Die Corona-Pandemie wird das Geschehen an den Schulen noch lange bestimmen. Viele Schüler:innen müssen sich auch in den kommenden Wochen (und möglicherweise Monaten) viele  Unterrichtsinhalte eigenständig erarbeiten – und vielen Eltern fehlt die nötige Zeit oder auch Expertise, ihren Kindern dabei unter die Arme zu greifen. Eine ehrenamtliche Initiative aus Bonn bietet bereits seit Mitte März digitale Abhilfe. Zusammen mit drei Studienfreunden gründete der dortige Mathematikstudent Christopher Reiners die Corona School.

Das Kalkül dahinter: Da auch Studierende pandemiebedingt mehr Zeit zur Verfügung haben, könnten sie sich sozial engagieren und Online-Nachhilfe anbieten. Und tatsächlich haben sich nach weniger als zwei Monaten bereits über 10000 Schüler:innen und knapp 7500 Studierende aus ganz Deutschland bei der Corona School registriert. Sie müssen auf der Plattform angeben, in welchen Fächern und Jahrgangsstufen sie Unterstützung brauchen oder anbieten können. Anschließend bildet die Corona School mit Hilfe eines Matching-Algorithmus geeignete Lernpaare, die einen persönlichen Link bekommen, über den die kostenfreien Video-Gespräche direkt im Browser oder auch über das Handy stattfinden können.

Zur Qualitätssicherung werden die Studierenden in einem Video-Eignungsgespräch individuell auf grundlegende fachliche wie pädagogische Fähigkeiten überprüft und mit den Werten und Verhaltensrichtlinien der Corona School vertraut gemacht. Außerdem hat man Leitfäden für die Online-Nachhilfe entwickelt, die sowohl pädagogische Tipps als auch technische Hilfestellungen enthalten. Den Lernprozess selbst koordinieren die Lerntandems eigenständig und in dem Ausmaß, wie es für beide Parteien sinnvoll bzw. leistbar ist.

Christopher Reiners denkt mit seiner Initiative über die Corona-Krise hinaus – er möchte nach den positiven Erfahrungen der ersten Wochen langfristig den Austausch zwischen Studierenden und Schüler:innen fördern. Gerade für Schüler:innen aus sozial schwachen oder bildungsfernen Familien biete das kostenlose Projekt eine außerschulische Bildungsunterstützung, die andernfalls nicht für jede Familie finanziell möglich sei. Außerdem werde auch am Konzept einer digitalen Studienberatung von Studierenden für Schüler:innen gearbeitet, die sich vor allem an die Zielgruppe Orientierung suchender Abiturient:innen richtet. Damit sich auch in Zukunft genügend Studierende engagieren, denkt Reiners über zusätzliche Anreize wie Zertifikate für soziales Engagement nach. Auf jeden Fall solle das Projekt rein ehrenamtlich bleiben und auch nach Corona die Verbindung zwischen Hochschulen und Schulen stärken.