Gehört hatte ich schon viel von diesem innovativen Veranstaltungsformat, teilgenommen bislang noch nie. Um so aufgeregter war ich, als es am vergangenen Wochenende endlich so weit war: Von Freitag bis Sonntag fand an der RWTH Aachen das sechste EduCamp statt. Unter dem Motto „Zukunft gemeinsam gestalten – Bildung neu entdecken“ versammelten sich mehr als 100 Bildungsinteressierte, fast ausnahmslos Überzeugungstäter, um in selbst gestalteten Sessions über aktuelle pädagogische Fragestellungen und Trends zu diskutieren: Leitmedienwechsel, neue Lernkultur, Schwarmintelligenz… um nur einige Buzzwords wiederzugeben.

Wer beim "EduCamp" mitmacht, ist Teilnehmer und Organisator in einem.
Wer beim „EduCamp“ mitmacht, ist Teilnehmer und Organisator in einem.

Unter den Teilnehmern befanden sich viele Bekannte, die einem bis dato aber meist nur virtuell, etwa bei Twitter, Facebook oder in Bildungsblogs über den Weg gelaufen waren: Thomas Bernhardt, Christian Spannagel, Guido Brombach, die Literatenmelu, Felix Schaumburg, Jean-Pol Martin um nur einige zu nennen. Nach einer freundlichen Begrüßung durch „Mo“ und sein Orga-Team ging es am Samstagmorgen im Informatikzentrum zunächst darum, sich kurz mit drei Schlagworten („Tags“) vorzustellen und Vorschläge für die Session-Planung zu sammeln. Die Bandbreite der Themen für die Sessions war sehr beeindruckend: Das Spektrum reichte von A wie „Augmented Reality“ (Erweiterte Realität) bis Z wie „Zusammenarbeit 2.0 oder das Schulheft der Zukunft“.
In der ersten Session, die ich besuchte, ging es um „EduCaching“, eine Weiterentwicklung des GeoCaching-Gedankens: Geokoordinaten können von einer Seite im Internet auf ein GPS fähiges Endgerät (z.B. ein Smartphone) übertragen werden. Diese Koordinaten führen dann z. B. Schülergruppen zu besonderen, vielleicht auch geschichtsträchtigen Orten. Aus diesem Ansatz ergeben sich ganz neue Möglichkeiten des aktiven, kooperativen und individuellen Lernens im außerschulischen Raum. Es wird nicht im sondern mit dem Web 2.0 gelernt.
In der nachfolgenden Session stellte Thomas Bernhardt die Auswertung seiner Umfrage zur Internetnutzung in Schule, Studium und Beruf vor. Ergebnis: Die Vernetzung funktioniert schon ganz gut, eigene Beiträge werden aber eher selten veröffentlicht und geteilt – es gibt wenig Kollaboration.
Welche Möglichkeiten bietet das „Mitmachnetz“ für Schule und Unterricht?
Christian Ebel diskutiert mit den "EduCamp"-Teilnehmern über eine zeitgemäße Lernkultur.
Christian Ebel diskutiert mit den „EduCamp“-Teilnehmern über eine zeitgemäße Lernkultur.

In meiner Session am Nachmittag versuchte ich, an genau diese Fragestellung anzuknüpfen: Wie kann die Kooperation von Lehrkräften im Internet unterstützt und eine neue Kultur des Lernens in die Schule getragen werden kann? Lehrerportale, Blogs, Wikis, Moodle, Facebook, Twitter & Co. eröffnen der Schule völlig neue Möglichkeiten. Diese betreffen vor allem die individuelle Arbeitsorganisation, die Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung – aber auch die Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden. Es wurde intensiv darüber diskutiert, was für Anreize oder Impulse es braucht, damit Lehrer selbst im Mitmachnetz aktiv werden. Die Meinungen dazu gingen auseinander: Einige Teilnehmer wünschten sich z. B. passgenaue Fortbildungen, andere waren der Auffassung, dass man keine „Care-Pakete“ über der Schule abwerfen, sondern auf Veränderung von innen bauen sollte. Eine einvernehmliche Lösung wurde nicht gefunden. Was wären denn eure Vorschläge?
Weitere Informationen zum EduCamp-Format im Web unter http://educamp.mixxt.de/