Bislang beschränken sich die meisten Ansätze des auf Erwachsene ausgerichteten E-Learnings auf die raum-zeitlich flexible Bereitstellung digitalisierten Contents. Doch gelingende Erwachsenenbildung basiert auf mehr als nur der einfache Verfügbarkeit von Lerninhalten. In einer mehrteiligen Reihe wollen wir fünf ineinandergreifende Einsatzbereiche digitaler Technologien in der Erwachsenenbildung anhand internationaler Beispiele vorstellen. Blickt man auf die beständig wachsende Anzahl von digitalen Lernangeboten, so fallen zwei Dinge auf: Einmal, dass gerade den kommerziell erfolgreichen Angeboten nur ein sehr eingeschränktes Verständnis von Lernen zugrundeliegt, das davon ausgeht gelingendes Lernen sei bereits durch die einfache Verfügbarkeit bestmöglicher Lerninhalte sichergestellt. Zum anderen, dass sich die Mehrzahl digitaler Lernangebote an die Zielgruppe bildungsaffiner Personen richtet, welche meist tatsächlich auf Basis mehr oder weniger guter Lerninhalte auch sichtbare Lernerfolge erzielen können. Die beiden Beobachtungen ergänzen sich und verweisen gleichzeitig auf das immer eklatantere Problem, dass sich auch mit Blick auf digitale Lernangebote die Bildungsschere zeigt. Die Hoffnungen auf eine offene, hierarchielose und solidarische digitale Welt werden von der pragmatischen Einsicht konterkariert: Wer hat dem wird gegeben. Bildungsferne Gruppen fallen also aus dem digitalen Raster und selbst frei zugängliche digitale Lernangebote scheitern oft daran bei diesen Zielgruppen sichtbare Lernerfolge zu erzielen. Der Grund hierfür liegt in dem bereits erwähnten eingeschränkten Verständnis des Lernens vieler Angebote, das die eigentliche Komplexität von Lernprozessen nicht berücksichtigt. Zum besseren Verständnis von Lernprozessen ist ein differenzierteres Modell des Lernens nötig. Nur so können (digitale) Lernangebote entwickelt werden, die den Lernbedürfnissen verschiedener Zielgruppen optimal Rechnung tragen. Ein solches komplexes Modell des Lernens umfasst unserer Ansicht nach mindestens fünf Bereiche, die durch digitale Technologien unterstützt werden können:

  • Die dem eigentlichen Lernen vorgeschaltete Orientierung über mögliche Lernwege sowie darauf aufbauend eine unterstützende Navigation innerhalb bestimmter Lernumgebungen.
  • Die flexible Bereitstellung von Lerninhalten sowie darüber hinausgehend die Einbettung von Inhalten in digitalisierte Trainingsangebote wie z.B. Simulationen.
  • Die Unterstützung des Lernens durch die motivierende Gestaltung von Lernaufgaben und Lernumgebungen sowie daran gekoppelt durch fortlaufendes Feedback zu Lernfortschritten.
  • Die Vernetzung von Lernern untereinander sowie mit Experten im Sinne sich beständig entwickelnder „Communities of Practice“ sowie die Ermöglichung eines selbstgesteuerten Austauschs von Nutzern digitaler Lernangebote und deren Entwicklern mit dem Ziel der fortlaufenden kollaborativen Verbesserung bestehender Angebote.
  • Die Validierung von Ergebnissen formaler, non-formaler sowie informeller Lernprozesse sowie daran anschließend die Zertifizierung erreichter Kompetenzzuwächse.

In den nächsten Wochen werden wir dieses Schema anhand exemplarischer digitaler Lernangebote im Detail vorstellen.

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