Ganz selbstverständlich steht ein PC in meinem Büro und niemand würde das in Frage stellen. Ohne einen eigenen Rechner könnte ich meine Arbeit nicht machen. Von Lehrern erwarten wir, dass sie ihren Unterricht digitaler gestalten. Aber wir geben Ihnen nicht die Mittel, die sie dafür bräuchten.

Digitales Lernen geht nicht ohne technische Grundausstattung. Niemand würde das in Frage stellen. In Deutschland diskutieren wir vor allem die Gerätefrage ziemlich oft. Wenn wir nicht gerade damit beschäftigt sind, uns über die Gefahren der digitalen Welt Gedanken zu machen. Deshalb versuche ich hier, weniger über Technik zu schreiben und mehr über didaktische durchdachte Konzepte und Ideen für die Umsetzung digitalen Lernens. Denn wir sehen immer wieder: Auch wenn die Geräte vorhanden sind, heißt das noch lange nicht, dass der Unterricht dadurch besser wird. Trotzdem geht es mir heute einmal um die Technikfrage. Es wird immer wieder darüber diskutiert, ob es Sinn macht, Schüler mit Tablets auszustatten. Oder ob man ihnen erlauben sollte, ihre eigenen Smartphones und Tablets in die Schule mitzubringen. Ich halte das für gute und berechtigte Fragen, die sich aber wohl nicht kategorisch beantworten lassen. Es freut mich auch, dass die Situation der Schüler im Zentrum der Debatte steht, denn die müssen schließlich auf den Umgang mit digitalen Medien vorbereitet werden.

Aber wir lassen sehr oft in dieser Diskussion die Lehrer außen vor. Die Logik der Debatte ist Folgende: Digitaler Unterricht benötigt digitale Geräte. Das heißt, jeder Schüler braucht ein eigenes Gerät. Nur so kann guter digitaler Unterricht möglich werden. Mag sein. Glaube ich aber nicht, denn es gibt Schulen, die ihre Schüler mit Geräten ausgestattet haben, und trotzdem ist der Unterricht nicht besser.

Die Lehrer sind der Erfolgsfaktor. Lehrer sind aber auch so ziemlich die einzige Berufsgruppe, die ihre Arbeitsmittel nicht vom Arbeitgeber gestellt bekommt. Lehrer arbeiten zu Hause am heimischen PC und in der Schule – wenn überhaupt – mit dem eigenen Smartphone oder Tablet. Um ihre technische Ausstattung müssen sie sich selbst kümmern. Ich frage mich, wie wir unter diesen Umständen von Lehrern erwarten können, dass sie guten digital angereicherten Unterricht machen. Wie wäre es, zunächst einmal die Lehrer mit Tablets auszustatten? Und mit der notwendigen Software, die es ihnen auch erleichtert, administrative Aufgaben zu erledigen?

Selbst diejenigen, die sich mit der Digitalisierung nicht aus eigenem Antrieb auseinandersetzen, bekämen so einen Zugang zu dem Thema. Und die Arbeitserleichterung, die dadurch entstünde, würde sicherlich hoch geschätzt. Mit solchen positiven Erlebnissen wäre der Sprung, digitale Elemente in den eigenen Unterricht einzubauen, nur noch ein kleiner.

Lehrer ans Netz statt Schulen ans Netz? Ich finde es sinnvoll, diese Frage zu diskutieren, macht Sinn. Das schließt die Ausstattung der Schüler nicht aus. Ganz im Gegenteil. Beide Themen müssen diskutiert werden. Aber es wäre gut, den Fokus auch einmal auf die Lehrer zu legen. Die Erwartungen an Lehrkräfte sind hoch. Damit sie die erfüllen können, brauchen sie eine gute Ausbildung – und gute Arbeitsbedingungen!