Eine der zentralen Fragen im Monitor Digitale Bildung war von der Schule bis zur Weiterbildung: Wo wird der Einsatz digitaler Lernformen als sinnvoll empfunden? Sie hilft, die Spreu vom Weizen zu trennen, denn digitale Lernmedien einzusetzen bedeutet ja noch nicht, dass sich die Qualität des Lernens hierdurch verbessert. „Qualität“ ist dabei ein Begriff, der viele Interpretationen zulässt. Deshalb wird in diesem Beitrag zunächst geklärt, woran man gute digitale Lernkonzepte erkennt. Anschließend werden die Ergebnisse des Monitors für die vier Bildungssektoren präsentiert.

Nach dem Verständnis des Monitors Digitale Bildung haben wir es mit „Qualität“ zu tun, wenn sich didaktische Konzepte mit digitalen Lernmedien besonders bewährt haben. Dementsprechend wurden die Lehrenden in den Sektoren Schule, Ausbildung, Hochschule und Weiterbildung danach gefragt.

Natürlich konnten die Lehrpersonen nur solche Konzepte bewerten, die sie selbst auch nutzen. Abbildung 1 zeigt als Spinnennetzdiagramm, welche vergleichbaren digitalen Lernkonzepte „sehr häufig“ von den Lehrenden eingesetzt werden.

Lehrende: Welche Lernformen setzen Sie häufig ein?

Abbildung 1: Frage: In welchem Rahmen setzen Sie digitale Medien in Ihrem Unterricht/Ihren Veranstaltungen ein? Werte für „sehr häufig“ | Ausbildung: n = 263-266; Hochschule: n=645-662; Schule: n=530-539; Weiterbildung: n=251-258 | Angaben in % | © mmb Institut GmbH & Bertelsmann Stiftung 2018

Wie bereits im Blogbeitrag „Lernkonzepte: Welche didaktischen Konzepte werden von Lehrenden eigentlich eingesetzt ?“ beschrieben, werden in allen Sektoren häufig Lernvideos und Präsentationstools eingesetzt, also Lernformen, die eher für Frontalunterricht stehen. Ein weiteres häufig eingesetztes didaktisches Konzept ist die „Projektarbeit mit digitalen Medien“ und damit ein Format, das stärker auf Selbstverantwortung der Lernenden abzielt.

Kaum genutzt werden hingegen Konzepte wie „Flipped Classroom“, „Blended Learning“, „Selbstlernprogramme“ oder „kreatives Arbeiten, Musik, Videos“. Dies bedeutet allerdings nicht automatisch, dass diese Lernformen von den Lehrenden schlechter bewertet werden. Immerhin ist ja denkbar, dass die wenigen Lehrenden, die diese didaktischen Konzepte bereits eingesetzt haben, sie ausgesprochen positiv bewerten. Dann läge es an der Unkenntnis vieler Lehrender, dass diese eigentlich sehr sinnvollen Tools nicht genutzt werden.

Abbildung 2 zeigt die Bewertung von Lernmethoden, die sich über die Bildungssektoren hinweg vergleichen lassen (einige Lernformen wurden nicht in allen Bereichen abgefragt).

Lehrende: Wie gut haben sich digitale Lernformen bewährt?

Abbildung 2: Frage an Lehrende: Wie gut haben sich diese digitalen Lernkonzepte nach Ihrer Erfahrung bewährt? Ausbildung n=122 – 257; Hochschule n=172-603; Schule n=51-506; Weiterbildung n=202-210 | Angaben in %, Werte für die Noten 1 und 2 auf einer 6er-Skala | © mmb Institut GmbH & Bertelsmann Stiftung 2018

Was häufig genutzt wird, hat sich auch bewährt

Bei allen Unterschieden zwischen den Bildungssektoren haben sich zwei sehr gegensätzliche Konzepte mit digitalen Lernmedien bewährt: Auf der einen Seite stehen zwei Lernformen mit großen Freiheitsgraden beim Lernen – die individuelle Recherche im Internet sowie die eher kollaborative Projektarbeit mit digitalen Medien. Letztere wird nur im Weiterbildungssektor nicht so positiv bewertet.

Auf der anderen Seite haben sich bei den Lehrenden digitale Lernwerkzeuge bewährt, die ihren Frontalunterricht unterstützen: Präsentationen und Lernvideos sowie die Nutzung von PDF-Dokumenten. Dies gilt für alle Bildungssektoren gleichermaßen.

Deutlich schlechter bewertet sind hingegen digitale Lernformen, die seltener genutzt werden. Den Einsatz von kreativen Arbeitsformen, also von Selbstlernprogrammen, aber auch von Flipped-Classroom-Formaten benoten die Lehrenden eher negativ.

Warum dies so ist, kann man nur mutmaßen. Verlieren sie nach ersten Rückschlägen mit den digitalen Lernformen schnell den Enthusiasmus? Fehlt es ihnen an Kompetenzen, die innovativen Lerntools richtig einzusetzen? Oder eignen sich andere Lernwerkzeuge bei den gegebenen Rahmenbedingungen doch besser als diese noch neuen Formen?

Dass sich vielfältige digitale Lernformen im Lehralltag bewähren können, zeigt der Bildungssektor Hochschule. Dort sind Lernplattformen, Blended Learning, Flipped Classroom und Selbstlernprogramme von Lehrenden weitaus eher akzeptiert und bereichern so das Spektrum zwischen „Frontal“ und „Individualisiertem Lernen“.

Wahrscheinlich braucht es einen langen Atem sowie digital erfahrene Lehrende, damit sich diese innovativen Formate verbreiten. So werden sie vielleicht irgendwann auch merklich in die Schule, die Ausbildung und in die Weiterbildung einfließen.

Die Ergebnisse aller Bildungssektoren im Vergleich finden Sie auf unserer Homepage.

Der Beitrag ist zuerst auf didacta Digital erschienen.