen pro Woche. Der Fortschritt der Lesefähigkeiten bei den Schülerinnen und Schülern wird durch eine regelmäßige Testung mit dem Salzburger Lesescreening in einer Online-Version erfasst. Mit dem Lesescreening kann die Lesegeschwindigkeit der Kinder über das Lesen und Beurteilen von sinnvollen Sätzen überprüft werden. Es hilft somit, die Entwicklung basaler Lesefähigkeiten zu beobachten. Zusätzlich werden die Schulen mit ausgewähltem Material für alle Jahrgänge ausgestattet, den „Lesekisten“.  

Einen ersten Eindruck, wie im Rahmen des Projektes die Lesefähigkeiten bei Schülerinnen und Schülern im Kreis Gütersloh gestärkt werden, vermitteln Filme, die in die Methode des Lesebandes einführen bzw. die Diagnostik und die einzelnen Methoden in Bezug auf ihre Umsetzung und angestrebte Wirkung beleuchten. 

  1. Einführungsvideo – Das Leseband – YouTube 
  2. Leseflüssigkeit – Das Leseband – YouTube
  3. Diagnostik – Das Leseband – YouTube
  4. Chorisches Lesen – Das Leseband – YouTube
  5. Lautlesetandems – Das Leseband – YouTube
  6. Lesen mit Hörbuch – Das Leseband – YouTube
  7. Vorlesetheater – Das Leseband – YouTube

 


Literaturhinweise: 

Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg (2019): „Lesen mit BiSS“ – Systematische Leseförderung an Hamburger Grundschulen. Pressemitteilung vom 11. Dezember 2019 „Lesen mit BiSS“ – Systematische Leseförderung an Hamburger Grundschulen – hamburg.de 

Behörde für Schule und Berufsbildung, Hamburg (2022): PISA-Nachfolgestudie zeigt: Hamburg im Bundesvergleich erheblich verbessert. Pressemitteilung vom 17. Oktober 2022 www.hamburg.de/bsb/pressemitteilungen/16586560/2022-10-17-bsb-iqb-bildungsstudie/ 

Gailberger, St.; Pohlmann, B.; Reichenbach, L.; Thonke, F.; Wolther, J. (2021): Zum nachhaltigen Einfluss von Lautleseverfahren auf Leseflüssigkeit, Leseverstehen, Rechtschreibung sowie Kompetenzen jenseits des Deutschunterrichts, in: Weiterführende Grundlagenforschung in Lesedidaktik und Leseförderung (doabooks.org) S. 167-192. 

Lipowsky, F.; Rzejak, D. (2021): Fortbildungen für Lehrpersonen wirksam gestalten“. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Gütersloh  Fortbildungen für Lehrpersonen wirksam gestalten (bertelsmann-stiftung.de)