Schule, Lernen, Bildung im 21. Jahrhundert – nicht erst seit Corona ein Feld großer Herausforderungen und Reformbedarfe. Die Scheinwerfer der Pandemie haben die digitalen Defizite Deutschlands erbarmungslos ausgeleuchtet. Doch so dringlich ein digitales Update unseres Bildungssystems ist, so wichtig bleiben andere offene Baustellen wie Konzepte für Ganztag, Inklusion und den Umgang mit dem Lehrkräftemangel sowie die Notwendigkeit eines breiteren Kompetenzbegriffs. Sie dürfen nicht isoliert, sondern müssen von vornherein integriert betrachtet werden.

Was wir von der Politik fordern, gilt auch für unsere eigene Arbeit. Deshalb führt die Bertelsmann Stiftung ihre bisher getrennten Blogs und Twitter-Kanäle „Digitalisierung der Bildung“ (@Bildung_Digital) und „Vielfalt lernen“ (@VielfaltLernen) zusammen. Mit dem neuen Blog „Schule, Lernen, Bildung im 21. Jahrhundert“ und dem Twitter-Kanal @Schule_21 stellen wir uns den Herausforderungen des Schulsystems künftig ganzheitlich und in ihrer gesamten Bandbreite. Konkret bedeutet das zum Beispiel: Schule im 21. Jahrhundert ist nur dann erfolgreich, wenn neben digitalen auch analoge Lernformen verändert werden, wenn ein guter Ganztag gleichzeitig inklusiv ist und wenn die für all diese Herausforderungen benötigten Lehrkräfte über adäquate Kompetenzen verfügen. Die Herausforderungen der Schule im 21. Jahrhundert müssen so gelöst werden, dass sich die bestehenden Strukturen sinnvoll zu einem neuen Ganzen verändern.

Was treibt uns an?

Schule soll Kinder bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten. Dazu muss sie mehr sein als Unterricht plus Nachmittagsbetreuung, als Regelschule plus Kinder mit Förderbedarf, als gedruckte Bücher plus Tablets, als Kernfächer plus neue Fächer wie „Glück“. Ganztagsschule, Inklusion, Digitalisierung und der Erwerb von Zukunftskompetenzen können das deutsche Schulsystem nur dann auf ein wirklich neues Qualitätslevel heben, wenn sie Eckpfeiler einer ganzheitlichen Strategie sind. Für mehr Leistungsfähigkeit und bessere Chancengerechtigkeit gilt es, die Art und Weise des Lernens nachhaltig zu transformieren. Denn für „New Work“, die neue Arbeitswelt, brauchen wir dringend ein „New Learning“. Doch nach wie vor orientiert sich Lernerfolg am Individuum und separiert nach Schulfächern, geprüft werden am Ende die einzelnen Schüler:innen. Im Berufsleben brauchen wir neben den fachlichen zunehmend auch überfachliche Kompetenzen und Kollaboration statt Konkurrenz: Am Ende zählt der Erfolg eines oft interdisziplinären Teams mehr als der eines fachlich noch so versierten Einzelkämpfers.

Was bedeutet das für den Unterricht, der zunehmend im Ganztag stattfinden wird? Er muss verstärkt auf den Erwerb von überfachlichen Kompetenzen ausgerichtet werden, flexibler organisiert sein und unterschiedliche Formen des Lernens besser über den Tag verteilen. Klassische Unterrichtszeiten sollten sich stärker mit Spiel- und Erholungsphasen abwechseln, die Grenzen zwischen schulischem und außerschulischem Lernen fließender werden. Die Potenziale digitaler Medien für personalisiertes und vernetztes Lernen gilt es zu heben und Inklusion als pädagogisches Leitprinzip an allen Schulen umzusetzen. Denn alle Kinder sind so unterschiedlich, dass sie von einem inklusiven Unterricht profitieren: das hochbegabte Kind ebenso wie eines mit Förderbedarf. Damit das in der Praxis gelingt, braucht es multiprofessionelle Teams aus Sonderpädagog:innen, Sozialarbeiter:innen und Erzieher:innen, die sich gegenseitig bedarfsgerecht unterstützen.

Notwendige Grundlage für all dies ist die Ausstattung mit ausreichendem und gut ausgebildetem Personal. Es müssen deutlich mehr Lehrer:innen gewonnen werden, um dem wachsenden Mangel entgegenzuwirken. Zugleich gilt es, die vorhandenen Lehrkräfte so weiterzubilden, dass sie die neue Art des Lernens in ihrem Unterricht vermitteln können. Und schließlich sollten Schüler:innen an der Gestaltung ihres eigenen Lernprozesses stärker beteiligt werden. Denn wer eigenverantwortlich, aus eigenem Antrieb heraus und sozial eingebunden lernen kann, entwickelt meist ein nachhaltiges, positives Interesse daran und stärkt dabei gleichzeitig wichtige überfachliche Kompetenzen.

Neben den Expert:innen der Bertelsmann Stiftung kommen auf unserem Blog externe Autor:innen, Projektpartner:innen sowie Lehrkräfte und Schüler:innen zu Wort, um über diese Themen zu sprechen und ihre Erfahrungen weiterzugeben. Wir freuen uns auf den Austausch und die Diskussion mit Ihnen und Euch – hier auf unserem Blog und über unseren Twitterkanal @Schule_21