Die Sophie-Scholl-Schule aus Bad Hindelang-Oberjoch ist mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet worden und damit beste Schule des Jahres 2010. Die renommierte Auszeichnung wird an besonders engagierte Schulen vergeben, deren Konzepte und Ideen Vorbilder für Bildungseinrichtungen in ganz Deutschland sein können. Neben der Sophie-Scholl-Schule sind sechs weitere Schulen ausgezeichnet worden. Die Geschichten der Preisträger zeigen: Individuelle Förderung ist für erfolgreiche Schulen kein Ziel unter vielen, sondern zentraler Dreh- und Angelpunkt ihrer Philosophie.
Hier geht’s zu einem Video-Beitrag, der zeigt, worin Lehrende und Kollegiaten am OS die Stärken ihrer Schule sehen.

Individuelle Förderung gelingt bei den Schulpreisträgern besonders gut.
Individuelle Förderung gelingt bei den Schulpreisträgern besonders gut.

Heute war es mal wieder so weit: die besten Schulen Deutschlands wurden mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Darunter auch das Oberstufen-Kolleg Bielefeld, was mich besonders freut, weil diese Schule seit langem eine gute Arbeit macht und dort zwei emsige Kollegen unterrichten, die ich noch aus dem Studium kenne.

Wer sich die Kriterien der Schulpreis-Jury anschaut (6 Qualitätsbereiche: Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben und Schule als lernende Institution) weiß, dass alle nominierten Schulen einen hervorragenden Job machen.
Was mich aber besonders beeindruckt hat, war heute früh ein Radiobeitrag auf WDR2 über die Grundschule im Dorf, Herdecke, und die Art und Weise, wie dort auf die Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler eingegangen wird: Die Schule verwirklicht für ihre Schülerinnen und Schüler erfolgreiches individualisiertes Lernen in altersgemischten Lerngruppen über alle vier Jahrgänge hinweg. In den fünf Lerngruppen „arbeiten Kinder vom ersten bis zum vierten Schuljahr einen Großteil des Schultages gemeinsam in einem Raum, manchmal auch gemeinsam an einem Thema – und doch an ihren individuellen Lern- und Arbeitsschwerpunkten“ (vgl. Schulhomepage).
Durch das jahrgangsübergreifende Lernen haben die SchülerInnen die Möglichkeit, ohne Wettbewerbsdruck Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft zu entwickeln und Wertschätzung für die eigene Leistung zu erfahren. Das in altersgleichen Gruppen unvermeidbare Messen und Vergleichen tritt in den Hintergrund. Leistungsstarke Kinder bekommen Anreize, Lerninhalte gemeinsam mit Größeren zu erarbeiten. Wenn sie sich den Lernstoff eines Schuljahres vorzeitig erarbeitet haben, können sie gar eine Klasse überspringen. Kinder mit punktuellen Leistungsschwächen festigen ihren Leistungsstand z. B. indem sie Jüngeren den Lernstoff erklären („lehrendes Lernen“).
Durch eine gezielte Unterrichtsgestaltung mit „Lehrgängen“ und „Projekten“ werden die personalen Kompetenzen und Schlüsselkompetenzen der Schülerinnen und Schüler gefördert  (das „Handwerkszeug“, das benötigt wird, um sich Sachverhalte zu erschließen) – u. a. durch differenzierte Unterrichtsmaterialen,  Lernbegleitung und Instrumente zur Reflektion des Lernfortschritts (Lernstandsdiagnostik, Feedback, Selbsteinschätzung der Lernenden). Davon könnten sich auch viele weiterführende Schulen meiner Meinung nach eine Scheibe abschneiden.
Dass das nicht ganz einfach ist, wissen auch die Stifter des Deutschen Schulpreises. Daher haben sie eine Akademie eingerichtet, die dem Erfahrungsaustausch der Schulen untereinander dient. Die ausgezeichneten Schulen teilen hier ihr Wissen mit solchen, die es mal werden wollen. Ein sehr interessantes Angebot für alle Schulen, die sich zu individueller Förderung bekennen und Umsetzungshilfe benötigen! Nähere Infos dazu gibt es auf der Ausschreibungshomepage.
Links:
Homepage der Grundschule im Dorf, Herdecke
Spiegel-Beitrag: „Kinder können nicht im Gleichschritt lernen“
WDR-Bericht: Hoffen auf den deutschen Schulpreis
Der Deutsche Schulpreis (Homepage)