Die Mediennutzung von Kindern im Vorschul- und Grundschulalter scheint immer stärker in das Interesse der Forschung zu rücken. Darauf weisen drei der im ersten Halbjahr 2017 erschienenen einschlägigen Studien hin. Zwei weitere Schulstudien thematisieren die MINT-Förderung von Mädchen bzw. die Qualität der MINT-Lehrerfortbildungen in Deutschland, während im Sektor Weiterbildung Expertenbefragungen zu E-Learning-Trends stattfanden.

Kinder und Jugendliche nutzen Medien immer intensiver

Ende Mai 2017 wurden erste Ergebnisse der BLIKK-Medienstudie(Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation) – Kinder und Jugendliche im Umgang mit elektronischen Medien“ veröffentlicht. Das Institut für Medizinökonomie und Medizinische Versorgungsforschung der RFH Köln (iMöV) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) befragten im Rahmen dieser Studie 5.573 Eltern und deren Kinder zum Umgang mit digitalen Medien und dokumentierten gleichzeitig im Rahmen der üblichen Früherkennungsuntersuchungen die körperliche, entwicklungsneurologische und psychosoziale Verfassung der Kinder. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten und wird gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit. Aufgrund der besonderen Brisanz dieses Themas ist die öffentliche Resonanz auf die Ergebnisse – trotz bisher nicht veröffentlichter Studie – sehr hoch. Die Forscher sehen einen direkten Zusammenhang zwischen einer intensiven Mediennutzung und verschiedenen Entwicklungsstörungen der Kinder: Motorische Hyperaktivität / Konzentrationsstörungen sowie Mediensucht seien die Folge für die 2- bis 5-Jährigen sowie die 8- bis 13-Jährigen. Aus medienpädagogischer Perspektive wurde die Studie in sozialen Netzwerken und in Blogbeiträgen stark kritisiert. Die Studie berücksichtige nicht die Nutzungsinhalte, z.B. ob sich die Kinder nun Lern- oder Unterhaltungsfilme ansehen. Zudem werde die Mediennutzung als Ursache angenommen, ohne die kausalen Zusammenhänge zu beachten: Isst das Kind zu viele Süßigkeiten, weil es viel Computer spielt oder spielt es viel Computer, weil es einen erhöhten BMI hat?

Die Nutzungsdauer digitaler Medien von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren wird auch in der neuen Bitkom-StudieKinder & Jugend in der digitalen Welt“ thematisiert. Knapp die Hälfte der befragten 6- bis 7-Jährigen nutzt gelegentlich das Internet, die tägliche Nutzungsdauer stieg von 11 Minuten im Jahr 2014 auf 39 Minuten heute. Bei den ab 12-Jährigen gehören insbesondere Smartphones zur „Standardausstattung“. Die Jugendlichen gehen seltener mit dem stationären Computer ins Internet, und surfen zunehmend mobil. So verwundert es nicht, dass WhatsApp und YouTube aktuell die beliebtesten Anwendungen sind. Laut Bitkom zeigen die Ergebnisse, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland immer früher, immer länger und immer mobiler im Netz sind. Der Bitkom empfiehlt, Kinder zu unterstützen sowie in ihrer Mediennutzung zu begleiten und gibt Hinweise für Eltern zum sicheren Surfen. Weiterhin wird gefordert, die Vermittlung von Internetkompetenz in den Lehrplänen zu verankern.

Seit 1999 erscheint im Zweijahrestakt die KIM-Studie Kindheit, Internet, Medien, herausgegeben vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs). Im Rahmen dieser Studie werden jeweils rund 1.200 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren mündlich-persönlich sowie deren Haupterzieher schriftlich befragt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Haushaltsausstattung mit Smartphones und Tablets in den Familien seit 2014 merklich erhöht hat. 6- bis 13-Jährige selbst besitzen noch nicht so viele verschiedene Mediengeräte im Vergleich zur Ausstattung der gesamten Familie. 51 Prozent besitzen ein Handy oder Smartphone, während 44 Prozent eine Spielekonsole und 20 Prozent einen eigenen Computer bzw. Laptop besitzen. Trotz Smartphone ist der Alltag der Kinder geprägt von Fernsehen, dicht gefolgt vom Treffen mit Freunden, Hausaufgaben/Lernen, Spielen und Unternehmungen mit Eltern sowie Musik hören. Ein Handy oder Smartphone nutzen 59 Prozent aller Kinder mindestens einmal pro Woche, Tablet-PCs werden von 28 Prozent regelmäßig genutzt. 48 Prozent lesen regelmäßig Bücher. Die KIM-Studie stellt fest, dass der Computer oder Laptop von 77 Prozent der Kinder selten genutzt wird, nur zwei Fünftel nutzen einen Computer in der Schule. Insgesamt konstatieren die Autoren, dass die Nutzung von Computer und Internet als Mittel zur Wissensvermittlung eher zuhause als in der Schule sattfindet.

Quelle: https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2016/KIM_2016_Web-PDF.pdf