In Vorgesprächen zum „Monitor Digitale Bildung“ sind wir in Berufsschulen, allgemeinbildenden Schulen und in Hochschulen immer wieder auf dasselbe Problem gestoßen: Die verbreitete Unbeliebtheit von Lernmanagement-Systemen (LMS), sowohl bei Auszubildenden, Schülern und Studenten als auch bei Lehrenden. Dabei sind die Funktionen von LMS überaus vielfältig, und selbstverständlich können sie auch weitgehend an die besonderen Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden.

Warum macht es also offenbar so wenig Spaß, LMS-unterstützt zu lernen? Und weshalb empfinden viele Lernende und Lehrende die Nutzung dieser Systeme vor allem als belastende Pflichtaufgabe?

Zum einen liegt das möglicherweise daran, dass LMS oftmals die organisatorische Welt der Bildungseinrichtung – sei es eine Schule oder Hochschule – mit ihren jeweiligen bürokratischen Verfahren und Strukturen abbilden und daher nicht selten recht komplex und unhandlich erscheinen. Zum anderen sind auch die eingebauten Dokumentations- und Kontrollfunktionen, wie z.B. explizite Deadlines, Zugangs- oder Bestehensvoraussetzungen etc., nicht allzu beliebt und werden oft als „gängelnd“ oder als wenig motivierend empfunden.

Hinzu kommt das oft komplexe Rollen- und Rechtemanagement dieser Systeme: Mit zunehmender Anzahl an Kursen müssen sich Lernende und Lehrende immer mehr Passwörter merken. Bestimmte Informationen, Features oder Materialien sind in verzweigten Verzeichnisstrukturen hinterlegt, die sich nicht immer intuitiv erschließen lassen. Kurzum: Die sogenannte Usability ist ein zentrales Problem.

Vor diesem Hintergrund vermuten manche Experten, dass LMS das digitale Lernen sogar eher behindern als fördern. Professor Christoph Igel vom Center for Learning Technology erläutert beispielsweise im FAZ-Interview, dass Lehrende an Hochschulen diese Systeme höchstens dazu nutzten, bestimmte Lernmaterialien als PDFs zum Herunterladen zur Verfügung zu stellen.

Auch der Bildungsforscher Werner Sauter forderte für den Einsatz von LMS in Unternehmen und in der Weiterbildung einen „Paradigmenwechsel“, da LMS zwar formelle, fremdgesteuerte Lernprozesse unterstützten, kollaboratives Arbeiten oder informelles und selbstgesteuertes Lernen hingegen kaum förderten.

Fazit: Solange sich die Funktionalität von LMS vor allem an den Verwaltungs- und Kontrollanforderungen der jeweiligen Institution orientieren, wird es schwer sein, sie als inspirierende, soziale und individuelle Lernumgebung zu erfahren.
In der ersten Veröffentlichung des „
Monitor Digitale Bildung“ zum Thema Berufsausbildung, die Anfang August erscheint, werden wir empirische Befunde veröffentlichen, die die Einstellungen von Schulakteuren zu Lernmanagementsystemen näher beleuchten. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen!