Die dringend benötigte Transformation des deutschen Bildungssystems lässt sich nur mit vereinten Kräften von Politik und Zivilgesellschaft angehen. Aus dieser Überzeugung heraus hat die Initiative #NeustartBildungJetzt konkrete Ideen für einen kontinuierlichen und integrativen Dialogprozess vorgelegt. Der „Bildungsdialog für Deutschland“ knüpft unmittelbar an den Appell für einen Nationalen Bildungsgipfel aus dem März 2023 an. Mit dem Vorschlag zur breiten Beteiligung aller Akteure im Bildungswesen, insbesondere aus der Bildungspraxis, soll ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden.    

Die im vergangenen Jahr gestartete Initiative #NeustartBildungJetzt hat ein Konzept für einen „Bildungsdialog für Deutschland“ vorgestellt. Ziel des Papiers ist es, neue Wege aufzuzeigen, um im Schulterschluss zwischen Politik und Zivilgesellschaft an einer Lösung der massiven Herausforderungen im deutschen Bildungssystem zu arbeiten. Mit 94 Organisationen – darunter Bildungs-, Wohlfahrts-, Eltern- und Fachkräfteverbände, Gewerkschaften, Stiftungen und Bildungsinitiativen – weist die Initiative eine breite gesellschaftliche Unterstützung für das Konzept auf. Entsprechend bemerkenswert ist die Geschlossenheit des Bündnisses: Organisationen mit teilweise sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und Interessen haben sich über gemeinsame Ziele verständigt und Seite an Seite für den notwendigen Neustart in der Bildung zusammengearbeitet. Ein solcher Schulterschluss wurde lange nicht für möglich gehalten.      

Der „Bildungsdialog für Deutschland“ knüpft unmittelbar an den Appell für einen Nationalen Bildungsgipfel aus dem März 2023 an, den das damals noch aus 54 Organisationen bestehende Bündnis an die Politik gerichtet hatte. Mit dem ‚Bildungsdialog für Deutschland‘ liegt nun eine konkrete und innovative Idee vor, wie sich die verschiedenen Akteure in unserem Bildungswesen an einen Tisch bringen lassen. Denn die Gestaltungsaufgaben sind so groß und so sehr miteinander verwoben, dass sie sich nicht unabhängig voneinander oder von einzelnen Akteuren allein lösen lassen. Mit dem Konzept reicht die Zivilgesellschaft der Politik die Hand, um gemeinsam an einer besseren Bildung in unserem Land zu arbeiten.    

Wie kann Zusammenarbeit zwischen Politik und Zivilgesellschaft ausgebaut werden?   

Der Grundgedanke des Konzepts ist Kooperation – sowohl zwischen den unterschiedlichen politischen Ebenen und Ressorts, als auch zwischen Politik und Zivilgesellschaft. Die hinter dem „Bildungsdialog für Deutschland“ stehenden Organisationen sind bereit, ihre jeweiligen Kompetenzen und Erfahrungen aktiv in den Reformprozess einzubringen, um die Politik bestmöglich zu unterstützen und ganzheitliche Lösungen zu finden. Diese neuartige Zusammenarbeit von Bildungspraxis, Wissenschaft und Zivilgesellschaft mit der Politik kann nach Ansicht der Initiator:innen die nötige Kraft und Dynamik entfalten, um das Bildungssystem in Gänze zukunftsfest zu machen.    

Im Sinne des offenen Charakters verzichtet das vorgelegte Konzept bewusst auf inhaltliche Reformvorschläge, sondern stellt die Gestaltung des Dialogprozesses in den Mittelpunkt. Mit Blick auf die Bildungshoheit der Länder schlagen die Verfasser:innen vor, dass die Bundesländer den Prozess initiieren – zum Beispiel im Rahmen der Ministerpräsidentenkonferenz. Die Steuerung könnte bei den zuständigen Fachministerkonferenzen von Kultusministerkonferenz (KMK) und Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) angesiedelt sein.     

Wie kann der Bildungsdialog die Demokratie in Deutschland stärken? 

Im ersten Schritt des Dialogs müssten sich die Beteiligten auf gemeinsame Handlungsfelder verständigen. Ein Großteil der inhaltlichen Arbeit würde in Fachforen erfolgen, in denen Akteur:innen aus Politik, Kommunen, Verwaltung, Bildungseinrichtungen, Verbänden, Wissenschaft und Gewerkschaften vertreten sind und deren Zusammensetzung je nach Themenfeld variiert. Geeignete Beteiligungsformate begleiten die Arbeit der Fachforen. Über Präsenz- oder Online-Veranstaltungen können auch gesellschaftliche Gruppen ihre Perspektiven einbringen, die sonst eher wenig Gehör finden, allen voran Kinder und Jugendliche. Die Ergebnisse aus den Fachforen werden auf regelmäßigen Spitzentreffen von Politik und Zivilgesellschaft zusammengetragen und zu konkreten Zielen – zum Beispiel politischen Maßnahmen – verdichtet. Für die Steuerung des Dialogprozesses empfiehlt das Bündnis zudem eine professionelle Unterstützungsstruktur, die gemeinsam von Politik und Zivilgesellschaft getragen werden könnte. Wichtig ist in jedem Fall, die Kontinuität des Prozesses über Legislaturperioden hinweg sicherzustellen.     

Der ‚Bildungsdialog für Deutschland‘ löst eine zentrale Herausforderung des deutschen Bildungssystems: die Kommunikation zwischen Ebenen und Ressorts wird ausgebaut und die Beteiligung der Menschen an der Basis, allen voran der Lehr- und Fachkräfte, Eltern und Kinder gestärkt. In Zeiten der Polarisierung entsteht so ein klares Zeichen für ein Miteinander, ein Ort der Konsensfindung und damit mehr Teilhabe und Gemeinsinn. Der Bildungsdialog eröffnet auf diese Weise nicht nur die große Chance auf einen echten Neustart in der Bildung, sondern stärkt zugleich die Demokratie in Deutschland.    

Hier geht’s zum Vorschlag „Bildungsdialog für Deutschland“  


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