Unter dem Motto „Smart Country“ widmet sich der diesjährige Reinhard-Mohn-Preis den Chancen der Digitalisierung für Deutschland. Rund um die Preisverleihung am 29. Juni beleuchten wir einige Aspekte digitalen Denkens – kompakt, kurz und konkret.

Jörg Dräger widmet sich der Frage, welche Rolle digitale Kompetenzen künftig spielen – seine Antwort gibt es hier:

 

Wo steht Deutschland im Hinblick auf digitale Kompetenzen und was müsste sich verändern?

„Ins Internet geht heute jeder – die Kompetenzen haben leider nicht mitgehalten.“, so Dräger im Interview. Die bloße Nutzung digitaler Technologie sei noch keine Kompetenz; vielmehr müsse jeder ein Verständnis für Funktionsweise und Einfluss von Plattformen, Algorithmen und Apps im persönlichen Alltag entwickeln.

 

Wie kann jungen Leuten digitale Kompetenz vermittelt werden?

Schulen spielen eine wichtige Rolle im Lernprozess – auch für digitale Kompetenzen: Wo, wenn nicht in der Schule lernt man, welche digitalen Medien nützlich sind und wann man das Smartphone auch mal ausschalten sollte. Youtube kann beispielsweise zum Lernen genutzt werden, um sich etwa die binomische Formel erklären zu lassen. Es geht also zum einen darum, überhaupt die volle Bandbreite der Nutzungsmöglichkeiten zu vermitteln. Zum anderen muss aber auch die nötige Reflexionsfähigkeit „geschult“ werden: Welcher Quelle kann ich vertrauen? Wo finde ich die richtige Information? Welche Daten darf ich teilen?

 

Inwiefern beeinflusst die Digitalisierung soziale Unterschiede?

Dräger sieht die Digitalisierung als Werkzeug, das richtig genutzt soziale Ungleichheit verringern kann. Umso wichtiger ist es, Kinder rechtzeitig auf den Umgang mit digitalen Technologien vorzubereiten – unabhängig vom Elternhaus, sozialen Hintergrund und Wohnort der Schüler. Dräger: „Das Handy gehört in der Schule auch auf den Tisch und nicht verboten.“

 

Wie kann die Politik den Digitalisierungsprozess weiter vorantreiben?

In der Bildung hat sich im letzten Jahr schon einiges getan – trotzdem wird es einige Zeit dauern, bis die mehr als 40.000 Schulen in Deutschland an die Digitalisierung herangeführt werden. In der Zwischenzeit sollten auch außerschulische Möglichkeiten genutzt werden. Über die Zeit könnten diese Angebote dann sukzessiv in den regulären Unterricht eingebaut werden, so der Bildungsexperte im Interview.

 

Fazit: Die Richtung stimmt, aber der Weg ist noch weit.