Kennen Sie Norm Green? Besser als Sie vielleicht glauben! Selbst wenn Ihnen der Name nicht vertraut sein sollte, ist es doch zweifellos seine Arbeit: Kaum ein anderer hat sich so sehr für das kooperative Lernen eingesetzt wie der kanadische Pädagoge. Mittlerweile ist aus den Unterstützern des erfolgreichen Unterrichtskonzepts eine richtige Bewegung geworden, auch in Deutschland. Auf einer Tagung in Münster zum Gedenken an Norm Green wurden jetzt zukünftige Chancen und Methoden des kooperativen Lernens diskutiert.

Norm Green, ehem. Leiter der Personalentwicklung im Schulbezirk Durham, Ontario, Kanada und ehem. Direktor für Unterrichtsentwicklung am Georgian College, Ontaria, Kanada
Norm Green bei der letzten Jahreskonferenz des Internationalen Netzwerks innovativer Schulsysteme (INIS)

Das Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat am am 25. und 26. März zusammen mit dem Green Institut e. V., der Bertelsmann Stiftung und der GEW NRW eine Fachtagung zum kooperativen Lernen und individueller Förderung ausgerichtet. Mehr als 160 Lehrerinnen und Lehrer aus dem ganzen Bundesgebiet kamen nach Münster, um die Vorträge und Workshops live mitzuerleben und sich Anregungen für den Schulalltag zu holen.
„Man kann inzwischen im deutschsprachigen Raum von einer ‚Bewegung kooperatives Lernen‘ sprechen“ so lautete die selbstbewusste These von Prof. Dietlinde Heckt bei ihrem Vortrag am ersten Veranstaltungstag. Eine  Bewegung sei dadurch gekennzeichnet, dass sie eine charismatische Führungspersönlichkeit habe, sich gegen eine überholte Unterrichtspraxis richte, im Schulalltag verankert sei, zudem Eingang in die Lehrerbildung gefunden habe und sich in einer ganzen Reihe von Publikationen manifestiere, führte Heckt aus. All diese Voraussetzungen seien beim kooperativen Lernen erfüllt. Entscheidende Impulse habe diese Entwicklung dabei vom US-kanadischen Cooperative Learning erhalten, insbesondere von Norm Green, dem international renommierten Cooperative Learning Trainer und hauptverantwortlichen Personalentwickler des Durham Board of Education, das 1996 als innovativstes Schulsystem ausgezeichnet wurde. Ein Beispiel, das Schule machte. Norm Green entwickelte 1998 im Internationalen Netzwerk Innovativer Schulsysteme (INIS) seine erste Sommerakademie für Lehrer in Deutschland; die ersten 40 Lehrer wurden ausgebildet.
Dass die These von Prof. Heckt nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigten auch die Zahlen von Peter Blomert, dem Leiter des Green Instituts: Rund 300 Trainer für das kooperative Lernen seien in den vergangenen Jahren in Deutschland ausgebildet worden. Ca. 2.500 Lehrkräfte hätten in den Akademien an Fortbildungen teilgenommen. Würde man die eintägigen Fortbildungen mitzählen, so seien mehr als 30.000 Lehrerinnen und Lehrer mit Elementen des kooperativen Lernens vertraut gemacht worden, führte Blomert aus.
In den Workshops am zweiten Veranstaltungstag beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Frage, wie kooperative Arbeitsformen im Unterricht, im Kollegium und bei der Schulentwicklung zum Einsatz kommen können, um mit der zunehmenden Heterogenität der Schülerinnen und Schüler konstruktiv umzugehen und die Voraussetzungen für individuelle Förderung zu schaffen. Dabei wurde die Wirksamkeit von kooperativen Lernformen nicht nur mit Blick auf Fach- und Methodenkompetenz erläutert, sondern auch und vor allem hinsichtlich der Sozial- und der Selbstkompetenz. So eignet sich das kooperative Lernen insbesondere zur Schüleraktivierung und zur Klassenführung. In einem Workshop ging es auch um die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch von Lehrerinnen und Lehrern im Web 2.0: Peter Blomert und ich diskutierten mit den Teilnehmern die Frage, welche Möglichkeiten der Kooperation das ‚Mitmachnetz‘ eröffnet. Dabei wurden unterschiedliche Kommunikationsangebote vorgestellt und aus Sicht der Praxis reflektiert.
Weiterführende Informationen zur Veranstaltung und zum Programm gibt’s hier