Der Jakob Muth-Preis zeichnet erneut Schulen aus, die sich auf dem Weg zur Inklusion befinden – die diesjährigen Preisträger kommen aus Hamburg, Nordrhein-Westfalen (NRW), Rheinland-Pfalz (RLP) und Schleswig-Holstein

Werkstattfreitag in der Grundschule Wolperath-Schönau (Fotograf: Ulfert Engelkes)
Werkstattfreitag in der Grundschule Wolperath-Schönau (Fotograf: Ulfert Engelkes)

Inklusion ist aktuell eine der größten schulpolitischen Aufgaben. Seit im Jahr 2009 in Deutschland die UN-Behindertenrechts-Konvention in Kraft getreten ist, nach der alle Kinder das Recht auf den Besuch einer Regelschule haben, setzen die Bundesländer den gemeinsamen Unterricht in immer größerem Maße um. Die Herausforderungen, die das gemeinsame Lernen an die Schulen stellt, sind dabei groß. Denn jeder Schüler – ob mit oder ohne Behinderung – soll individuell bestmöglich gefördert werden. Dass etliche Schulen dies bereits schaffen, zeigt der Jakob Muth-Preis, der morgen, Donnerstag, den 23. Januar, zum fünften Mal verliehen wird. Mit ihm werden seit 2009 Schulen ausgezeichnet, die vorbildlichen inklusiven Unterricht anbieten. Dieses Jahr erhalten drei Einzelschulen – aus Hamburg, Ingelheim (RLP) und Neunkirchen-Seelscheid (NRW) – und ein Schulverbund aus Schleswig-Holstein den Preis.
Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, die Deutsche UNESCO-Kommission, die Sinn-Stiftung sowie die Bertelsmann Stiftung würdigen mit dem Preis die Leistung von Schulen, die besonders überzeugende Konzepte für das gemeinsame Lernen entwickelt haben. Die Gemeinschaftsgrundschule Wolperath-Schönau in Neunkirchen-Seelscheid, die Erich Kästner Schule in Hamburg-Farmsen, die Brüder-Grimm-Schule in Ingelheim sowie der Schulverbund Südlicher Bereich des Kreises Schleswig-Flensburg überzeugten die Jury mit ihren innovativen Konzepten besonders.
Im Verbund Schleswig-Flensburg arbeiten 26 Schulen aller Schulformen zusammen. Herzstück des Verbundes bildet dabei das Förderzentrum Schleswig-Kropp, das sich zu einer Schule ohne Schüler erklärte und seitdem seine Schüler und seine sonderpädagogischen Lehrkräfte an die Regelschulen im Einzugsbereich aussendet. Mittlerweile können alle Kinder des Förderzentrums inklusiv und wohnortnah zur Schule gehen. Die drei Einzelschul-Preisträger begreifen sich als Lern- und Lebensraum mit Angeboten, die sich über den ganzen Tag erstrecken. Sie nutzen unterschiedliche offene Lernformen, um jedes Kind optimal in seiner Entwicklung zu begleiten. Und sie lenken anhand von selbst entwickelten Kompetenzrastern in der Leistungsbewertung den Blick auf das Können der Kinder. Im Schulalltag überwiegen positive Rückmeldungen der Lehrkräfte an die Schüler. Dabei wird darauf geachtet, eine Balance zwischen Individualisierung und gemeinschaftlichem Lernen zu schaffen. Interdisziplinäre Teams aus Lehrkräften, Sonderpädagogen, Sozialpädagogen und Erziehern begleiten die Lerngruppen. So schaffen die Schulen insgesamt ein Klima, in dem jedes Kind als eigene Persönlichkeit wertgeschätzt wird. Die Preisträger sind damit Vorreiter auf einem Weg, der sich für alle Schulen abzeichnet: Inklusion wird mittelfristig zur Normalität an deutschen Schulen. Die vier Preisträger zeigen eindrucksvoll, dass Inklusion keine Vision ist, sondern tatsächlich funktioniert – und dass sie nicht zu Lasten der Qualität geht.
Der Preis ist benannt nach dem Pädagogen Jakob Muth (1927-1993), Vorkämpfer und Wegbereiter des gemeinsamen Lernens von behinderten und nicht behinderten Kindern. Mit der Auszeichnung wollen die Projektträger positive Beispiele für gemeinsamen Unterricht bekannt machen und zur Nachahmung anregen. Für den Jakob Muth-Preis beworben hatten sich in diesem Jahr über 100 Schulen aller Schulformen aus ganz Deutschland, davon etliche im Verbund.
Weiterführende Informationen unter: http://www.jakobmuthpreis.de/
Portraits der Preisträgerschulen und des Schulverbunds zum Download (pdf):
Portrait:    Verbund_Schleswig_Flensburg (155 KB)
Schulportrait: Gemeinschafts_Grundschule_Wolperath_Schönau (135 KB)
Schulportrait: Erich_Kästner_Schule_Hamburg (143 KB)
Schulportrait: Brüder_Grimm_Schule_Ingelheim (161 KB)