Das Mentoring-Programm Balu und Du unterstützt Kinder im Grundschulalter dabei, ihr Potenzial zu entfalten, indem sie im außerschulischen Bereich starke, unterstützende Begleitung durch junge Menschen erhalten. Wie die Balus und Moglis in unserem Projekt zusammenfinden und zusammenarbeiten, beschreiben wir in diesem Blogbeitrag. Wir blicken auch darauf, wie das Mentoring-Programm Schulen entlastet und welche Rolle Lehrkräfte dabei spielen.

Wie funktioniert Balu und Du?

Bei Balu und Du übernehmen engagierte junge Menschen ehrenamtlich mindestens ein Jahr lang eine Patenschaft für ein Kind und werden so zu deren Wegbegleitern. Sie treffen sich wöchentlich, verbringen gemeinsame Zeit und stärken so spielerisch und einprägsam die sozialen Kompetenzen des Kindes. Doch auch die Balus profitieren: Sie erwerben wertvolle Erfahrungen in Verantwortung, Empathie und Reflexion – Kompetenzen, die sie ein Leben lang begleiten.

Wer sind die Moglis?
Die „Moglis“ sind Grundschulkinder zwischen sechs und zehn Jahren, die von ihren Schulen für das Programm vorgeschlagen werden. Sie profitieren besonders von einer zugewandten Begleitung außerhalb des Schulalltags. Oft sind es Kinder, die sich schwertun, Anschluss zu finden, wenig Selbstvertrauen haben oder in herausfordernden Lebenssituationen stehen. Durch das Mentoring blühen sie auf – sie gewinnen Selbstbewusstsein, neue Perspektiven und Freude an sozialen Begegnungen.

Wer übernimmt die Rolle der Balus?
„Der größte Teil der Patinnen und Paten kommt aus weiterführenden Schulen. Das sind Oberstufenschülerinnen und -schüler, die beispielsweise Projekt- oder Seminarkurse absolvieren – oft im sozialen Bereich“, erklärt Dr. Dominik Esch, Vorstandsvorsitzender von Balu und Du. Die Patinnen und Paten stellen sich der Aufgabe, ein Mentoring zu übernehmen. Sie werden dafür gecoacht und reflektieren regelmäßig, wie sie ihr Patenkind am besten unterstützen können. Am Ende setzen sie sich z. B. im Rahmen einer Portfolioarbeit mit ihren Erfahrungen auseinander. Dies ist nicht nur für das Studium oder die Berufswahl wertvoll, sondern auch für die persönliche Entwicklung.

Wie funktioniert die Vermittlung zwischen Kindern und Mentor:innen?

Das erste Kennenlernen erfolgt meist in Begleitung der Lehrkräfte oder Eltern. Gelegentlich finden auch gemeinsame Veranstaltungen statt, bei denen sich Balus und Moglis in entspannter Atmosphäre begegnen. „Wichtig zu wissen: Alle Patinnen und Paten legen ein erweitertes Führungszeugnis vor und werden fachlich eng begleitet“, betont Dr. Esch.

Einblicke aus der Praxis

Am Gymnasium Zitadelle Jülich ist Balu und Du fester Bestandteil eines Projektkurses im Fach Pädagogik. Dabei kooperiert die Schule mit drei Grundschulen in der Region. Die Lehrkraft, die das Programm betreut, berichtet: „Als Lehrerin gibt es nichts Schöneres als die eigenen Schüler:innen nicht nur in ihrem Lernfortschritt, sondern vor allem auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und zu begleiten. Die Oberstufenschüler:innen werden von mir als betreuende Lehrkraft angeleitet, eine pädagogische Reflexion ihrer Treffen in Form eines digitalen Tagebuches vorzunehmen. Auf diese Weise kann die Begleitung unserer Schüler:innen als Coaching über eine digitale Plattform stattfinden und die Treffen mit den Moglis werden darüber hinaus im Projektunterricht vor- und nachbereitet, der im 14-tägigen Rhythmus stattfindet. Das Feedback der Grundschulen, der Moglis und ihrer Familien sowie unserer Balus überzeugt uns, dass dieses Projekt ein Gewinn für alle Beteiligten ist.“ Mehr Einblicke zu den Erfahrungen mit Balu und Du an dem Gymnasium Zitadelle finden Sie hier.

Balu und Du ermöglicht individuelle Förderung und Entlastung

Seit der Gründung von Balu und Du im Jahr 2001 wurden bereits 18.000 Tandems vermittelt. Jährlich kommen rund 29.000 Treffen zustande. „Alle diese jungen Menschen bereiten uns große Freude. Es ist beeindruckend, wie viel Zeit und Energie sie in Balu und Du investieren“, betont Dr. Dominik Esch. „Für die Grundschulen ist es eine große Entlastung zu wissen, dass Kinder, die besondere Aufmerksamkeit brauchen, mindestens ein Schuljahr lang wöchentlich individuell gefördert werden.“ Er führt weiter aus: „Lehrkräfte können den Familien eine konkrete und positive Lösung anbieten. Gleichzeitig bleibt der organisatorische Aufwand für die Schulen gering, da keine komplexe Diagnostik erforderlich ist. Die Kombination aus Berufserfahrung, Lebenserfahrung und Bauchgefühl reicht aus, um geeignete Kinder vorzuschlagen.“

Welche Kinder und welche Begleitung kommen für Balu und Du in Frage?

„Unsere Moglis sind Kinder, die oft Mut fassen müssen, um auf das Mentoring einzugehen. Sie erfahren dabei etwas, was sie vielleicht noch nie so erlebt haben: Dass ein junger Mensch, der nicht zur Familie oder Schule gehört, regelmäßig Zeit mit ihnen verbringen möchte“, so Dr. Esch. Dabei handelt es sich oft um Kinder, über die sich ihre Lehrkräfte Gedanken machen – weil sie sehr zurückhaltend sind, häufig enttäuscht wirken, mutlos sind, sprachliche Schwierigkeiten oder einen fehlenden Anschluss in der Klasse haben. Der sozioökonomische Status der Familien wird allerdings nicht spezifisch abgefragt.

Mitunter betreut Balu und Du auch Kinder in Krisensituationen, etwa wenn ein Elternteil schwer erkrankt oder verstorben ist. „In solchen Fällen bereiten wir die Patinnen und Paten besonders intensiv vor. Wichtig ist, dass unser Angebot stets ergänzend bleibt und keine professionelle Hilfe ersetzt“, erklärt Dr. Esch. „Wir arbeiten präventiv und entlasten Schulen vor allem dort, wo die Einschaltung eines Schulpsychologen noch nicht notwendig ist.“

Es lohnt sich! Rückmeldungen aus Schulen und wissenschaftliche Begleitung

Wie schätzen Schulen die Arbeit und die Erfahrungen im Mentoring-Programm ein?  „Eine große Zufriedenheit. Ein Lehrer aus Bremen erzählte mir, dass die Kinder schon nach kurzer Zeit regelrecht aufblühen. Sie kommen am Tag vor dem Treffen zu ihm und sagen: ‚Morgen treffe ich meine Balu.‘ Und am Tag nach dem Treffen berichten sie voller Freude: ‚Das habe ich mit meiner Balu gemacht.‘ Das Kind wird offener, kommunikativer und kommt morgens fröhlicher in die Schule – ganz anders als in der Zeit, bevor es eine Patin oder einen Paten hatte.“

Wie Mentoring wirkt, wird seit dem Start von Balu und Du unter anderem vom Bonner Institute on Behavior & Inequality (kurz: briq) wissenschaftlich untersucht. Forschungsergebnisse zeigen, dass das Mentoring bei Balu und Du vielfältige positive Effekte hat. Besonders hervorzuheben:

  • Die schulischen Leistungen und die Motivation der Kinder verbessern sich deutlich.
  • Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status erhöhen ihre Chance, ein Gymnasium zu besuchen, um 20 %.
  • Die Effekte sind langfristig: Ehemalige Moglis zeigen auch Jahre später signifikante Verbesserungen in ihrem Sozialverhalten.
  • Die Teilnahme verbessert das Sozialverhalten – und zwar nachhaltig: Vier Jahre nach der Programmteilnahme sind die ehemaligen Mentees im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant ehrlicher.

Jetzt mitmachen!

Sind Sie Lehrkraft einer weiterführenden Schule, deren Oberstufenschüler:innen sich als „Balus“ engagieren möchten? Oder arbeiten Sie an einer Grundschule, deren Kinder von Balu und Du profitieren könnten? Melden Sie sich bei uns – wir informieren Sie gerne näher über unser Mentoring-Programm.

Weitere Informationen und Termine unserer Infoveranstaltungen finden Sie unter: https://www.balu-und-du.de/mitmachen sowie Events | Balu und Du e.V.

 


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