Ich sitze ganz selbstverständlich jeden Tag am Rechner. Ohne meinen Computer könnte ich meine Arbeit gar nicht machen. Und auch ohne mein Smartphone nicht. Und schon gar nicht ohne das Internet. Damit hört es aber noch nicht auf. Auch nach Feierabend bin ich eigentlich immer online und empfinde das als Bereicherung, nicht als Zwang. Ich kann jederzeit mit Freunden sprechen, die sich gerade am anderen Ende der Welt befinden. Und wenn ich mich mal wieder mit jemandem über dieses oder jenes Detail streite, schlichtet meist die Wikipedia.

Unsere Arbeit und unser Alltag sind mittlerweile ganz natürlich digitalisiert. Das gilt zunehmend auch fürs Lernen, ich erinnere hier nur an den Hype, den die Massive Open Online Courses (MOOCs) ausgelöst haben. Dennoch tut sich das traditionelle „System“ der Bildungseinrichtungen noch schwer, diese neuen Trends zu integrieren.

Kein anderer Bildungsbereich hat mit so einer heterogenen Zielgruppe und so vielfältigen Bildungsangeboten zu tun wie der Weiterbildungssektor. Das Angebot reicht vom sprichwörtlichen Volkshochschulkurs bis zur mehrmonatigen Aufstiegsqualifizierung. Diese Vielfalt gilt es abzubilden und abzuholen. Digitale Angebote versprechen hier besonderen Nutzen: Sie helfen, Inhalte in hoher Qualität unabhängig von Zeit und Raum zur Verfügung zu stellen und dabei auf die unterschiedlichen Lernziele, -stile und -geschwindigkeiten  der Lerner flexibel einzugehen. Der Lehrende wird zum Lernbegleiter. Dazu ist es aber notwendig, zunächst besser zu verstehen, wie die Zielgruppe der Weiterbildung „tickt“ und was die künftigen Trends im Bereich digitaler Weiterbildung sind. Es stellen sich die Fragen: Welche digitalen Lernformen werden in den kommenden Jahren die Weiterbildung bestimmen? Und für welche Zielgruppen eignen sich die unterschiedlichen Lernformen besonders?

Dr. Lutz Görtz vom MMB-Institut hat sich in einer Expertise im Auftrag der Bertelsmann Stiftung mit  diesen Fragen befasst, Er unterscheidet in seiner Analyse vier verschiedene Lernertypen mit unterschiedlichen Anforderungen und Erfahrungen: die Betreuungsorientierten, die Viellerner, die Weniglerner und die Informellen Lerner. Diese Typologie ist das Ergebnis einer Analyse, die auf den Angaben von gut 400 Befragten in unselbständiger Beschäftigung beruht.

Eine der wichtigsten Herausforderungen für die kommenden Jahre wird dementsprechend sein, die Lerninhalte und ihre Vermittlung auf die Bedüfnisse der jeweiligen Zielgruppe auszurichten, d.h. die Angebote an deren spezifische Lernziele, -stile und -geschwindigkeiten anzupassen. Dabei ist zu unterscheiden, ob der Lernende slebst diese Anpassungen bewusst vornimmt (maximal selbstgesteuertes Lernen) oder der individuelle Lernweg beispielsweise auf Basis von im Lernprozess erhobenen Nutzungsdaten mehr oder weniger automatisch angepasst wird (maximal adaptives Lernen, vgl. Abbildung).

selbstgesteurtes und adaptives Lernen

Während selbstgesteuertes Lernen insbesondere lernungeübte Personen vor große Herausforderungen stellt, kann adaptives Lernen gerade für diese Zielgruppe eine große Hilfe im Lernprozess sein. So kann die Digitalisierung auch Menschen erreichen, die sich bisher nur wenig weiterbilden.

Görtz untersuchte auch, welche digitalen Trends und Lernformen künftig in der betrieblichen Weiterbildung zu erwarten sind. Nach Meinung nahezu aller befragten Experten, wird „Blended Learning“ weiterhin von großer Bedeutung sein, dicht gefolgt von virtuellen Klassenräumen, dem Mobile Learning und dem Lernen über Social Media. Für all diese Angebote werden laut dem MMB-Learning Delphi insbesondere Tablets und speziell für solche mobilen Endgeräte entwickelte Anwendungen eine große Rolle spielen. Das macht hoffentlich nicht nur mir neue Lust aufs Lernen.