Mit Kooperation die Transformation des Bildungssystems ermöglichen – das ist die Grundidee, die 94 Organisationen der Zivilgesellschaft am Ende eines gemeinsamen Erarbeitungsprozesses im Mai 2024 veröffentlichten. Ein halbes Jahr später sind entscheidende Meilensteine auf dem Weg zum Dialogauftakt genommen worden. 

Im Koalitionsvertrag der noch amtierenden Bundesregierung wurde ein „Bildungsgipfel“ angekündigt. Dieser fand im März 2023 zwar statt, enttäuschte aber alle Erwartungen. Die zu diesem Anlass gebildete zivilgesellschaftliche Initiative #NeustartBildungJetzt wollte sich damit nicht abfinden und entwickelte in einem kokonstruktiven Prozess einen eigenen Vorschlag: einen „Bildungsdialog für Deutschland“, mit dem eine zentrale Herausforderung des deutschen Bildungssystems gelöst werden soll. 

Mit einem systematischen Prozess sollen Kommunikation und Vertrauen zwischen Ebenen und Ressorts ausgebaut und die Beteiligung der Menschen an der Basis, vor allem der Kinder und Jugendlichen gestärkt werden – ein Prozess, der nicht nur die Chance auf einen Neustart in der Bildung ist, sondern zugleich auch die Demokratie stärken kann. Zum detaillierten Vorschlag geht es hier: #NeustartBildungJetzt – Bildungsdialog für Deutschland 

Wo steht der Bildungsdialog ein halbes Jahr später? 

Ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung des Konzepts sind einige Meilensteine erreicht worden: 

Die Kultusministerkonferenz erklärte noch am Tag der Veröffentlichung des Vorschlags, sich am Bildungsdialog für Deutschland zu beteiligen. Die aktuelle Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot, betonte, dass „die Transformation in der Bildung nicht nur eine Angelegenheit einzelner Länder oder Institutionen ist, sondern eine gemeinsame Verantwortung aller Akteure auf nationaler Ebene“. Die KMK sehe „daher im Bildungsdialog ein konstruktives Gesprächsformat“. In einem ersten Schritt werde „es nun darum gehen, unter den Beteiligten beispielhaft ein Thema zu verabreden, um einen solchen Bildungsdialog anzustoßen.“ 

Die Zusage der KMK, sich am Bildungsdialog für Deutschland zu beteiligen, ist ein echter Game Changer. Damit wurde aus dem gedanklichen Konzept für einen systematischen Dialogprozess ein konkreter politischer Ansatz, aus einer Idee die Grundlage für die Umsetzung. Die KMK hat damit zugleich im Jahr ihrer eigenen Reform ein bedeutsames Signal der Öffnung und der Bereitschaft zum Dialog gezeigt. 

Der Blick auf die Initiative: Zuwachs, Governance, Themenfindung 

Im unmittelbaren Anschluss an die Veröffentlichung des Konzepts schlossen sich viele weitere Organisationen dem Vorschlag für einen „Bildungsdialog für Deutschland“ an. Waren es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 94, sind es mittlerweile 115 Organisationen.  

Um die Governance der Initiative auf breite Füße zu stellen, entsteht derzeit ein Aufbaugremium, dem insgesamt 12 Personen angehören. Sie spiegeln die Perspektivenvielfalt der Initiative wider: Vertreter:innen aus Stiftungen, Gewerkschaften, Verbänden, Kinderrechtsorganisationen, den Kommunen und der Wirtschaft sollen die strategischen Weichen auf dem Weg hin zur Umsetzung des Bildungsdialogs stellen und perspektivisch in einem Dialogbeirat aufgehen. 

Zugleich sammelt und bewertet die Initiative Themen, die sich für einen Bildungsdialog für Deutschland eignen und die sie der Politik für einen ersten Dialogprozess vorstellen. Wichtig ist dabei, dass es sich um Themen handelt, die an der Schnittstelle unterschiedlicher Politikfelder liegen – also Herausforderungen, die nicht allein durch ein Ressort bearbeitet und gelöst werden können, sondern die gerade von einem gemeinsamen Dialogprozess profitieren. 

Ausblick: Von den Planungen in die Umsetzung 

Gemeinsam mit der Politik soll nun ein gemeinsames erstes Thema festgelegt werden, mit dem 2025 der Bildungsdialog starten kann. Gelingt dies, konnte die Initiative den Frust um den gescheiterten Bildungsgipfel im Jahr 2023 in weniger als zwei Jahren in ein Signal des Aufbruchs und der Kooperation im Bildungssystem kanalisieren. Die Grundlagen sind gelegt, nun geht es um die Umsetzung. 


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