Dieser Beitrag wurde verfasst von: Dr. Katja Bett.

Webinare, Virtual Classroom Trainings, Live-Online-Trainings – die Nachfrage nach diesen Lernformaten wird immer größer. Wir als Trainer und Trainerinnen und Weiterbildungsverantwortliche müssen daher Schritt halten, um zukünftig auch als E-Trainer/in unsere Lerninhalte erfolgreich und virtuell vermitteln zu können. Nur wie?

Was im virtuellen Raum anders ist

Als Trainer/in im virtuellen Raum können wir einige Kompetenzen aus der Präsenz übertragen. Es gibt jedoch viele Unterschiede, weshalb das gewohnte Vorgehen wie die didaktische Konzeption, der Umgang mit den Teilnehmenden und der Einsatz von Methoden nicht einfach 1:1 übertragen werden kann.

Die Konzeption von Webinaren

Folgende Aspekte sollten Sie bei der Planung von Webinaren daher unbedingt beachten:

  • Lerninhalte reduzieren und auf die Passung für das Webinar prüfen: Eignen sich die Inhalte für das Webinar oder können diese ausgelagert werden? Ein Webinar umfasst max. 90 Minuten, daher müssen die Inhalte konsequent didaktisch reduziert werden.
  • Regelmäßig Interaktionen durchführen, um die Teilnehmenden zu aktivieren und miteinzubeziehen – mindestens alle fünf Minuten! Damit die Aufmerksamkeit und die Motivation bei ihren Teilnehmenden hoch bleiben.
  • Unterlagen bzw. Foliensätze ansprechend und lernförderlich gestalten: Dies erreichen Sie durch ein klares Layout, Schlagworte statt Fließtext, Einsatz von Bildern und Grafiken etc. Entschlacken Sie Ihre Folien und lagern Sie die Inhalte in Begleitmaterial aus.
  • Aktivierend moderieren: Die Anweisungen im Webinar müssen deutlicher formuliert, die Teilnehmenden gezielt angesprochen und zur aktiven Mitarbeit aufgefordert werden. Damit haben Sie die „kognitive Überlast“ bedingt durch die technische Umgebung im Griff. Ihre Teilnehmenden konzentrieren sich auf die Inhalte und sind nicht permanent damit beschäftigt sich im technischen System zurecht zu finden.

Die Kompetenzen eines/r E-Trainers/in

Anders als in Präsenz agieren wir als E-Trainer/in hinter dem Rechner und sehen unsere Teilnehmenden nicht. Es gibt keine Körpersprache und die Teilnehmenden sind in der Regel sehr viel zurückhaltender. Das bedeutet, dass wir als E-Trainer/in eine wichtige Schlüsselrolle haben. Wir benötigen technische, soziale und didaktische Kompetenzen sowie eine inhaltliche Expertise, um erfolgreiche virtuelle Kurse zu konzipieren und umzusetzen.

Der Aufbau dieser Kompetenzen

Ein/e Trainer/in kann diese Kompetenzen trotz jahrelanger Erfahrung in der Präsenz nicht von heute auf morgen erwerben und umsetzen. Zentral ist, selbst diese Art des Lernens als Teilnehmer/in zu erleben. Dies hat den Vorteil, dass Sie selbst mit der Lernumgebung und der Art und Weise des Online-Lernens vertraut werden und gleichzeitig dafür sensibilisiert werden, was die Teilnehmenden von einem/r E-Trainer/in benötigen und erwarten.

Neben den eigenen Erfahrungen im virtuellen Klassenzimmer ist das „doing“ besonders wichtig. Wie auch in Präsenz reicht hier nicht die reine Theorie aus, man muss es schon selbst anwenden. Wie fühlt sich das als Trainer/in an, wenn man in seinen Laptop spricht und niemanden nicken sieht? Woher weiß ich, dass die Teilnehmenden aktiv dabei sind und nicht längst abwesend sind? Wie funktioniert die Technik und was mache ich bei Störungen? Diese und viele weitere Fragen können Sie nur durch eigenes Ausprobieren beantwortet.

Was die Weiterbildungsverantwortlichen tun können

In Akademien, Bildungsorganisationen und in der Personalentwicklung bzw. HR-Abteilungen in Unternehmen haben die Verantwortlichen die Aufgabe, die didaktische Qualität von Live-Online-Trainings auf Dauer sicherzustellen. Warum? Nur wenn Einigkeit herrscht zur didaktischen Qualität, dann werden Live-Online-Trainings und Webinare erfolgreich sein. Dazu können Prozesse und Strukturen sichergestellt werden, beispielsweise, indem Folientemplates erstellt werden, ein Methodenkoffer bereit steht, technische Checklisten zur Verfügung gestellt werden oder auch Checklisten zur didaktischen Qualität. Die Verantwortung für gutes „Online-Training“ liegt eben nicht nur bei den Durchführenden, sondern in der Organisation und im Unternehmen selbst.

Fazit und Blick über den Tellerrand

Live-Online-Trainings, Webinar, Virtual Classroom Tainings und Co. sind schon längst etabliert. Die Frage, die sich stellt ist: wann sind diese erfolgreich und wie können diese so gestaltet werden, dass der Lern- und Trainingserfolg sicher gestellt ist. Hier sind einerseits die Trainer gefragt, spannende und didaktische hochwertige Trainings umzusetzen und andererseits die Organisationen und Unternehmen gefragt, Rahmenbedingungen sicherzustellen, die die Qualität der Trainings unterstützen.

Meist bleibt es nicht bei Einzel-Veranstaltungen stehen: ein einzelnes Webinar von 90 Minuten hat lernpsychologisch gesehen einfach Grenzen: in 90 Minuten kann eben nicht eine Tagesveranstaltung ersetzt werden. Vielmehr wird es zukünftig vermehrt Konzepte geben, die Webinare und Live-Online-Trainings in komplexere Online-Kurse integrieren. Ein Format ist die „Webinar-Strecke“: in wöchentlich getakteten Terminen (z.B. 6 Wochen) finden 6 Webinare statt. Oder aber Webinare und Live-Online-Trainings sind integraler Bestandteil von Blended Learning Konzepten. Hierbei gilt es verschiedene digitale Lernformate (Webinare, Videotutorials, Quizzes, virtuelle Gruppenarbeit und Co.) didaktisch sinnvoll miteinander zu verzahnen.


Literatur-Quellen

Bett, K. & Müller, M. (2016). Kapitel 5: Qualifizierung und Kompetenzaufbau. In Handreichung „Neue Medien und mobiles Lernen“ (Hrsg. von Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg). (S. 52-63)

Bett, K. (2013): Webinare: Eintagsfliege oder dauerhafte Chance für motiviertes Lernen?; http://www.didactic-design.de/wp-content/uploads/344DE_WP_E-Learning-mit-Webinaren.pdf [27.07.2017].

Kerres, M. (2012): Mediendidaktik: Konzeption und Entwicklung mediengestützter Lernangebote. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag.