In Interviews mit Expertinnen und Experten zur Studie „Monitor Digitale Bildung“, die Anfang August für den Sektor Berufsausbildung erschienen ist, wurde immer wieder der Aspekt „Learning to use ICT“ angesprochen, womit die kompetente Handhabung digitaler Medien und Systeme gemeint ist. Ein Beispiel hierfür ist die Anwendung einer Steuerungs- oder Anwendungs-Software oder die Handhabung eines neuen mobilen Endgeräts. Hierzu wurde vor kurzem hier im Blog eine Studie vorgestellt, die Erkenntnisse zum Erlernen von Medienkompetenz in der Ausbildung liefert.

Vor dem Hintergrund von Industrie 4.0 und Cyber-Physikalischen-Systemen, Robotik und sensorgesteuerten Produktionsverfahren kann es allerdings nicht überraschen, dass den Expertinnen und Experten in der Befragung zum „Monitor Digitale Bildung“ sehr viel komplexere Beispiele für „Learning to use ICT“ vorschweben als „nur“ die Handhabung eines Tablets. Beispielsweise wurde enthusiastisch von Drohnen berichtet, die den Dachdeckern Arbeit abnehmen können. Denn wenn eine Drohne vor den Baumaßnahmen Daten zur Wärmeisolierung an den vernetzten Laptop sendet, können z.B. die Kosten für den Aufbau eines Gerüsts gespart werden.

Für die Ausbildung bedeutet das, dass sich die Auszubildenden deutlich intensiver mit den Möglichkeiten digitaler Systeme auseinandersetzen müssen. Denn mit dem Drohneneinsatz – um bei diesem Beispiel zu bleiben – verbindet sich auch die Frage nach dem Recht am eigenen Bild.

Das „Internet der Dinge“ ermöglicht grundsätzlich neue Automatisierungs- und Vernetzungspotenziale: Geräte, Maschinen und Produkte können sich ihrem Umfeld und den Präferenzen der Nutzer anpassen, sich selbst warten oder selbstständig funktionieren.
So steuern beispielsweise mit dem Internet verbundene Thermostate selbständig Heiz- und Kühlanlagen und übertragen Nutzungsdaten an Versorger und Hersteller. So können entsprechende Leistungsparameter automatisch reguliert werden.

Ein anderes Beispiel aus dem Bereich „Smart Home“ sind moderne Alarmanlagen: Neben den üblichen Warn- und Signaltönen können sie heute auch eine Nachricht an die Hausbesitzer senden. Diese können zwischen verschiedenen Optionen wählen, ob beispielsweise eine Sprachnachricht ins Haus gesendet wird, oder die Bewohner als stille Zuhörer von außen agieren und parallel die Polizei benachrichtigt wird. Angehende Elektriker/innen müssen sich mit solchen vernetzten IT-Systemen auskennen – und das bedeutet zwingend auch eine intensive Beschäftigung mit Datensicherheit und Datenanalyse, mit Big Data und Datenschutz.

Die Digitalisierung findet gegenwärtig in vielen Berufen des Handwerks statt – zugleich als Herausforderung und als Chance für die Kompetenzentwicklung. Auf der einen Seite prägt Industrie 4.0 zunehmend den betrieblichen Alltag, auf der anderen Seite ist das digitale Lernen (noch) kaum in der Ausbildung angekommen. Eine engere Verknüpfung wäre aber sinnvoll und notwendig. Beispielsweise könnten Auszubildende im Rahmen der Installation von Smart Home-Elementen (Learning to use ICT) in der Berufsschule eigene Apps oder Videos entwickeln, die den Datenschutz thematisieren. Oder sie könnten mithilfe von Kollaborationstools die Chancen und Herausforderungen dieser technischen Möglichkeiten gemeinsam aufarbeiten und dokumentieren (Using ICT to learn). Damit ließen sich nicht nur Ausbildungsprozesse im Handwerk neu und attraktiver gestalten, sondern auch Praxis- und Theorieelemente des dualen Berufssystems könnten miteinander besser verzahnt werden.