Chancengerechtigkeit, Teilhabe, Selbstbestimmung, verbesserte Unterrichtsqualität, Lernen mit und über Medien, digitaler Wandel … Würden diese Schlagworte durch Konjunktionen und Prädikate sinnvoll verbunden, so käme man dem Leitziel des Projekts „Schule und digitale Bildung“ schon sehr nah.

Dass es dringenden Handlungsbedarf in diesem weiten Feld der Digitalisierung gab und gibt, davon musste in der Bildungsregion Kreis Gütersloh mit ihren derzeit 106 Schulen sowie 19 kommunalen und privaten Schulträgern niemand überzeugt werden. Und so ließ sich in der Geburtsstunde des Kooperationsprojekts „Schule und digitale Bildung” im September 2017 schnell Einigkeit über die gemeinsame Zielsetzung finden. Gemeinsam! Die Kooperationspartner, bestehend aus dem Kreis Gütersloh, der Schulaufsicht, dem Bildungsbüro sowie der Reinhard Mohn Stiftung und der Bertelsmann Stiftung, verständigen sich regelmäßig über Zielsetzungen, Inhalte und Vorgehensweisen. Wichtige Entscheidungen werden im Lenkungskreis, dem obersten Gremium der Bildungsregion, getroffen. Organisiert und koordiniert wird das Unterfangen vom Zentrum für digitale Bildung und Schule, kurz ZdB. Das ZdB mit seiner Geschäftsstelle ist aber nicht nur eine räumliche Hülle. Hinter dem Kürzel verbirgt sich ein starkes Team  mit unterschiedlichen Expertisen und einem großen Netzwerk. Es ist immer wieder Heimathafen aller am Projekt beteiligten Partner.

Was haben wir uns auf die Fahne geschrieben?

In der Projektlaufzeit (zunächst einmal 5 Jahre) erhalten alle interessierten Schulen und Schulträger in unserer Bildungsregion Kreis Gütersloh bedarfsorientierte Unterstützungsangebote für ihren digitalen Wandel. Im Zentrum aller Bemühungen stehen dabei die Schülerinnen und Schüler und die zentrale Frage, wie deren Lern- und Verstehensprozesse u. a. mit Hilfe digitaler Medien unterstützt werden können: Wie sieht ein zeitgemäßer Unterricht in der Kultur der Digitalität aus, um jede:n Einzelne:n individuell zu fördern und zu fordern? Wie müssen die Lernumgebungen in der Schule, im Ganztag und zuhause gestaltet sein, damit dies gelingen kann?

Bei der Frage nach einer lernförderlichen IT-Infrastruktur ist auch der Schulträger gefragt, der unter anderem für die „äußeren Schulangelegenheiten“, beispielsweise. die sächliche Ausstattung von Schulen, zuständig ist. Und damit es gelingen kann, die Grenzen der inneren und äußeren Schulangelegenheiten zu überwinden und diese zusammenzuführen, braucht es zusätzlich etwas, das die Verantwortlichen auf Seiten der Schulen und des Schulträgers im Dialog die passenden Lösungen finden lässt.

Der Reihe nach…

Was haben wir gemacht? Natürlich viele Dinge gleichzeitig, dies aber einer gewissen Logik folgend. Alles begann damit, uns einen Überblick über den Ist-Stand aller am Prozess Beteiligten zu verschaffen. Was wäre da besser geeignet als ein Besuch der Schulträger und der Schulen, verbunden mit einem konstruktiven Austausch. Mit Hilfe einer detailliert gestalteten Matrix , in der sich die Schulträger und Schulen verorten konnten, wurden während dieses ersten Besuchs Entwicklungsstände und Unterstützungsbedarfe genau erfasst. Auf Basis dieser Bestandsaufnahme war es den Projektpartnern nun möglich, erste Angebote für Schulen und Schulträger zu generieren.

Survival-Kit für Schulleitungen und Steuergruppen

Gestartet sind wir mit der Qualifizierung interessierter Schulleiterinnen und Schulleiter unter dem Titel Digital Learning Leadership. Mit dieser Orientierungshilfe und einer konkreter gewordenen Vorstellung über die Marschroute durch diesen Dschungel der Digitalisierung war der erste Schritt schon getan. Es folgten Unterstützungsangebote für schulische Projektentwicklungsgruppen, die mit der Aufgabe betraut waren, passende Medienkonzepte für die Schulen aufzusetzen.

Pow-Wow am Lagerfeuer: Schulträger und Schulleitungen im Dialog

Aber alleine sollte sich niemand in einen Dschungel wagen. Besser ist es, sich mit einer anderen „Expeditionsgruppe“ abzusprechen, die von einem anderen Ausgangspunkt aufbricht, und mit ihr zunächst ein Treffen in der Mitte zu vereinbaren. Dann ist der Dschungel zumindest schon aus zwei unterschiedlichen Richtungen – man könnte auch sagen: aus zwei unterschiedlichen Perspektiven – beschritten. Die andere Gruppe, die sich letztendlich mit dem gleichen Dickicht beschäftigen muss, sind in diesem Fall die Schulträger. Auch diese hatten die Möglichkeit, sich von Seiten des Projekts u. a. beim Erstellen der kommunalen Medienentwicklungspläne unterstützen zu lassen.

Zwei Gruppen, die sich ziemlich zeitgleich von zwei Seiten auf den –  eigentlich – gleichen Weg durch den Dschungel machen, müssen sich irgendwann treffen. Doch das Irgendwann sollte nicht dem Zufall überlassen werden und so entstanden die Runden Tische  in den jeweiligen Kommunen. In diesem moderierten Austauschformat haben alle am Prozess Beteiligten – Schulen, Schulträger, IT-Verantwortliche, Schulaufsicht, Medienberater und Projektmitarbeiter:innen – regelmäßig die Möglichkeit, sich über die Dschungelexpedition auszutauschen, gegenseitig auf den aktuellen Stand zu bringen und den Ausbau der Strecke gemeinsam zu besprechen. Es ist ja zum Beispiel hilfreich, wenn man sich auf Marschroute, Streckenabschnitte und Ausrüstung für die Abenteurer einigt.

Also, Plan ist vorhanden! Jetzt müssen sich möglichst viele auf den Weg machen, um die allgemeine Aufbruchstimmung zu nutzen und die Pfade kennenzulernen, damit einmal beschrittene Wege nicht wieder zuwachsen.

Auf der Suche nach dem heiligen Gral der Unterrichtsentwicklung

Und manchmal muss man sich auch trauen, neue Wege zu beschreiten. Das hat das Projekt gemacht und sich auf den Weg in eine Pilotierung mit dem Titel UEdigital begeben. Die Maßnahme zur digitalen Unterrichtsentwicklung hat den Charme, dass sie genauso unterstützend und nachhaltig angelegt ist, wie die Konzeption anderer Unterstützungsmaßnahmen in diesem Projekt.

Zehn mutige Pilotschulen haben sich im Februar 2021 aufgemacht, sich diesen zum Teil noch unbekannten Weg zu erschließen. Eine in jeder Schule dafür gebildete Projektentwicklungsgruppe, die auf strategischer Ebene den Ausbau des Wegnetzes in der Schule übernimmt, wird im Rahmen von fünf Bausteinen fit gemacht, Prozesse für die digitale Schul- und Unterrichtsentwicklung zu steuern, zu etablieren und nachhaltig abzusichern.

Gleichzeitig macht sich eine sogenannte Professionelle Lerngemeinschaft auf den Weg, mit unterschiedlichen Methoden und natürlich mit digitalen Werkzeugen Unterricht (weiter) zu entwickeln und Neues auszuprobieren. Gemeinsam wird reflektiert, was daraus wachsen kann oder was bei den gegebenen Rahmenbedingungen (noch) nicht so gut funktionieren kann. Beide Gruppen können sich von Schulentwicklungsbegleiter:innen unterstützen lassen, die den Pfad durch den Dschungel gut kennen und noch einmal von außen einen Blick auf die (Fort-)Schritte und die Etappenziele werfen und möglicherweise Tipps für die Wegplanung geben.

Die erste Etappe ist bald geschafft. Auf zur nächsten?!

Das Ende der Pilotierung ist (leider) schon in Sicht. Im August 2022 endet nicht nur diese Reise, sondern insgesamt die erste Projektlaufzeit. Also ist es höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie die Erfahrungen und Erkenntnisse nachhaltig gemacht, etablierte Strukturen und Dialogformate gesichert und bestimmte Angebote wie UEdigital fortgesetzt werden können. Die Projektpartner in der Bildungsregion sind sich auf jeden Fall einig, dass es sich lohnt, diese spannende und bislang äußerst erfolgreiche Reise fortzusetzen — natürlich weiterhin gemeinsam! Und vielleicht begeben wir uns diesmal ja in etwas ruhigere Fahrwasser. Wie wäre es mit einer Flussfahrt?

 

Weitere Informationen zum Projekt Schule und digitale Bildung finden Sie auf der Webseite https://www.digitale-schule-gt.de/

Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Projekt sind zudem in der ExpeditionBD aufbereitet https://expedition.forumbd.de/