Welche überfachlichen Kompetenzen sind für Jugendliche am wichtigsten, um gut mit den eigenen und den an sie herangetragenen Anforderungen umzugehen? Was wünschen sich junge Menschen von Schule, die längst mehr als nur ein Ort des Lernens ist, um zukunftsrelevante, überfachliche Kompetenzen gut erlernen und weiterentwickeln zu können? Zu dieser Frage haben wir als Bertelsmann Stiftung nicht nur Eltern und Jugendliche in einer Studie befragt, sondern sind auch mit Jugendlichen von unterschiedlichen Schulformen (eine klassische Gesamtschule und eine reformpädagogisch geprägte Gemeinschaftsschule) im Rahmen von Gruppendiskussionen in den Austausch gekommen. Ziel der Gruppendiskussionen (bzw. Workshops) war es, Einblicke in die Gedanken und Wünsche von Jugendlichen zu überfachlichen Kompetenzen und der Vermittlung und Förderung dieser Fähigkeiten an Schulen zu erhalten.  

Zwei wichtige Beobachtungen, die sich sowohl aus den Befragungen als auch aus den Gruppendiskussionen ergaben, vorangestellt: 1. Die Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen ist für Jugendliche (und übrigens auch für Eltern) ein relevantes Thema. Sie finden es wichtig, dass überfachliche Kompetenzen auch einen Platz in Schule finden, dort erlernt und eingeübt werden können. Allerdings fühlen sich nicht alle Jugendlichen kompetent darin, Kompetenzen aus den Bereichen Selbstmanagement, Initiative, Emotionale Belastbarkeit, Innovativität und Umgänglichkeit anzuwenden. 2. Überfachliche Kompetenzen wie Selbstorganisation, Teamfähigkeit, Emotionale Belastbarkeit oder Selbstvertrauen sind für Jugendliche keine abstrakten Bildungsziele. Sie sind anschaulich und lebensnah, wie insbesondere die Aussagen und Erfahrungen der Jugendlichen aus den Gruppendiskussionen zeigen. 

Perspektiven der Jugendlichen auf überfachliche Kompetenzen: Wichtigkeit und Selbsteinschätzung  

Welche überfachlichen Kompetenzen sollten aus Sicht der Jugendlichen in Schule vermittelt und gefördert werden? In einer groß angelegten Befragung der Bertelsmann Stiftung wurden knapp 1.700 Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren zu ihren überfachlichen Kompetenzen (BESSI-Modell) befragt. Die Jugendlichen wurden außerdem um eine Einschätzung gebeten, wie gut sie überfachliche Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und den Umgang mit eigenen Fehlern ihrer Meinung nach selbst beherrschen. Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze zusammengefasst: 

  • Jugendliche messen der  Förderung von überfachlichen Kompetenzen in der Schule große Bedeutung bei. Besonders Fähigkeiten aus den Bereichen Emotionale Belastbarkeit und Selbstmanagement stehen für sie im Zentrum – sie halten diese für essenziell, um Herausforderungen im Schulalltag und darüber hinaus bewältigen zu können. Jugendliche wollen spezifische Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Selbstvertrauen und den Umgang mit Fehlern in der Schule erlernen. Auch Kompetenzen aus dem Bereich Initiative (z. B. Tatendrang oder Kontaktfreudigkeit) sind den Jugendlichen wichtig – vergleichsweise sogar wichtiger als den Eltern.  
  • Jugendliche schätzen ihre eigenen überfachlichen Kompetenzen insgesamt als recht gut bis sehr gut ein. Besonders hoch bewerten sie ihre Fähigkeiten hinsichtlich Pflichtbewusstheit, Zuverlässigkeit und interkultureller Kompetenz. Allerdings gibt es soziale Unterschiede in den Selbsteinschätzungen der jungen Menschen. So schreiben sich Jugendliche aus akademischen Elternhäusern im Mittel höhere überfachliche Kompetenzen zu als Gleichaltrige mit nicht-akademischen Eltern. Diese Unterschiede sind im Bereich Innovativität besonders deutlich. 
  • Es zeigen sich Passungsprobleme zwischen der Wichtigkeit der Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen und der Selbsteinschätzung der Jugendlichen in den Bereichen Stressresistenz, Beharrlichkeit und Selbstvertrauen: Diese Kompetenzen werden als besonders wichtig eingeschätzt, allerdings fühlen sich viele Jugendliche hier nicht ausreichend kompetent.  

Den vollständigen Ergebnisbericht zur Befragung, der von der GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften aufbereitet wurde, kann hier abgerufen werden.

Einblicke aus den Gruppendiskussionen mit Jugendlichen 

„Man muss das einfach können – aber gezeigt hat’s uns keiner.“  

In den Workshops, die bereits im Herbst 2022 stattfanden, berichteten die Jugendlichen von zwei Schulen eindrücklich, wie sehr sie im Schulalltag auf Selbstorganisation, Eigenverantwortung und Emotionale Belastbarkeit angewiesen sind. So erfordern zum Beispiel selbstständige Lernzeiten, alternative Prüfungsformate oder Projektarbeiten ein hohes Maß an Selbststeuerung. Einige Jugendliche fühlten sich damit jedoch manchmal allein gelassen und wünschten sich gezielte Unterstützung von Lehrkräften oder Tutor:innen, die vertrauensvolle Gespräche führen und sie auf Augenhöhe begleiten. Ein Wunsch der Jugendlichen war es auch, die für sie zuständigen Lehrkräfte oder Tutor:innen zur Reflexion der überfachlichen Kompetenzen selbst wählen zu dürfen, um die persönliche Entwicklung besprechen zu können. 

„Ich weiß, dass ich’s kann – aber es steht nirgends.“ 

Ein zentrales Thema in beiden Workshops war zudem die fehlende Sichtbarkeit überfachlicher Kompetenzen. Die Jugendlichen wünschten sich, dass ihre überfachlichen Fähigkeiten, die sie in Präsentationen, Gruppenarbeiten oder kreativen Projekten anwenden und unter Beweis stellen – nicht nur beiläufig wahrgenommen, sondern auch für sie selbst und für Dritte dokumentiert werden. „Ich kann mich gut in andere hineinversetzen – aber das sieht man halt nicht in der Mathe-Note“, so ein Zitat eines Schülers. Konkrete Ideen der Jugendlichen, wie man überfachliche Kompetenzen gut abbilden kann, reichten von Portfolio-Lösungen über die digitale Darstellung persönlicher Kompetenzprofile bis hin zur niedrigschwelligen Aufnahme im Zeugnis. 

„Nicht jeder kann alles – aber jeder kann was.“ 

Nicht nur die Studienergebnisse haben gezeigt, dass es zum Teil auch Passungsprobleme zwischen der wahrgenommenen Wichtigkeit der Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen und den Selbsteinschätzungen, insbesondere in den Bereichen Stressresistenz, Beharrlichkeit und Selbstvertrauen bei Jugendlichen, gibt: Diese Kompetenzen wurden von jungen Menschen als besonders relevant für die schulische Vermittlung eingeschätzt – gleichzeitig erlebten sich viele Jugendliche weniger kompetent. Diese Diskrepanz spiegelte sich auch in den Gruppendiskussionen wider. Viele Jugendliche berichteten, dass sie sich häufig unter Druck gesetzt fühlten, schlecht mit Stress umgehen könnten oder sich in Gruppenarbeiten nicht fair behandelt fühlten. Gleichzeitig zeigten sie aber auch ein hohes Maß an Reflexionsfähigkeit und Wunsch nach persönlicher Entwicklung: „Ich weiß, dass ich mich verbessern kann – aber ich brauche jemanden, der mir zeigt, wie.“ Ein weiterer Punkt war den Jugendlichen wichtig: Nicht alle Jugendlichen müssen in allen überfachlichen Kompetenzen gut sein. Es kommt aus Sicht der Jugendlichen viel mehr darauf an, dass jede:r seine persönlichen Stärken kennt und an seiner eigenen Entwicklung arbeitet. 

Fazit: „Wenn Schule das ernst nimmt, muss sie sich auch verändern.“ 

Die Jugendlichen formulierten in den Gruppendiskussionen klare Erwartungen an Schule. Wenn es darum geht, überfachliche Kompetenzen in Schule zu stärken, muss sich Lernen in Schule verändern. Die Jugendlichen sind bereit, selbst Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen. Was sie dafür brauchen: 

  • Zeit und Raum für überfachliches Lernen – jenseits von Notendruck und überfüllten Lehrplänen 
  • verlässliche Begleitung durch pädagogisches Personal, das zuhört, berät und stärkt 
  • transparente Rückmeldungen, die individuelle Entwicklung sichtbar machen – ohne ständig zu bewerten 
  • Partizipationsmöglichkeiten für Schüler:innen bei der Gestaltung von Lernformaten, Feedbacksystemen und Schulentwicklung 

Die Ergebnisse der Befragung sowie der Gruppendiskussionen mit den Jugendlichen zeigen: Die Vermittlung und Förderung überfachlicher Kompetenzen sollte kein „nice-to-have“ sein, sondern ein eigenständiges Bildungsziel. Jugendliche wollen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben, Mitmenschen vertrauen können und mit ihnen kooperieren sowie Herausforderungen proaktiv angehen und meistern können (im Sinne eines Growth Mindsets). Diese Fähigkeiten sind nicht nur in Schule, sondern auch für die Gesellschaft von enormer Bedeutung. Wenn es nach den Jugendlichen geht, sollten überfachliche Kompetenzen gezielt in den Schulalltag integriert werden – durch vielfältige Ansätze und veränderte Lehr- und Lernformate. Schule kann und sollte durch mehr Vertrauen, mehr Dialog und mehr Mut zur Veränderung dazu beitragen.  


Text wurde teilweise mit KI erstellt: „KI-assistiert (ChatGPT5)“

 

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