Schule21 im Gespräch mit Schüler:innen 

Schule und Prüfungen gehören für viele Schüler:innen eng zusammen. Während der Schulzeit durchlaufen Schüler:innen eine ganze Reihe an Prüfungssituationen und werden von einer Vielzahl an Lehrkräften in unterschiedlichen Fächern zu verschiedensten Themen geprüft. Was aber denken Schüler:innen über Prüfungen in der Schule? Zählt am Ende wirklich immer nur das Ergebnis? Was nehmen Schüler:innen daraus für sich mit? Und wie müssten schulische Prüfungen gestaltet sein, damit sie von Schüler:innen selbst als sinnvoll und gut erachtet werden? Schule21 hat drei Schüler:innen aus verschiedenen Klassenstufen und Schulformen gefragt, wie sie auf das Thema Prüfungen in Schule blicken.

Wozu eigentlich Prüfungen?

Am Ende der Lerneinheit steht die Prüfung – das scheint vielerorts die inhärente Logik von Leistungsüberprüfung zu sein. Prüfungen helfen Lehrkräften dabei, Gelerntes sichtbar zu machen und bieten somit eine Bewertungsgrundlage für gezeigte Leistungen von Schüler:innen. Allerdings beschränken sich Prüfungen in der Regel auf spezifische Wissensbereiche und bestimmte Fähigkeiten der Schüler:innen  in einem bestimmten Fach. Die Ergebnisse (meist in Form von Noten) sollten nicht nur Lehrkräften, sondern auch Schüler:innen Auskunft darüber geben, ob und wie gut sie Wissen oder Fähigkeiten in einem Unterrichtsfach beherrschen. Wir haben Schüler:innen selber gefragt, woran sie selber eigentlich erkennen, ob sie gut in der Schule oder in einem Fach sind. Interessanterweise erwähnten die Jugendlichen gute Prüfungsergebnisse oder Noten in ihren Antworten gar nicht, sondern bezogen sich auf andere Kriterien.

Die Kinder und Jugendlichen berichten, dass sie vor allem anhand der Einfachheit und Schnelligkeit bei Bearbeitung von Aufgaben und einer guten Beziehung zur Lehrkraft ableiten, ob sie gute Leistungen erbringen.  Klar ist aber auch, dass Prüfungen viel Raum in Schule einnehmen und die Dinge im Unterricht intensiv behandelt werden, die für Prüfungen relevant sind. Deswegen war es für uns wichtig zu erfahren, was die Kinder und Jugendlichen selbst über Prüfungen in der Schule denken.

Wie Prüfungen in Schule aussehen – was sagen Schüler:innen?

Im traditionellen Sinne folgen – und das war viele Jahre Usus – Schulprüfungen vor allem einem Prinzip – nämlich dem der Einheitlichkeit. Prüfungen finden seit vielen Jahren vorwiegend schriftlich statt und werden von allen Schüler:innen zum gleichen Zeitpunkt (Ausnahme: Nachschreibtermine durch Krankheitsausfälle) absolviert. In den Aufgaben werden zumeist Wissensinhalte abgefragt. In den vergangenen Jahren scheint sich Prüfungskultur allerdings durchaus weiterentwickelt zu haben. Vor allem an jenen Schulen, die in der Öffentlichkeit stehen – sei es durch Schulpreise oder auch durch ihre besonderen (reform)pädagogischen Konzepte.  Uns hat interessiert, inwiefern sich diese Weiterentwicklungen auch in den Schulen der drei Schüler:innen aus unserem Gespräch zeigen. Interessant: Bei ihren Schilderungen bezogen sich die Schüler:innen von sich aus ausschließlich auf schriftliche Prüfungen. Zwar ist anhand der Berichte nicht auszuschließen, dass auch alternative Prüfungsformate in den Schulen genutzt werden, allerdings scheint ein starker Fokus vor allem auf schriftlichen Prüfungen, wie Klassenarbeiten, Klausuren oder Tests zu liegen. Im weiteren Gespräch haben die Schüler:innen uns etwas genauer erklärt, wie Prüfungen und der zeitliche Rahmen von Leistungsüberprüfungen an ihren Schulen aussehen.

Können die Schüler:innen mitentscheiden, was oder wie geprüft wird?

Schule21 hat auch interessiert, ob die drei Schüler:innen in ihren Schulen auch Gelegenheiten zur Mitbestimmung bei Prüfungen hatten. Aus anderen Schulen kennt man zieldifferente Prüfungsformate wie zum Beispiel Wahlmöglichkeiten für den Zeitpunkt oder die Form eines Leistungsnachweises. Vorstellbar wäre auch, dass Prüfungen als Gruppe absolviert werden oder die Schüler:innen sich entscheiden können, ob sie die Prüfung mündlich oder schriftlich erbringen wollen. Die Antworten der drei Schüler:innen in unserem Gespräch waren eindeutig: An ihren Schulen gebe es diese Auswahlmöglichkeiten nicht.

 

Wie sähen Prüfungen aus, wenn Schüler:innen mitbestimmen könnten?

Die Reaktionen der Schüler:innen auf unsere Frage, wie Prüfungen aussehen würden, wenn sie als Schüler:innen stärker darüber mitbestimmen könnten, was oder wie geprüft wird, zeigten, dass viele von ihnen diese Art von Reflexion noch gar nicht angestellt haben. Entsprechend schwer fiel es ihnen, sich vorzustellen, dass sie ihre Bedürfnisse artikulieren oder gar Prüfungen selbst mitgestalten könnten. Dennoch entwickelten sie in unserem Gespräch allererste Ideen und Wünsche. Ihr Blick richtete sich dabei vor allem auf die Themen Zeitdruck in Prüfungen, Rückfragen zur Aufgabenstellung und Aufbau der Arbeiten.

Was Schule21 aus den Gesprächen mitnimmt

Das Gespräch mit den drei Schüler:innen zeigt, dass sie Prüfungen in ihren Schulen als unveränderbar und gesetzt erleben. Eine kritische Reflexion der Formate, Möglichkeiten der Mitgestaltung oder gar die Auswahl von verschiedenen Optionen kommt hingegen in ihre Gedankenwelt bislang so gut wie nicht vor. Gleichwohl – wenn sie beginnen, sich Gedanken darüber zu machen, fallen schnell erste Stichworte, bei denen sie sich Veränderungen wünschen würden. Damit verstetigt sich der, bereits im ersten Blogbeitrag dieses Zweiteilers entstandene Eindruck: Mitbestimmung ist mindestens an den Schulen unserer Gesprächspartner:innen (und das sind sicher keine Einzelfälle) noch nicht angekommen. Gleichzeitig wird deutlich, wie sehr es sich lohnt, hinzuhören. Denn es sind – wie hier – zum Teil kleine, eher zaghaft vorgetragene Ideen, die keine große Revolution auslösen, aber erste Schritte auf dem Weg sein können, um Schule (hier: Prüfungskultur) stärker auf die Bedürfnisse der Lernenden hin auszurichten und ihnen dabei zu helfen, ihre Fähigkeiten zu zeigen. Und genau das ist es, was in Schulen passieren muss. Also: Fragen wir die Schüler:innen, was sie brauchen, um erfolgreich lernen zu können! Genau dieser Frage sind Kinder und Jugendliche bei der Konferenz „Zukunftstimmen – Jetzt sind wir gefragt“ in Berlin nachgegangenen. Die Ergebnisse des Bildungsworkshops sind hier zu finden.

Schule21 bedankt sich herzlich bei allen Schüler:innen  für ihre Bereitschaft, sich an den Gesprächen zu beteiligen. Ein großer Dank gilt auch Sarah Kramer für die Unterstützung bei den Gesprächen. 


Um möglichst nah an den Äußerungen unserer Gesprächspartner:innen zu bleiben, enthalten die Sprechblasen Originalzitate der Schüler:innen.

 

 

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