Individuelles Feedback und Beurteilung
Individuelles Feedback und Beurteilung

Ein weiterer Beitrag der Serie zu Kompetenzen, die notwendig für individuelle Förderung durch den Lehrer sind. In unserem 4. Teil gibt es auch konkrete Beispiele aus der Praxis!
Wenn Schülerinnen und Schüler individuell gefördert werden, folgt daraus, dass auch das Feedback und die Beurteilung individuell erfolgen. Das Augenmerk richtet sich dann nicht mehr darauf, dass eine Klasse im Gleichschritt bestimmte Fortschritte macht: Es geht viel stärker darum, welche Fortschritte der einzelne Schüler bzw. die einzelne Schülerin gemacht hat. Noch vor der Beurteilung dienen Feedback / Rückmeldungen dazu, den Lernprozess effizienter zu gestalten. Feedback wird sowohl vom Schüler an den Lehrer als auch umgekehrt gegeben: Der Schüler bzw. die Schülerin braucht Gelegenheiten, rückzumelden, was er / sie verstanden hat und an welchen Stellen er / sie noch Unterstützung braucht. Umgekehrt liefert die Rückmeldung der Lehrkraft dem Schüler bzw. der Schülerin Hinweise darauf, welche Stärken, aber auch welche Schwachstellen es auszubauen gilt. Der Lernfortschritt der Schüler dient als Ausgangspunkt für die Beurteilung einer Leistung. Gleichzeitig sind alternative Formen der Leistungsbeurteilung ein Instrument, mit dem auch die Unterrichtsqualität verbessert werden kann: Durch den Überblick, den die Lehrkraft über die Leistungen der einzelnen Lernenden erhält, kann er den Unterricht besser an die Bedürfnisse und Lernausgangslagen der SchülerInnen anpassen.
Im Folgenden sollen in aller Kürze drei Instrumente beschrieben werden, mit denen Rückmeldungen zur Schülerleistung indidviduell erfolgen können: Portfolios, Lerntagebücher und Schülerselbstbewertung.
a) Ein Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung von Arbeiten eines Schülers, die seine individuelle Lernentwicklung, die Leistungsergebnisse und die Lernbemühungen sichtbar macht. Der Schüler wird i.d.R. in den Entscheidungsprozess des Portfolios einbezogen – Ziele und Beurteilungskriterien werden gemeinsam von Lehrkraft und Schüler festgelegt. Das Portfolio hilft SchülerInnen, sich Arbeits- und Lernprozesse bewusst zu machen und zu reflektieren. Zudem bieten sie die Grundlage für eine differenzierte, ganzheitlichere Bewertung (vgl. Bräuer, 2002). Wie eine Schule ganz konkret mit Portfolios arbeitet, zeigt das Beispiel des Akademischen Gymnasiums Innsbruck, wo Portfolios als neues Lern- und (Selbst-)Bewertungsinstrument angeboten werden.
b) Ein Lerntagebuch ist ein persönliches Buch, das die Lernwege eines Lernenden in einem beliebigen Unterrichtsfach dokumentiert. Es soll dazu dienen, den Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden zu erweitern, Lernbedürfnisse / Unterstützungsbedarfe besser zu erkennen und das individuelle Lernverhalten zu fördern. Nur die SchülerInnen nehmen Eintragungen in das Lerntagebuch vor –  Lehrer dürfen nur Einsicht nehmen, aber keine Korrekturen vornehmen. Für die Schüler geht es um die Reflexion des eigenen Lernprozesses, des Verhaltens im Unterricht und eine realistische Einschätzung der Qualität der eigenen Arbeit. Die Grundschule Morsum auf Sylt arbeitet beispielsweise erfolgreich mit Lerntagebüchern.
c) Bei der Schülerselbstbewertung bewerten die SchülerInnen ihre eigenen Leistungen vor dem Hintergrund eines bestimmten Vergleichsmaßstabes sowie bestimmter, gemeinsam vereinbarter Kriterien. Die Schüler lernen so, ein realistisches Selbstbild zu entwickeln. Als Instrumente können z. B. Fragebogen zur Selbstbewertung des Arbeitsprozesses oder des selbstständigen Lernens dienen. An der Josef-von-Eichendorff-Schule in Kassel beispielsweise werden Schüler zunehmend an eine Selbstbewertung ihrer Arbeit herangeführt.