Schüler bei Gruppenarbeit
Schüler bei Gruppenarbeit

Die Debatte ist im Prinzip bekannt. Ist das Konzept des Frontalunterrichts – zu Neudeutsch „Frontloading“ – völlig überholt? Sollte es moderneren Lernformen wie der Projekt- oder Gruppenarbeit gänzlich weichen? Oder hat auch diese zugegebenermaßen stark auf den Lehrer konzentrierte Form der Wissensvermittlung ihre Daseinsberechtigung? Die Antwort  – eine Gegenfrage: Muss es immer schwarz oder weiß sein?
In seinem Blog PISA-Versteher hat Christian Füller neulich zur Diskussion darüber eingeladen, ob und wie sinnvoll Frontalunterricht heutzutage eigentlich noch sei. Aufhänger war für ihn Michael Feltens neues Buch „Auf die Lehrer kommt es an“, wo bereits in der Verlagsankündigung behauptet wird, dass sich „steuernde Lehrformen der offenen Pädagogik als vielfach überlegen“ erweisen.
Mir scheint es fast, als suche Füller hier lediglich einen schönen Gesprächsanlass, der die Leserschaft seines Blogs in der erhofften Weise polarisieren soll. Aber die Welt ist nun mal nicht schwarz-weiß und so lassen sich meines Erachtens auch nicht Frontalunterricht und offene Unterrichtsformen gegeneinander ausspielen. Bereits in der Lehrerausbildung wird für einen ausgewogenen „Methodenmix“ plädiert – und diese Empfehlung hat auch für einen Unterricht, der auf individuelle Förderung und eine neue Lernkultur ausgerichtet ist, noch ihre Daseinsberechtigung: Lehrende sind sowohl Instrukteure und Wissenvermittler als auch Berater, Mitgestalter, Lerncoaches – dies hängt von der jeweiligen Unterrichts- bzw. Lernphase ab. Man kommt nicht umhin, an dieser Stelle Helmke zu zitieren: Guter Unterricht ist „niemals dogmatisch, folgt niemals starren methodischen Prinzipien, sondern stellt immer eine Balance dar“ (Helmke 2009: 384). Entscheidend ist, dass der Unterricht vom Schüler her gedacht wird und dass die Lehrkraft jede Gelegenheit zu ihrer Aktivierung und Ermutigung nutzt.