Animierte Kurzfilme erzählen besondere und berührende Geschichten mutiger Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus  

Jungen Menschen und nachfolgenden Generationen die Bedeutung von Toleranz und Vielfalt für die Gesellschaft zu vermitteln, ist auch heute noch von großer Bedeutung. Wir erzählen Geschichten von Mut, Widerstand und Zivilcourage im Holocaust. Die zunehmend kleiner werdende Zahl von Zeitzeugen verlangt neue Methoden, diesem Thema in Schule und Unterricht Raum zu geben. Humanity in Action e. V. initiierte das Kurzfilmprojekt „SPUREN – Porträts von Widerstand, Überleben und Entschlossenheit” mit animierten Kurzfilmen, um Lehrkräften innovative Möglichkeiten zu bieten, den Holocaust und seine Folgen im Unterricht zu thematisieren.   

Auch 78 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs ringt die Welt noch um den Umgang mit der Shoah und der tiefen Leere, die die Ermordung von Millionen von Jüdinnen und Juden hinterlassen hat. Der 27. Januar ist der Internationale Holocaustgedenktag, an dem auf vielfältige Weise der Opfer gedacht wird. Weitere stehen an – am 16. April in Israel, Anfang Mai erinnern Dänemark und die Niederlande an das Ende der deutschen Besatzung, am 8. Mai wird in Deutschland mit dem Tag der Befreiung des Kriegsendes durch die bedingungslose Kapitulation gedacht.

Dennoch stehen wir an einem Wendepunkt: Die letzten Überlebenden und Zeug:innen des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs sterben und nehmen ihre Erinnerungen an eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte mit. Zum ersten Mal wird es die alleinige Aufgabe von Bildungseinrichtungen im weitesten Sinne sein, ihre Geschichten zu bewahren und die Lehren, die wir daraus ziehen, an jüngere Generationen weiterzugeben.

Im Jahr 2021 begannen wir, das internationale Bildungsnetzwerk Humanity in Action, uns mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir uns dieser herausfordernden Aufgabe mit innovativen Bildungsangeboten annehmen können. Unser Ziel ist es, Geschichte so zu erzählen, dass eine Verbindung zu aktuellen Themen hergestellt und Diskussionen über die Relevanz dieser Ereignisse für unsere heutige Zeit angeregt werden. Wir stellen daher die Momente von Tapferkeit und Menschlichkeit angesichts des unfassbaren Grauens des Holocausts in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Sie erinnern uns daran, dass Menschen auch unter den erschütterndsten Umständen zu Mut und Mitgefühl fähig sind.

Um diese Botschaft wirkungsvoll zu vermitteln, haben wir uns an ausgewählte Mitglieder unseres Netzwerks gewandt, die zur Zeit des Holocausts und des Zweiten Weltkriegs Kinder waren, und sie gebeten, uns ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. Wir haben das Medium des Animationsfilms gewählt, um diese Geschichten auf eine Weise zu erzählen, die emotional bewegend ist und gleichzeitig der gelebten Realität entspricht. Dies gelang uns mit Unterstützung des dänischen Außenministeriums und einer großzügigen Förderung der Alfred Landecker Foundation.

 

Welche Geschichten erzählen wir?

Die drei Filme veranschaulichen die Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Shoah aus drei Blickwinkeln:

  • Voices in the Void erzählt die Geschichte Dänemarks, das seine Jüdinnen und Juden rettete. Die Flucht der Familie Melchior in einem Fischerkahn nach Schweden wird eindrucksvoll in Bilder gefasst.
  • In Zwei Bäume in Jerusalem erzählt die ehemalige Politikerin und Journalistin Cornelia Schmalz-Jacobsen, Ehrenvorsitzende von Humanity in Action Deutschland e. V., die Geschichte ihrer deutschen nicht-jüdischen Familie. Ihre Eltern riskierten ihr Leben, um verfolgte Jüdinnen und Juden zu retten. Und es geht in dem Film darum, was das Aufwachsen mit diesen mutigen Eltern für Cornelia Schmalz-Jacobsens Werdegang bedeutete.
  • Im dritten Film, My Father’s War, erzählen Dr. Peter Hein und sein Sohn David Hein gemeinsam ihre Familiengeschichte. Sie halten einen Vater-Sohn-Dialog, der die Auswirkungen und die Weitergabe des Traumas einer jüdischen Familie im Versteck thematisiert. Wie beeinflusste die Geschichte des Vaters den jungen David Hein, der als Koordinator des Verteidigungsbüros beim Kosovo Sondergerichtshof (KSC & SPO) in Den Haag arbeitet, eine Berufswahl, die eng mit der Familiengeschichte verknüpft ist?

 

Trotz der Einzigartigkeit jeder Geschichte enthalten alle drei Filme eine universelle Botschaft, die auch heute noch von großer Bedeutung ist: Jede:r Mensch hat die Fähigkeit zur Mitmenschlichkeit und daher auch die Verpflichtung, gegen Unrecht aufzutreten.

Da autoritäre Tendenzen in vielen Teilen der Welt auf dem Vormarsch sind, ermöglichen diese Geschichten mit ihrem historischen Wissen und Wertekompass einem breiten Publikum, sich einzudenken und -fühlen, zu lernen und die eigene Zivilcourage zu hinterfragen.

Die Filme schaffen eine poetische und direkte Verbindung zwischen den historischen Ereignissen und ihren Auswirkungen auf die nächsten Generationen. Die Aufgabe von Humanity in Action bestand darin, eine kraftvolle visuelle Erzählung zu schaffen. Diese ist wahrheitsgetreu und spiegelt die Leidenschaft wider, die Rabbi Bent Melchior, Donata und Eberhard Helmrich und ihre Tochter Cornelia Schmalz-Jacobsen sowie Peter und David Hein teilweise in ihren eigenen Texten zum Ausdruck bringen. Wir wollten diese Geschichten explizit einem jungen Publikum zugänglich machen.

 

Warum Animation als Ausdrucksmittel?

Animationsfilme werden zwar in der Regel mit jüngeren Menschen assoziiert, sprechen aber Menschen aller Altersgruppen an. Sie verleihen den Geschichten auf besondere Weise emotionale Tiefe und gewähren so tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der Protagonist:innen. Im Zentrum steht folgende Frage: Warum handelten Menschen so, wie sie es taten, obwohl sie oft einen hohen Preis dafür zahlen mussten, wenn sie ihren Überzeugungen treu blieben?

Darüber hinaus entführt die Vielfalt der Bilder die Betrachter:innen in eine andere Welt, die es ihnen erlaubt, sich mehr vorzustellen als das, was sie tatsächlich sehen. Durch das Hin und Her in Zeit und Raum wird die Relevanz dieser historischen Erzählungen in den Vordergrund gerückt. Wir wollen unsere Zuschauer:innen inspirieren, sich gegen Ungerechtigkeit in dieser Zeit der wachsenden Instabilität, Unsicherheit und des Wandels in den demokratischen Gesellschaften zu engagieren.

 

Wie können die Filme in Bildungseinrichtungen genutzt werden?

Um die Filme Zwei Bäume in Jerusalem und My Father’s War im Unterricht und in nicht-formalen Bildungseinrichtungen zu zeigen, hat Humanity in Action eine Sammlung von Materialien entwickelt, die in Deutsch, Englisch, Polnisch und Hebräisch verfügbar und kostenlos online zugänglich sind. Die Materialien können Pädagog:innen darin unterstützen, ansprechende Unterrichtseinheiten zu erstellen. Diese lassen sich zielgruppenspezifisch an verschiedene nationale Kontexte, Altersgruppen und Unterrichtsziele anpassen. Die Filme sind aus unserer Sicht für Kinder ab 12 Jahren geeignet.

 

Der pädagogische Inhalt der Materialien umfasst:

  • Vorschläge für die Ausgestaltung von Unterrichtseinheiten;
  • Ausschnitte aus Interviews mit den Protagonist:innen für zusätzliche Perspektiven, einschließlich Archivmaterial und Familienfotos;
  • Exklusive Videoserie „Hinter den Kulissen”;
  • Empfehlungen für weiterführende Lektüre und Filme;
  • Vorschläge für Aktivitäten zur Moderation spannender Diskussionen.

 


Nützliche Links: 

Humanity in Action lädt Pädagog:innen ein Vorführungen zu organisieren und die begleitenden Ressourcen zu diesen schwierigen Themen zu nutzen.

  • Zwei Bäume in Jerusalem ist in zwei Versionen verfügbar. Neben der deutschen gibt es auch die englische Fassung Two Trees in Jerusalem.
  • My Father’s War ist auf Englisch mit deutschen Untertiteln verfügbar (neben einer Reihe anderer Sprachen).