„Niemand schreibt mir das vor“, antwortete ein Berufsschullehrer im Experteninterview zum „Monitor Digitale Bildung“ auf die Frage, ob und wie er im Unterricht digitale Medien einsetzt. Dies ist ein ganz zentraler Faktor bei der Einführung des digitalen Lernens an Berufsschulen. Wer treibt den Einführungsprozess voran? Wer spielt dabei welche Rolle?

Es gibt viele Player, die in irgendeiner Weise auf die Entscheidung an einer Schule Einfluss nehmen können, ob und wie mit Computern gelernt wird. Wir haben die Beteiligten und ihre Rollen in einer Übersicht zusammengefasst:

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Abbildung 1 Stakeholder im Entscheidungsprozess für Lernsoftware an allgemeinbildenden Schulen

Quelle: mmb Institut

Je nach Bundesland fällt der Schulleitung bei der endgültigen Entscheidung – hier exemplarisch für die Anschaffung von Lernsoftware und Lernsystemen an allgemeinbildenden Schulen – eine mehr oder weniger zentrale Rolle zu. Wer aber hat wiederum Einfluss auf diese Entscheidung der Schulleitung?

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Abbildung 2 Berufsschullehrer: Impuls zum Einsatz digitaler Lernmedien

Fast alle Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer (98%) gaben für die Befragung des „Monitor Digitale Bildung – Ausbildung im digitalen Zeitalter“ nach eigener Aussage den Impuls selbst, haben also ihren Unterricht und den ihrer Kollegen beeinflusst (vgl. Abbildung 2). Die Schulleitung hingegen spielt nur eine untergeordnete Rolle. Nur 31 Prozent der Befragten sehen in den Schuldirektoren die treibende Kraft. Diese Position betont einmal mehr die Rolle der Lehrer als „Einzelkämpfer“, die für die Gestaltung des eigenen Unterrichts verantwortlich sind – und diese Rolle meist sehr gerne ausfüllen.

Fragt man wiederum die Schuldirektorinnen und -direktoren, so (siehe Abbildung 3 unten) geht die Initiative bei 60 Prozent aller befragten Schulen von ihnen aus. In 40 Prozent aller Fälle sieht die Schulleitung Lehrkräfte als die treibenden Kräfte an. Doch es gibt auch Überschneidungen zwischen diesen Gruppen: In 33 Prozent aller Fälle haben die Befragten beide Antworten angekreuzt. Hier arbeiten also Schulleitungen und Lehrende bei der Einführung Hand in Hand.

In 42 Prozent der Schulen hingegen „macht jeder seins“. Es hängt an einzelnen Lehrerinnen und Lehrern, ob sie digitale Lernmedien einsetzen oder nicht – und dies hat keine weiteren Auswirkungen auf den Unterricht von anderen. Auch dies bestätigt zumindest teilweise die oben erläuterte Einstellung der Lehrerinnen und Lehrer.

Einflüsse von außen, beispielsweise durch Schulbehörden oder Förderinitiativen, sind eher die Ausnahme. Nur drei Prozent der Schulen folgen bei der Einführung von digitalen Lernmedien einer Empfehlung der Schulbehörden, und nur zwei Prozent tun dies aufgrund eines Erlasses. Dies kann natürlich auch ein Zeichen dafür sein, dass die Impulse seitens der Behörden eher selten sind.

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Abbildung 3 Schulleiter: Treiber bei der Einführung des digitalen Lernens an der Berufsschule

Die befragten Vertreterinnen und Vertreter von Schulbehörden bestätigen ihren eher geringen Einfluss in Experteninterviews und betonen dabei je nach Position auch ihre beratende Funktion:

„Der Schule wird ein Budget zugewiesen, auch eins für IT. Das ist rein für IT und Medien. Die Schule muss dann klären, wo möchten wir hin? Dann komme ich dazu und wir kalkulieren das durch. Wir schauen, ob das umsetzbar ist. Dann stellen wir fest: Im 1. Jahr ist ein Notebook finanzierbar, im 2. Jahr dann ein paar Smartboards und im dritten Jahr dann WLAN. Die Schule entscheidet rein pädagogisch und wir entscheiden dann technisch und finanziell. Das ist aber ein gemeinsamer Dialog.“ (Vertreter eines Schulträgers)

„Ich spreche mit dem Schulleiter und dem Kollegium. Die Personen, die bei uns anfragen, mit denen versuche ich ins Gespräch zu kommen. (…) Ich versuche natürlich Einfluss zu nehmen, leider werde ich wenig gefragt. Man kann nur versuchen etwas anzuschieben.“ (Leiter eines Medienpädagogischen Zentrums)

Fazit: Im Idealfall könnte es also so aussehen, dass die Schulleitung die Interessen der Lehrenden beim Einsatz von digitalen Lernmitteln koordiniert und bündelt, um so eine gemeinsame Strategie des digitalen Lernens für die eigene Schule zu entwickeln und hiermit auf die Schulbehörden und beratende Einrichtungen zuzugehen. Das Freiwilligkeitsprinzip auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer, diesen Prozess mitzugestalten, scheint die Einführung insgesamt eher zu fördern als zu behindern.