Das Lernen mit mobilen Endgeräten – auch als Mobile Learning (M-Learning) bezeichnet – ist in vielen Entwicklungsländern ein zunehmender Trend. In Indien und Südafrika haben wir besonders interessante Anwendungen gesehen, denn in diesen Ländern hat die Mehrheit der Bevölkerung lediglich durch Mobiltelefone Teilhabe an der digitalen Welt. Die Preise solcher Geräte sind mittlerweile gesunken, so dass heute etwa eine Milliarde Inder ein Handy besitzen können[1]. Aber viele Mobiltelefone können nicht auf das Internet zugreifen, 2015 hatten nur 26,3% der weltweiten Handynutzer ein Smartphone, das internetfähig war[2]. Deshalb ist es in Indien besonders wichtig, mobile Lösungen zu finden, die keinen Internetzugang benötigen.

Madhav Krishna hat eine solche Lösung erfunden und nennt sie Vahan.

“Vahan” richtet sich an Indiens einkommensschwache Bevölkerung und bietet ihnen einen kostenlosen Englischunterricht. Es nutzt die Liste der Anrufe in Abwesenheit (“missed calls”): Der Nutzer wählt eine bestimmte Nummer, wobei allerdings der Anruf abgewiesen wird. Der Nutzer wird dann automatisch von einem Englischlehrer zurückgerufen, was dem Student ermöglicht, seine Telefonkosten zu schonen. Der Lehrer übt mit dem Lernenden Englische Konversation und Grammatik am Telefon. Diese Gespräche werden von Vahan aufgenommen, damit der Lehrer jeweils weiß, wo der Unterricht beim letzten Mal stehen geblieben ist und auch die Fortschritte des Lernenden verfolgen kann.

Madhav, der Gründer, denkt daran, die Lehrer mittelfristig durch eine Künstliche Intelligenz zu ersetzen, um mehr Leute erreichen zu können. Dadurch würde eine Art “Siri” des Englischlernens entstehen, mit der man ein Gespräch führen könnte, ohne sich die Frage zu stellen, ob man sich mit einer wirklichen Person oder mit einem AI System unterhält.

In Südafrika ist ein ähnliches Phänomen zu beobachten: 89% der erwachsenen Bevölkerung besitzt ein Mobiltelefon und 34% davon haben sogar ein Smartphone[3]. Kommunikation, Banking, Reisen und Lernen haben sich dadurch durchaus verändert.

Doug Hoernle hat Rethink Education, eine Mobile Learning Platform gestartet, weil er zwei wesentliche Probleme lösen wollte: Erstens, die für die meisten Schulen komplizierte Beschaffung von Lehrbüchern und zweitens das zeitaufwändige Pendeln von Schülern zur Schule. Deshalb hat er eine Lernplattform kreiert, die verdichtete Inhalte zu Mathematik und Naturissenschaften via SMS verbreitet. Der Schüler erhält Nachrichten mit Inhalten, die für sein Fach relevant sind und übt dadurch Mathe und Naturwissenschaft vor und nach dem Unterricht ohne sein Internet-Guthaben zu verbrauchen. Der Service ist sehr beliebt und schon 200.000 Nutzer für beide Schulfächer[4]. Finanziert wird das Ganze über Spenden großer Firmen, die in Südafrika verpflichtet sind, Gelder an Bildungsprojekte zu spenden.

Siyavula ist ein ähnliche Lösung, die sich über den Verkauf einer “adaptive learning” Technologie finanziert und im Unterschied zu Rethink Education nur auf Übungen konzentriert: Mit ihrer “adaptive learning” Technologie, wählt die Online Plattform angemessene Übungen für seine Nutzer aus. Ein Schüler erhält dadurch nie eine Übung, die viel zu leicht oder zu schwer sein wird, sondern eine, die seinem Lern- und Wissensstand angemessen ist. Zudem erhält jeder Schüler eine angemessene Anzahl von Übungen; bei jeder falschen Antwort, erhält der Schüler ein unmittelbares Feedback, damit er verstehen kann, worin sein Fehler liegt. Vodacom (ein südafrikanischer Telefonanbieter) bietet sogar Siyavula und einige andere Bildungswebseiten zu einer “zero-rate” (d. h. das Internet Guthaben bleibt durch das Besuchen der Seite unverändert) jedem seiner Kunden an.

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Die Edtech World Tour ist eine Forschungsreise zur Entdeckung innovativer digitaler Bildungspraktiken weltweit. Wir stellen uns besonders die Frage, welche Rolle digitale Lernmedien für mehr Chancengleichheit und einen besseren Zugang zu Bildung haben können. Dafür sind wir fünf Monate unterwegs und besuchen Schulen und Unis, treffen uns mit Unternehmern, Denkern und Innovatoren der digitalen Bildungswelt, um so viele Einblicke in “best practices” aus jedem Land zu bekommen. Wir sind in den USA, Chile, Neuseeland, Australien, Indien, Südkorea und Südafrika unterwegs.

Wer sind wir? Audrey & Svenia, ein deutsch-französisches Team, das sich leidenschaftlich für Bildung interessiert und die Auswirkungen, die Technologie auf sie haben kann.

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Quellen:

Foto: © Wikimedia Commons

[1] Nach einer Studie der “Telecom Regulatory Authority of India” im Dezember 2015

[2] Siehe die Statistik von Statista: http://www.statista.com/statistics/257048/smartphone-user-penetration-in-india/ (zuletzt aufgerufen am 16. März 2016)

[3] Daten nach PEW Research: http://www.pewglobal.org/2015/04/15/cell-phones-in-africa-communication-lifeline/ (zuletzt aufgerufen am 16. März 2016)

[4] Offizielle Zahl von Rethink Education: http://rethinkeducation.co.za (zuletzt aufgerufen am 16. März 2016)