Kaum eine Entwicklung zuvor hat die Hochschulwelt innerhalb kürzester Zeit so durcheinandergewirbelt wie die sogenannten Massive Open Online Courses, kurz MOOCs. Das war wichtig, um den Hochschulen die Reichweite der anstehenden Veränderungen vor Augen zu führen. MOOCs sind heute aber selten mehr als digitale Kopien einer klassischen Vorlesung, oft in Form von Videohäppchen mit Multiple Choice Tests und allenfalls lose in bestehende Curricula integriert.

3 MOOCs sind nur der Anfang: Sie sind wichtige Katalysastoren für die Digitalisierung der Hochschullehre, nutzen deren Potenziale aber bei weitem nicht aus.

Die Möglichkeit, Lerninhalte und -wege individuell an Lernstil, -tempo und -ziel anzupassen, sofortiges Feedback zu geben oder systemisch Peer-Learning-Elemente einzubauen, nutzen MOOCs hingegen kaum. Erste Studien zeigen zudem, dass MOOCs Bildung nicht wirklich demokratisieren. Sie werden ganz überwiegend von denjenigen genutzt, die das akademische System kennen und schätzen gelernt haben: Der typische Lerner ist „white, whealthy und well educated“, hat meist schon einen Hochschulabschluss in der Tasche. Bisher erschlieén MOOCs in Europa und den USA nur selten neue, an Hochschulen noch unterrepräsentierte Gruppen. Um hier mehr Individualiserung und somit mehr Chancengerechtigkeit in der Hochschulbildung zu erreichen, ist noch ein weiter Weg zu gehen.

Ein Impuls in neun Thesen (3)- von Jörg Dräger, Julius-David Friedrich und Ralph Müller-Eiselt