Im Jahr 2018 führte das Digitalteam am Gymnasium Bethel in Abstimmung mit dem Schulträger die digitale Schulplattform iServ ein. Der Entscheidung vorausgegangen war ein Evaluationsprozess verschiedener Schulplattformen (unter anderem auch eine Plattform aus NRW und eine in Baden-Württemberg beheimatete), den wir mithilfe von Use Cases (Nutzungsszenarios) für Schüler:innen, Lehrer:innen und Organisationsverwaltung durchgeführt haben. Dabei war nicht nur Usability (also eine übersichtliche Benutzeroberfläche und Benutzerführung) ein Kriterium, sondern auch die Einhaltung der Datenschutzverordnung der evangelischen Kirche, der die von Bodelschwinghschen Stiftungen als Schulträger folgen und die in vielerlei Hinsicht strenger ist als die der europäischen DSGVO.

Unsere Wahl fiel auf die Schulplattform iServ, mit deren Hilfe wir seitdem das pädagogische Netzwerk der Schule administrieren, organisieren und nutzen. Das meint zum einen, dass wir das schulinterne WLAN und die Geräteinfrastruktur (PCs, Tablets, Hardware und Whiteboards) und ab dem nächsten Schuljahr auch die Mobilgeräteverwaltung (MDM) über iServ verwalten. Zum anderen bietet die digitale Schulplattform weitere sinnvolle Bausteine für den Alltag an unserer Schule, die im Folgenden näher ausgeführt werden. Uns war dabei besonders wichtig, dass neben der All-In-One-Lösung der Datenschutz in besonderem Maß eingehalten wird: Die von uns gewählte digitale Lernplattform ist über Browser und App erreichbar, wird aber zentral vor Ort administriert. Schüler:innen und Lehrer:innen sind in der Schulplattform in Gruppen organisiert und mit spezifischen Rollen und Rechten ausgestattet, auf deren Basis die digitale Schul- und Unterrichtsorganisation stattfindet.

Wie sieht das konkret aus?

Mit Einführung der digitalen Schulplattform haben alle Kolleg:innen und Schüler:innen in Mikrofortbildungen im ersten Schritt die Nutzung der Grundfunktionen wie E-Mail, Kalender, Messenger und Dateiablage erlernt. Nach und nach fand eine teils durch Erklärvideos angeleitete, teils eigenständige Erschließung weiterer Funktionen wie Kalender, Adressbuch, Office-Anwendungen, Buchungen und Umfragen statt. Von der ersten pandemiebedingten Schulschließung im März 2020 wurden wir deshalb nicht so hart getroffen wie viele andere Schulen, wenngleich das Videokonferenz-Modul damals noch ein paar Wochen auf sich warten ließ und danach teilweise überlastet war. Während der Distanzlernphasen sind wir darum teilweise auf eine andere Plattform ausgewichen, um den Schüler:innen nicht nur über das Aufgabenmodul Lernaufgaben zu stellen und schriftliches Feedback zu geben, sondern auch den regelmäßigen sozialen Kontakt mit den Schüler:innen zu halten, sie miteinander ins Gespräch zu bringen, fachlichen Input zu geben und offene Fragen zu klären.

Wie sieht die Nutzung heute aus?

Mittlerweile sind Schüler:innen wie Lehrer:innen sehr routiniert im Umgang mit iServ. Auch wenn der Unterricht wieder in Präsenz stattfindet, wird die digitale Lernplattform weiterhin für verschiedene Zwecke genutzt und ist ein fester Bestandteil unserer digitalen Schulkultur, was man an den folgenden Beispielen erkennt.

Kommunikation und Information

Neben Mail und Messenger ermöglichen regelmäßige Schnellumfragen ein schnelles Stimmungsbild unter Schüler:innen und im Kollegium – ob es um das Motto des Abi-Pullovers, das Essen während des Fortbildungstages oder Wünsche für die nächste Mikrofortbildung geht. Hardware (zum Beispiel Notebooks, Blu-ray-Player) und Räume werden nur noch über die Plattform gebucht, der Vertretungsplan ist rund um die Uhr für Schüler:innen und Lehrer:innen einsehbar, Aufgaben für Vertretungsstunden werden über das Aufgabenmodul übermittelt, und Lehrkräfte können zu den von den Schüler:innen bearbeiteten Aufgaben nicht nur schriftlich Feedback geben, sondern auch ein unkompliziertes und schnelles Audio-Feedback. Wer mit seiner Klasse oder seinem Kurs unterwegs ist, wird, schon mal mit einem tadelnden „Das stand aber nicht im Kalender!“ gerügt, wenn die Lehrkraft die Exkursion nicht rechtzeitig eingetragen hat.

Der News-Bereich, der Aktuelles und Neuigkeiten aus dem Schulleben auf der Startseite der Schulplattform anzeigt, hat die Funktion eines jederzeit aktualisierbaren Newstickers übernommen – ein großer Vorteil ist dabei, dass die Mail-Accounts nicht mit zahllosen Informationen überflutet werden.

Kollaboration

Insbesondere das Textmodul (Etherpad) und das sog. „Tafel“-Modul ermöglichen eine sehr unkomplizierte zeitgleiche oder zeitversetzte Zusammenarbeit verschiedener Gruppen auf der Lernplattform. Beide Module werden sowohl für organisatorische Zwecke (zum Beispiel zur Planung von Veranstaltungen oder Sammlung von Tagesordnungspunkten vor Meetings) als auch im Unterricht für kollaborative Schreibaufgaben und Ergebnissicherungsphasen regelmäßig genutzt, was Arbeitsprozesse transparent und Arbeitsergebnisse leicht zugänglich macht.

Unterrichtsentwicklung

Gegenwärtig arbeiten wir daran, unsere schulinternen Curricula in das Curriculumsmodul der Plattform einzupflegen. Dieses Curriculumsmodul ermöglicht eine übersichtliche Darstellung aller Fachinhalte auf Jahrgangsebene und lädt damit zu fachübergreifendem und fächerverbindendem Arbeiten ein. Dadurch, dass die Maske, die für die einzelnen Unterrichtsvorhaben zur Verfügung gestellt wird, individuell anpassbar ist, können überfachliche Akzente wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), durchgängige Sprachförderung, Medienkompetenz und Verbraucherschutz bei der Entwicklung von Unterrichtsreihen gut mitgedacht und dokumentiert werden.

Classroom Management

Im Schuljahr 2020/21 haben wir – zunächst in der Einführungsphase der Oberstufe – damit begonnen, unsere Jahrgänge 1:1 mit Tablets auszustatten. Mittlerweile verlagert sich die Nutzung der Geräte zunehmend in die Sekundarstufe I. Um jüngeren Schüler:innen ein schrittweises Hineinwachsen in sämtliche Möglichkeiten der Digitalität bei gleichzeitiger Fokussierung auf den Unterricht zu ermöglichen, planen wir, im kommenden Schuljahr mit dem Modul zum Mobile Device Management (MDM) Schülergeräte zentral zu verwalten und dabei Apps und Internet-Nutzung nach Klassen und Jahrgangsstufen während der unterrichtlichen Nutzung gezielt freizugeben – gemäß der Maxime: So viel Kontrolle wie nötig, so viel Vertrauen wie möglich.

Bilanz nach fast fünf Jahren Nutzung

Die Einführung von der digitalen Lernplattform hat die Kommunikationskultur unserer Schule verändert. Die Kommunikation ist an vielen Stellen offener und direkter geworden, da Schüler:innen und Lehrer:innen verschiedene Möglichkeiten haben, miteinander Kontakt aufzunehmen. Dies stellt uns wiederum vor neue Herausforderungen, z.B. Regeln für eine zeitlich nicht entgrenzende Kommunikation zu finden. Darüber hinaus hat sich die kollegiale Zusammenarbeit innerhalb der Schule verbessert: Unterrichtsmaterial kann digital abgelegt und gemeinsam genutzt werden, die Feedbackkultur hat sich durch die digitale Rückmeldung zu schulischen Arbeiten und Projekten intensiviert. Durch die Möglichkeit, jederzeit auf Material zuzugreifen, haben Schüler:innen mehr Möglichkeiten, selbstgesteuerter zu lernen, zum einen in Form einer individualisierteren Unterrichtsgestaltung in Präsenz als auch dann, wenn sie nicht im Klassen- oder Kursraum anwesend sind.

Insgesamt hat die Nutzung der digitalen Lernplattform dazu beigetragen, dass die Schule in ihrer Gesamtheit digitaler und technologie-affiner geworden ist, was sich bei der Einführung weiterer digitaler Tools (z.B. digitale Pinnwand, Feedback-Tool für Unterrichtsfeedback) als positiv erweist.