Eine der Forschungsfragen, die wir im „Monitor Digitale Bildung“ beleuchten, betrifft die Unterstützungsfunktion des digitalen Lernens für die Lehrenden: Nimmt digitales Lernen den Lehrkräften Arbeit ab, oder bedeutet der Einsatz von Tablets und Smartphones, von Videos und Lernmanagementsystemen eher eine zusätzliche Belastung?

Das Szenario, das eine junge Lehrerin in einem Vorgespräch zur Schulbefragung, die wir für den „Monitor“ durchführen, schildert, klingt erst einmal nach „zusätzlicher Belastung“: In einer Klasse sollte im Unterricht eine Schullektüre behandelt werden – nehmen wir „Goethes Faust“. Doch der gesamte Klassensatz der Bücher war nicht mehr aufzufinden. „Das wäre doch jetzt die Gelegenheit, einmal den Einsatz von Smartphones auszuprobieren“, dachte die Lehrerin – zumal fast alle Schüler ein solches Gerät bei sich tragen und sie noch vor kurzem von einem älteren Kollegen ermuntert worden war, es mal mit dem digitalen Lernen im Unterricht zu versuchen. Da zudem der „Faust“ im Internet in mehreren Varianten frei verfügbar ist, ließ sie ihre Neuntklässler kurzerhand nach dem Gesamttext oder wahlweise einzelnen Zitaten aus dem Goethe-Werk recherchieren.

Das Ergebnis war niederschmetternd: Zwar suchte der größere Teil der Klasse tatsächlich den Goethe-Text, doch während einige Schüler sich auf Websites von Schauspielhäusern verirrten, war ein Schüler kurz davor, den Text für 6,99 Euro als eBook herunterzuladen. Die übrigen Schüler nutzten die neue Freiheit, schauten sich die Websites ihrer Lieblingsstars an, schickten sich gegenseitig Messages oder machten Selfies. An einen geregelten Unterricht war nicht mehr zu denken.

Was war schiefgelaufen? Im Grunde war es kein Versagen des digitalen Lernens, sondern ein Beleg für die Bedeutung einer angemessenen Vorbereitung. Schüler müssen offenbar erst lernen, wie man im Unterricht online recherchiert. Dabei muss es klare Regeln geben, was man dabei darf und was nicht. Und Lehrer müssen den Unterricht mit Smartphones genauso vorbereiten wie den mit Arbeitsblättern oder Büchern. Vielleicht liegt hier auch eine Ursache dafür, dass gerade junge Lehrerinnen und Lehrer ihren ersten Einsatz digitaler Medien im Unterricht eher mit gemischten Gefühlen erwarten.

Doch wenn diese didaktischen Konzepte mit digitalen Medien zur Gewohnheit werden, sind sie dann eine Arbeitserleichterung für Lehrerende? Dies beantwortet die Studie „Monitor Digitale Bildung“ mit einer ersten Veröffentlichung zum Bildungssektor „Berufsausbildung“, die Anfang August zum Beginn des Ausbildungsjahrs erscheinen wird. Eine vergleichbare Untersuchung für die allgemeinbildenden Schulen wird Anfang 2017 folgen.