Wenn von der sogenannten „Generation Z“ die Rede ist, fallen schnell die folgenden Schlagworte: „unverbindlich“, „überfordert“ und „nicht belastbar“. Diesen Vorurteilen steht entgegen, dass sich viele junge Menschen in Nachhaltigkeitsinitiativen engagieren, kreative Projekte auf die Beine stellen und somit Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen. Zukunft aktiv gestalten zu wollen, kann auch bedeuten, selbst einmal zu gründen. Dabei stellen sich auch die Fragen: Welche Kompetenzen bringen junge Menschen mit, wenn es um Initiative, emotionale Belastbarkeit, Selbstmanagement, Innovativität und Umgänglichkeit geht? Und hängen überfachliche Kompetenzen junger Menschen mit dem Gründungsinteresse zusammen? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im folgenden Blogbeitrag.

  1. Wie sich Gründungsinteresse und Bildung zueinander verhalten

Warum sprechen wir insbesondere mit Blick auf junge Menschen über Gründungsinteresse als Bildungschance? Es geht dabei nicht darum, dass alle jungen Menschen dieses Interesse auch zwingend in konkrete Gründungen umsetzen müssen. Neben der Beachtung des Gründungsinteresses im Rahmen der Berufsorientierung bieten sich hier vor allem Chancen darin, Gründungsinteresse als Ausdruck von Selbstwirksamkeit, Problemlösefähigkeit und Gestaltungswillen zu verstehen. Es zeigt eine aktive, verantwortungsbereite und kreative Haltung junger Menschen. Diese Haltung und dahinterstehende überfachliche Kompetenzen sind nicht nur für angehende Gründer:innen wichtig. Auch für Angestellte in Organisationen, die Innovation gestalten und Verantwortung übernehmen wollen, sind sie zentral. Darauf zielt auch das Stichwort „Intrapreneurship“ ab, bei dem es um Personen geht, die als Teil eines Unternehmens Innovation vorantreiben. In der VUCA-Welt ist es wesentlich, Bildung kompetenzorientiert zu begreifen. Denn VUCA (steht für Volatility/Volatilität, Uncertainty/Unsicherheit, Complexity/Komplexität, Ambiguity/Mehrdeutigkeit) steht für eine sich schnell verändernde, schwer vorhersehbare und komplexe Umwelt – besonders im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Kontext.

Ein Ansatz, um mit jungen Menschen über die Bedeutung von zukunftsrelevanten Kompetenzen zu sprechen, kann das Anknüpfen an das vorhandene Gründungsinteresse sein. Auch in schulischen Bildungskontexten kann das Interesse junger Menschen an Gründungen niedrigschwellig aufgegriffen werden – verbunden mit der Selbstwahrnehmung der eigenen überfachlichen Kompetenzen. Wie schätzen junge Menschen sich ein, wenn es um Initiative, emotionale Belastbarkeit, Selbstmanagement, Innovation und Engagement geht? Diese Kompetenzfacetten können sowohl in Schule als auch bei der Idee, selbst einmal zu gründen, und allgemein im weiteren Leben sehr hilfreich sein. Uns hat interessiert: Können sich junge Menschen mit starken überfachlichen Kompetenzen eher vorstellen zu gründen – und sind junge Gründungsinteressierte ihrer Ansicht nach auch besser aufgestellt, wenn es um soft skills geht?

  1. Gründungsinteresse und Kompetenzeinschätzungen junger Menschen

Um zu beantworten, wie Gründungsinteresse und Kompetenzeinschätzungen zusammenhängen, wurde von der GESIS (Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften) eine Datenanalyse mit Angaben von ca. 1.700 jungem Menschen im Alter von 14 bis 20 Jahren aus dem Jahr 2023 durchgeführt. Folgende Fragen wurden ausgewertet:

  1. Können sich junge Menschen sich vorstellen, sich bis zu ihrem 30. Geburtstag selbstständig zu machen und ein Unternehmen zu gründen? Gibt es bereits eigene Gründungserfahrung?
  2. Wie gut beherrschen junge Menschen nach eigener Einschätzung überfachliche Kompetenzen aus den Bereichen Initiative, emotionale Belastbarkeit, Selbstmanagement, Innovation und Engagement?

Die Ergebnisse zeigen:

  • Mehr als die Hälfte der jungen Menschen gab an, entweder eine Gründung fest geplant zu haben oder sich eine Gründung gut vorstellen zu können, sich aber noch nicht ganz sicher sind. Konkrete Gründungserfahrung hatten allerdings nur sechs Befragte.
  • Ja, es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen Gründungsinteresse und überfachlichen Kompetenzen: Junge Menschen mit höherem Gründungsinteresse schätzten ihre überfachlichen Kompetenzen bedeutend höher ein als Gleichaltrige ohne entsprechendes Interesse an einer Gründung. Diese Unterschiede zeigten sich am deutlichsten bei Durchsetzungsvermögen und Führungskompetenz, aber auch bei weiteren Kompetenzen aus allen fünf Kompetenzfacetten. Bei interkultureller Kompetenz, Zeitmanagement und Pflichtbewusstsein gab allerdings es keine bedeutsamen Unterschiede in den Einschätzungen der Jugendlichen mit hohem bzw. niedrigem Gründungsinteresse.
  • Junge Menschen mit höherem Gründungsinteresse schätzten sich in den übergeordneten Kategorien Initiative und Emotionale Belastbarkeit, aber auch bei Innovativität als kompetenter ein Gleichaltrige mit niedrigerem Gründungsinteresse (siehe Abbildung 1). Kleinere Unterschiede zeigten sich hingegen für die Kompetenzbereiche Umgänglichkeit und Selbstmanagement.
  • Sowohl das Gründungsinteresse als auch überfachliche Kompetenzen hängen vom sozialen Hintergrund junger Menschen ab. Der hier betrachtete Zusammenhang zwischen Gründungsinteresse und überfachlichen Kompetenzen bleibt auch bestehen, wenn man den sozialen Hintergrund (hier erfasst durch den Bildungshintergrund der Eltern) berücksichtigt. Das heißt: Überfachliche Kompetenzen sind auch unabhängig von der sozialen Herkunft mit Gründungsinteresse verknüpft.

Der angehängte Kurzbericht der GESIS liefert weitere Details und präsentiert die Ergebnisse der Jugendbefragung.

Abbildung 1
Mittelwerte der fünf Kompetenzbereiche in Abhängigkeit des Gründungsinteresses
Mittelwerte der fünf Kompetenzbereiche in Abhängigkeit des Gründungsinteresses

  1. Gründungsinteresse und neue Lehr-Lernformate als Bildungschance

Wir verstehen das Gründungsinteresse von jungen Menschen als Bildungschance und möglichen Ausgangs- und Anknüpfungspunkt für innovative Lehr-Lern-Settings, innerhalb und außerhalb von Schule. Denn bei dem Anwenden von Gründungsinteresse geht es darum, Lösungen für Probleme zu finden und Ideen umzusetzen – wobei Selbstwirksamkeit, Problemlösefähigkeit, Teamgeist oder Durchhaltevermögen zum Ausdruck kommen können. Lehr-Lernformate bzw. Bildungssettings, in denen Eigeninitiative, Innovationsgeist und Resilienz ebenso selbstverständlich gefördert werden wie Fachwissen, können junge Menschen dabei stärken, einen lösungsorientierten Gestaltungswillen zu entwickeln. Schnell fallen dabei Projekte wie Schülerfirmen, Design Thinking-Prozesse, Service Learning oder Maker Education ein, in denen sowohl die Persönlichkeitsbildung gestärkt als auch unternehmerisches Denken niedrigschwellig erprobt werden können. Gründungsinteresse ist dabei ein mögliches Themenfeld, bei dem junge Menschen erfahren können, wo ihre persönlichen Stärken liegen und wo sie sich Weiterentwicklung wünschen. Vielleicht setzen sie diese Kompetenzen später dafür ein, aus einem Problem eine Lösung zu machen – indem sie selbst gründen oder in einer bestehenden Organisation an Weiterentwicklungen und Innovationen mitzuarbeiten. In jedem Fall sind überfachliche Kompetenzen in vielen Kontexten relevant – bei der Berufsorientierung, bei der Gründung und allgemein bei der persönlichen Weiterentwicklung.

 

Hier geht es zum Kurzbericht:
Kurzbericht GESIS

 

Hinweis: Dieser Text wurde teilweise mit KI erstellt (KI-assistiert mit ChatGPT-4o).


 

Weiterführende Links:

Gründer:innen von morgen | Young Founders Network

Startup Zukunft! Netzwerk für Schüler:innenfirmen & Innovation

JUNIOR Schülerfirmen – IW JUNIOR gGmbH

Junge Tüftler*innen

Education Innovation Lab

Stiftung Lernen durch Engagement

 

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