Schule, Unterricht und Lernen finden immer häufiger digital und mit digitalen Werkzeugen statt. Auch der Alltag in Schule verändert sich dabei. Ich bin Victoria, Schülerin der Oberstufe und arbeite fast jeden Tag mit digitalen Tools – in der Schule und zuhause. An meiner Schule arbeiten wir mit der digitalen Lernplattform Itslearning, die nur ein Beispiel neben vielen weiteren in Schule genutzten Plattformen ist. Wie und wofür nutze ich die digitale Lernplattform im Schulalltag? Was läuft gut – wo hapert es? 

Itslearning ist eine Lernplattform, die ursprünglich von einer Gruppe Studenten in Norwegen im Jahr 1999 entwickelt wurde. Die digitale Lernplattform soll den Schulalltag erleichtern: Arbeit, die sonst analog stattfinden würde, wird durch ein zentrales Online-System vereinfacht. Für Hausaufgaben, zum Beispiel, brauche ich keinen Stift mehr in die Hand zu nehmen, alles läuft über meinen Laptop.  

Die Plattform verfügt über Tools, die die Kommunikation zwischen Lehrkräften und uns Schüler:innen vereinfachen, zum Beispiel durch die Nutzung von Direktnachrichten oder direktem Feedback auf Uploads. In den sogenannten „Ressourcen“ werden Arbeitsblätter archiviert, die für uns Schüler:innen lange nach ihrer Bearbeitung noch zugänglich sind. Außerdem gibt es verschiedene Test-Tools, die uns Schüler:innen bei der Selbsteinschätzung unseres Lernerfolgs helfen.  

An meiner Schule wird diese Lernplattform seit Anfang letzten Jahres genutzt, im Sommer 2021 wurde unsere alte Plattform durch die Neue ersetzt. Für uns Schüler:innen bedeutet die digitale Lernplattform vor allem Einsparung von Arbeitszeit. Möglich ist das durch die „Ressourcen“ (oder auch Content Library), in denen Arbeitsblätter, Präsentationen und von der Lehrkraft empfohlene Literatur etc. hochgeladen werden. Sobald ein Dokument von der Klasse bearbeitet werden soll, lädt die Lehrkraft es hoch und es bleibt dort für uns Schüler:innen dauerhaft abrufbar. Die Ressourcen sind nach Kursen sortiert, das bedeutet, dass ich nur auf die Materialien meines eigenen Kurses zugreifen kann und dort auch eine Unterteilung in Themen finde, die die Suche vereinfacht. Wenn ich zum Beispiel nach einem Arbeitsblatt zum Thema Transkription suche, gehe ich auf meinen Bio-Leistungskurs und wähle in Ressourcen aus allen Themen, die wir bereits bearbeitet haben, Genetik aus. Unter dieser Kategorie finde ich dann das passende Material zur Transkription. Es ist einfach, übersichtlich und praktisch. Ich kann mich darauf verlassen die Unterrichtsmaterialien auf der Lernplattform zu finden, selbst wenn ich einmal krank bin und nicht in Präsenz dabei sein kann. Außerdem sind die Materialien, die uns so zur Verfügung stehen, von unseren Lehrkräften abgesegnet und wir können uns darauf verlassen, dass es gute Quellen sind.  

Aber nicht nur die Content Library erleichtert uns das Lernen. Die Lernplattform verfügt über die Funktion Direktnachrichten, die es ermöglicht, dass wir unsere Lehrkraft im Distanzlernen kontaktieren können. Früher war der gängige Weg im Distanzlernen eine Frage an die Lehrkraft über E-Mail zu stellen. Mit der Lernplattform gibt es die Möglichkeit, auch kürzere Fragen schnell beantwortet zu bekommen, da alle Schularbeit für Lehrkräfte und uns Schüler:innen über die gleiche Plattform stattfindet und die Direktnachrichten schneller gesehen werden als E-Mails.  

Ein weiteres Tool, das für mich wertvoll ist, sind die Upload-Felder. Hausaufgaben oder Aufgaben im Allgemeinen können ganz digital erledigt und korrigiert werden. Der Prozess „Hausaufgabe und Essays kontrollieren“ ist durch sie um einiges verbessert und beschleunigt worden. Dafür haben die Lehrkräfte die Möglichkeit, Arbeitsblätter für uns Schüler:innen hochzuladen und die wiederum mit Upload-Feldern zu versehen. Dort können wir Schüler:innen unsere Arbeit hochladen und der Lehrkraft sozusagen „zurückschicken“. Diese kann dann die Arbeit korrigieren und uns danach ein direktes Feedback geben.  

Mein Schulalltag mit der digitalen Lernplattform sieht meistens folgendermaßen aus: Sobald die erste Stunde anfängt, trägt die Lehrkraft in der Lernplattform ein, wer anwesend ist. Dies ist besonders ungünstig für Schüler:innen, die schwänzen, denn von jetzt an ist für jede nachfolgende Lehrkraft sichtbar, wer in welcher Stunde da war. Wenn also Lisa in Mathe fehlt, dann aber direkt danach in Bio da ist, sieht das die Lehrkraft und wird stutzig. Eigentlich ein schlaues Tool nur die Schüler:innen freut es nicht so sehr. Leider passieren bei diesem System auch Fehler, die aber nicht auf die Software, sondern auf menschliche Fehler zurückzuführen sind. Manchmal fehlt man dann, obwohl man eigentlich in der Stunde anwesend war.  

Der Unterricht beginnt und die Lehrkraft weist auf die Aufgaben hin, die sie vor dem Unterricht für alle im Kurs sichtbar auf die Lernplattform hochgeladen hat. Die gestellten Aufgaben können dann von uns Schüler:innen bearbeitet werden. Zum Beispiel das Lesen eines Textes (aus dem Buch oder einen Text, der zur Aufgabe hochgeladen wurde). Dann wird diese Aufgabe nach einer Bearbeitungszeit besprochen oder in den Upload-Feldern hochgeladen und später korrigiert, je nachdem, wie die Lehrkraft den jeweiligen Unterricht gestaltet.  

In der nächsten Stunde haben wir Englisch. Mein Englischlehrer liebt es, Vokabeltests über die digitale Lernplattform zu stellen. Auf der Lernplattform kann jeder den Test absolvieren und bekommt direkt nach dem Abschicken eine Benotung. Ganz schön praktisch: Jeder kann sofort sehen, bei welchem Wort man falsch lag. Doof ist leider, dass die Plattform nur die exakt richtige Lösung akzeptiert. Falschgesetzte Leerzeichen können zu einem Punktabzug führen. Das macht das Test-Tool noch nicht zu einem perfekten Ersatz für den analogen Test. Hinzu kommt noch, dass das Schreiben eines Tests auf dem Laptop viele neue Möglichkeiten zum Schummeln ermöglicht. Trotzdem ist es eine Gelegenheit, sich selbst besser einschätzen zu können.  

Für mich als Oberstufenschülerin ist unsere Lernplattform eine große Hilfe. In der Abiturvorbereitung kann ich mich darauf verlassen, dass Arbeitsblätter und relevante Literatur immer in den Ressourcen abrufbar sind. Wenn wir Schüler:innen eine solche Lernplattform nicht hätten, würde deutlich mehr Lernzeit für das Recherchieren der Materialien verloren gehen, anstatt direkt in das Lernen investiert werden zu können. Dadurch haben wir es um einiges leichter.  

Itslearning ist nicht perfekt und jede:r Schüler:in wird eigene Erfahrungen damit machen, aber im Großen und Ganzen ist die Plattform sehr hilfreich. Wichtig zur Einordnung meiner Einschätzung ist, dass ich in der 12. Klasse bin und nicht für alle meine Mitschüler:innen sprechen kann. Bei einer kurzen Befragung in meiner Stufe, schienen wir uns einig zu sein, dass die Lernplattform eine Unterstützung für uns ist und vieles leichter macht. Für jüngere Schüler:innen, die digitale Lernplattformen nicht genauso nutzen wie wir, mag das aber anders sein.