Am Wochenende – genauer: am 12. und 13. November – fand unter dem Motto „Zeit für eine neue Lernkultur“ der 7. Ganztagsschulkongress im Berliner Congress Center statt. Fast 1300 Akteure aus Schule und Bildungspolitik nahmen teil. Eingeladen hatten das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Kultusministerkonferenz in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Ein hochkarätiges Event also, das mit zahlreichen prominenten Gästen aufwartete. Hier ein paar Impressionen.
Am Freitag standen zunächst spannende Vorträge auf dem Programm. Bundesbildungsministerin Annette Schavan plädierte in ihrer Rede für eine Revolution der Lernkultur, um Kinder und Jugendliche optimal auf die Anforderungen des heutigen Berufs- und Gesellschaftslebens vorbereiten zu können. Mehr junge Menschen müssten für den Lehrerberuf begeistert werden. Im Anschluss daran freute sich Ludwig Spaenle, Präsident der Kultusministerkonferenz und überzeugter Bayer, dass nun auch sein Bundesland am Ganztagsschulprogramm teilnimmt: „So rrrichtig guat ists hoalt erst, wenn die Bayern dobai sind!“ Roland Koch, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Stiftungsrates der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sprach, erntete viel Applaus mit seiner Forderung, dass das konfektionierte Abwerfen von Wissen über Schülern endlich ein Ende haben müsse.
Wissenschaftliche Rückendeckung für die Befürworter der Ganztagsschule lieferte Prof. Dr. Eckhard Klieme vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in seinem Vortrag „Lernkultur in Ganztagsschulen: Qualität und Wirkung“. Klieme stellte die Ergebnisse der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG) vor, für die im Zeitraum von 2005 – 2010 mehr als 300 Ganztagsschulen in 14 Bundesländern untersucht worden waren. Wichtige Ergebnisse: Bei regelmäßiger Teilnahme am Ganztag reduziert sich bei Schülerinnen und Schülern das Risiko, eine Klasse wiederholen zu müssen. Familien werden entlastet und insgesamt nimmt das problematische Verhalten von Schülern im Schulalltag ab. Ein direkter Zusammenhang zur Verbesserung der Schulleistungen kann aber nicht nachgewiesen werden. Hier komme es vielmehr zusätzlich auf die Qualität der einzelnen Bildungsangebote an: Eine neue Lernkultur müsse methodisch vielfältig und schülerorientiert sein, um auch Motivation und Leistung dauerhaft zu fördern, so Klieme. Nicht zu überschätzen sei dabei ein gutes Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern, das von gegenseitiger Wertschätzung geprägt sein sollte.
Anschließend konnten sich die Teilnehmer des Kongresses in verschiedenen Workshops mit konkreten Fragestellungen auseinandersetzen, von Begabungsförderung über Inklusion bis hin zu „Tanz als Teil von Lernkultur“. Dabei gab es auch die Möglichkeit, direkt mit Schülerinnen und Schülern zu diskutieren – eine Möglichkeit, die von allen Beteiligten sehr geschätzt wurde.
Am Samstag setzte sich die gelungene Mischung aus Vorträgen, Arbeitsphasen und kulturellem Rahmenprogramm fort. Insgesamt war es eine hervorragend organisierte Veranstaltung, die vielfältige Anregungen und immer wieder Anlass zu spannenden Diskussionen bot. Eines ist an diesen zwei Tagen wirklich sehr deutlich geworden: Bei allen Hindernissen und Stolpersteinen – nach den Stimmen und dem Engagement der Teilnehmer zu urteilen, ist die geforderte „Revolution der Lernkultur“ auf einem guten Weg!
Hier noch ein paar filmische Eindrücke: