Mr. Jones’ Schule, die Ronald Mc Nair Academy, befindet sich in einem unterprivilegierten Viertel von Palo Alto, im Herzen des Silicon Valley. Es gibt weder riesige Klassenräume, noch iPads und Laptops in jedem Klassenzimmer, wie wir es in den vier private schools, die wir schon besichtigt haben, erlebt haben. Dieser Schule stehen kaum finanzielle Mittel zur Verfügung, Lehrer müssen für zusätzliche Unterrichtsmittel kämpfen. Doch in Mr. Jones’ Klassenzimmer befindet sich alles, was wir in den bereits vorher besichtigten Schulen vorgefunden haben: Laptops, Ipads, Apple TV, 3D Drucker, Drohnen – das Klassenzimmer ist mit den neuesten Geräten ausgestattet.

Wie hat er das geschafft? Mit Donorschoose. Donorschoose ist eine Crowdfunding-Plattform, die es Lehrern öffentlicher Schulen ermöglicht, Projekte für die Verbesserung ihrer Klassenzimmer zu finanzieren. Dank dieser Plattform konnte er schon etwa 250.000$ für seine Schule sammeln.

Zukunftsperspektiven für Schüler

Mr. Jones bietet die geliebte “Tech Class” für die 6. Stufe an. Vierzig Minuten pro Tag – außer mittwochs, wo es nur 20 Minuten klappt – lernen die Schüler des Wahlfaches, was sie mit Technologie alles kreieren können. Sie lernen mit Computer und Tablets umzugehen und lernen zu programmieren mit Hour of code, Kodable, Khan Academy oder entwerfen einen Gegenstand auf Tinkercad und drucken den mit dem 3D Drucker der Schule aus – ebenso durch Donorschoose finanziert. Uns beeindruckt, wie engagiert und neugierig die Schüler sind und einer von ihnen, Hymet, 12, teilte uns stolz mit, “I want to be a developer to design and create cool websites from scratch”. Später erfuhren wir dass Hymet einer der begabtesten Schüler ist und dass er keines dieser Geräte zu Hause hat. Ohne Mr. Jones’ Tech Class wäre er vielleicht nie auf diesen Berufswunsch gekommen.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Der Lehrer ist der Schlüssel zum Erfolg und seine Überzeugungen sowie Engagement tragen entscheidend dazu bei, ob digitale Mittel effizient eingeführt werden oder nicht. Edsurge, das amerikanische Edtech Online-Magazin organisiert regelmäßig Treffen, die “Tech for Schools Summit” genannt werden. Diese Treffen versammeln Lehrer und Start-ups bzw. Erfinder neuer Edtech Produkte. Sie sind eine günstige Gelegenheit für Lehrer, Produkte zu testen und auszuwerten, und für Start-ups Lehrer-Feedback zu bekommen. Davon profitieren beide Seiten: Start-ups haben ein unverzügliches Feedback von ihren Hauptnutzern und Lehrer können in Echtzeit ein Produkt testen und sich eine Meinung darüber bilden. Das Treffen in Mountain View am 24. Oktober war für uns die Gelegenheit, viele engagierte Lehrer zu treffen, und zeigte uns, dass Lehrer wie Mr. Jones durchaus keine Ausnahme sind. Aber nicht jeder Lehrer ist so autodidaktisch veranlagt wie er. Lehrer müssen entsprechend aus- und fortgebildet werden. Wie wir im nächsten Artikel über das Ipad/Pearson-Debakel in Los Angeles sehen werden, ist das nicht immer selbstverständlich.

Die Edtech World Tour ist eine Forschungsreise zur Entdeckung innovativer digitaler Bildungspraktiken weltweit. Wir stellen uns besonders die Frage, welche Rolle digitale Bildung für mehr Chancengerechtigkeit und einen besseren Zugang zu Bildung haben kann. Dafür sind wir fünf Monate unterwegs und besuchen Schulen und Unis, treffen uns mit Unternehmern, Denkern und Innovatoren der digitalen Bildungswelt, um so viele Einblicke in “best practices” aus jedem Land zu bekommen. Wir sind in den USA, Chile, Neuseeland, Australien, Indien, Südkorea und Südafrika unterwegs.

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