1. Student Agency – Kinder als Akteure

Für eine funktionierende Demokratie ist gesellschaftliche Partizipation unerlässlich. Vielen kommen bei dem Gedanken an gesellschaftliche Partizipation zu allererst Wahlen in den Sinn. Partizipation darf sich jedoch nicht nur auf Wahlen beschränken und keinesfalls erst bei Erreichen des gesetzlichen Wahlalters beginnen. Stattdessen sollte Partizipation bereits in der Kita verankert sein und im späteren Schulalltag fortgesetzt werden. Allerdings muss Partizipation von Kindern und Jugendlichen auch abseits von Bildungseinrichtungen, nämlich in der eigenen Familie, in der Freizeit, im Verein oder insgesamt im Gemeinwesen, eine Rolle spielen. Sie trägt nicht nur zu einem funktionierenden, demokratischen Zusammenleben bei, sondern fördert nachweislich auch Fähigkeiten, die lebenslanges Lernen unterstützen und im 21. Jahrhundert an Relevanz gewinnen: Neugier, Motivation, Selbstwirksamkeit sowie ein dynamisches Selbstbild (‘‘growth mindset‘‘).
Aus den eben genannten Gründen ist Partizipation das Herzstück (‘‘student agency‘‘) des OECD Learning Compass. Dort wird Partizipation als ‘‘die Fähigkeit und der Wille von Schülerinnen und Schülern ihr eigenes Leben sowie die sie umgebende Welt positiv zu beeinflussen‘‘ beschrieben. Diese positive Gestaltung durch Schülerinnen und Schüler bedarf aktivem Tun, insbesondere der Fähigkeit sich konkrete Ziele zu setzen, zu reflektieren und danach zu agieren.
Wissen, Fähigkeiten, Werte und Haltungen (‘‘core foundations‘‘) bilden die Basis, um Partizipation ausüben zu können und ermöglichen über das Vehikel der Partizipation wiederum transformative Kompetenzen auszubilden und zu schärfen.
Der Diskurs zur Partizipation ist jedoch kein neuer. ‘‘Hilf mir es selbst zu tun.‘‘, war schon für Maria Montessori ein wichtiger Leitsatz. Ebenso forderte John Dewey eindringlich, dass Kinder Demokratie als gesellschaftliche Lebensform auf individueller Ebene so früh wie möglich kennenlernen sollten und erörterte Möglichkeiten, demokratische Methoden im Unterricht einzuführen und Demokratie in der sozialen Organisation von Schule und Unterricht zu verankern.
Große Aufmerksamkeit erlangte schließlich auch das Stufenmodell der Beteiligung von Roger Hart und Wolfgang Gernert.


Inzwischen gibt es in Kitas und Schulen viele positive Ansätze zum Thema Partizipation. Klassenräte und Schülerparlamente haben in den meisten Einrichtungen bereits Einzug gefunden. Diese Ansätze und viele weitere müssen jedoch stets kritisch reflektiert werden. Auf welcher Beteiligungsstufe bewegen wir uns? Haben Kinder tatsächlich eine Möglichkeit auf Mitwirkung und Mitbestimmung, oder bewegen wir uns doch nur auf der Ebene einer Alibi-Teilnahme? In Anbetracht von Schule als grundsätzlich hierarchisch geprägter Struktur – wann und wo ist Partizipation nicht zielführend?
Zudem bekommen Schülerinnen und Schüler noch kaum Möglichkeiten geboten, ihre Lernprozesse selbst aktiv mitzugestalten. Hier bietet die Digitalisierung viele Möglichkeiten zur Individualisierung und Flexibilisierung von Lernprozessen.


Blick in die Praxis

Der Dalton Plan als Möglichkeit zur aktiven Mitbestimmung im Lernprozess für Schülerinnen und Schüler . . .

Am Ganztagsschulgymnasium wird vielerorts über die Einführung des Dalton-Plans nachgedacht. Die Methode bezieht sich darauf, dass Schülerinnen und Schüler neben den fachlichen Kompetenzen vor allem auch Aneignungsstrategien erwerben und damit gleich für ein lebenslanges Lernen ausgebildet werden.

Der Dalton-Plan ist eine Form des freien Arbeitens. Innerhalb eines Rahmenkonzepts stellen Lehrerinnen und Lehrer Aufgabenformate zur Verfügung, die eben das planvolle Vergleichen, Recherchieren, Elaborieren, Zusammenfassen usw. provozieren. Durch curriculare Rahmenbedingungen bietet sich den Lernenden keine absolute Freiheit, jedoch die freie Wahl, wann, mit wem und an welchem Ort das Pensum individuell bewältigt wird. Die Aufgaben, die den Schülerinnen und Schülern gestellt werden, fordern diese jedoch heraus, eigenständige Planungen und darauffolgende Handlungsstrategien zu entwickeln.

Die Arbeit mit der Methode des Dalton-Plans setzt individuelle und soziale Kompetenzen voraus. Die Lernenden müssen in der Lage sein, sich selbst zu motivieren und zielstrebig zu arbeiten. Da das nach wie vor voraussetzungsreich ist, sind Lehrerinnen und Lehrer unersetzliche Lernbegleiter. Ihnen kommt die Aufgabe zu, individuell auf den jeweiligen Schüler bezogene Handlungsimpulse zu geben und damit die Lernprozesse auf den Weg zu bringen. Bei diesen Schülern beginnt die Arbeit des Lehrers, wenn er nach Dalton-Plan vorgeht.

Mehr Informationen:

https://www.ganztaegig-lernen.de/der-weg-zum-freien-lernen-dalton-plan


2. AAR Cycle / Kreislauf von Antizipation, Aktion und Reflexion

Der Kreislauf von Antizipation, Aktion und Reflexion als essentieller Baustein im Lernprozess von Kindern findet sich in vielen Lerntheorien wieder, folgt jedoch ganz grundsätzlich einem konstruktivistischen Ansatz, im Unterschied zu kognitivistischen oder behavioristischen Ansätzen. Das heißt, die Lehrperson wird nicht als reiner Wissensvermittler gesehen, sondern soll die Schülerinnen und Schüler durch ein ausgewogenes Maß an Instruktion in ihrem individuellen Lernprozess unterstützen. Die Lernenden sollen sich mit den Lerninhalten selbständig auseinandersetzen, deren Inhalte erschließen und Zusammenhänge entdecken. Das Wissen des Lehrenden sollte dafür strukturiert und leicht explorierbar dargestellt werden, damit die Lernenden daraus selbständig ihr individuelles Wissen konstruieren können.
Auch der Konstruktivismus knüpft bereits an die frühen Arbeiten von John Dewey zum Pragmatismus sowie an die ersten reformpädagogischen Ansätze im 20. Jahrhundert an. Für den deutschen Schulkontext prägend waren vor allem die Arbeiten von Kersten Reich zum interaktionistischen Konstruktivismus beziehungsweise das weit verbreitete Konzept von ‘‘Lernen durch Lehren‘‘, welches vor allem von Jean-Pol Martin vorangetrieben wurde.
Inzwischen ist der konstruktivistische Lernansatz in den deutschen Schulen weit verbreitet, weitere Beispiele sind: erfahrungsbasiertes sowie problembasiertes Lernen oder auch situiertes Lernen im Gruppen- und Projektkontext sowie unter Zuhilfenahme digitaler Medien. Neuere zu beobachtende Trends sind vor allem der Bereich ‘‘Entrepreneurship Education‘‘ und der vom Konstruktivismus abgeleitete Konstruktionismus, welcher derzeit durch das Entstehen von sogenannten ‘‘Maker Labs‘‘ in- und außerhalb von Schule einen Aufschwung erlebt.
Im Kontext des OECD Learning Compass nimmt der Kreislauf von Antizipation, Aktion und Reflexion einen wichtigen Platz neben Partizipation sowie den transformativen Kompetenzen ein. In einer sich stetig verändernden und immer komplexer werdenden Welt scheint es unerlässlich, heutige Handlungen sowie deren positive und negative Konsequenzen zu antizipieren. Um Partizipation zu leben, muss der Antizipation jedoch auch ein aktives Tun folgen, welches anschließend kritisch reflektiert werden sollte, damit ein Lernprozess stattfindet.
Somit ermöglicht der AAR Kreislauf nicht nur Partizipation, sondern bildet auch eine wichtige Basis zur Ausbildung und Ausübung der drei transformativen Kompetenzen: neue Werte schaffen, Verantwortung übernehmen und mit Spannungen und Konflikten umgehen.


Blick in die Praxis

Die Umsetzung des AAR Kreislaufs anhand von Maker Labs in Schulen . . .

Ein sehr gutes Beispiel für die praktische Implementierung des Kreislaufs aus Antizipation, Aktion und Reflexion im Schulalltag liefert die Ernst-Reuter-Schule Karlsruhe anhand ihres schulinternen Innovation Lab. In fächerübergreifenden Projekten lassen sich traditionelle Grenzen und Lernsettings aufbrechen. Die Geräte innerhalb des Innovation Labs lassen sich nämlich keinesfalls nur für Coding und Robotik im Informatikunterricht nutzen. Stattdessen kann die Herstellung von Prototypen mit Hilfe eines 3D Druckers spannende Einblicke in Biologie, Chemie und Physik bieten. Im Mathematik- und Sprachunterricht können die Kinder mittels digitaler Medien Erklärvideos oder auch Lernspiele erstellen.

Im Unterricht wird für diese Projekte zunehmend die Methode des ‘‘Design Thinking‘‘ angewandt. Dabei liegt die Aufgabe der Lehrperson darin, die Kinder bestmöglich dabei zu unterstützen, selbstständig zu gestalten und zu arbeiten.

Im Design Thinking Prozess wird versucht auf Basis von 6 Schritten innovative Ideen / Lösungsansätze für eine konkrete Problemstellung zu finden. Diese 6 Schritte sind:

Verstehen des Problems

Beobachtung des derzeitigen Prozesses

Sichtweise definieren / Ordnungsrahmen festlegen

Ideen findenPrototypen entwickeln und testen

Konzept verfeinern / ggf. Wiederholung vorheriger Schritte

Anhand dieser Schritte lässt sich sehr gut erkennen, dass die Schülerinnen und Schüler während des Prozesses ständig antizipieren müssen, sei es in Bezug auf zu lösende Probleme oder potentielle Ideen. Die Ideen müssen anschließend anhand eines Prototypen, welcher aktive Umsetzung verlangt, validiert werden. Im abschließenden Schritt müssen die getroffenen Entscheidungen reflektiert werden und gegebenenfalls werden die Schritte solange wiederholt, bis eine zufriedenstellende Lösung entwickelt wurde.

Mehr Informationen:

http://www.ers-karlsruhe.de/medienschule/#Innovation%20Lab; https://hpi-academy.de/design-thinking/was-ist-design-thinking.html


3. Creating New Value / Neue Werte schaffen

Im Rahmen des Projekts ‘‘Education 2030‘‘ hat die OECD gemeinsam mit den am Entstehungsprozess beteiligten Stakeholdern drei sogenannte transformative Kompetenzen definiert: neue Werte schaffen, Verantwortung übernehmen und mit Spannungen und Konflikten umgehen. Diese drei überfachlichen Kompetenzen bilden sich durch das Zusammenspiel einer Vielzahl an Fähigkeiten, Werten, Haltungen sowie Wissen aus und befähigen Schülerinnen und Schüler dazu, ihr eigenes Leben aktiv und selbstbestimmt zu führen und positiv auf ihr Umwelt und Lebensrealität einzuwirken.
Diese drei Kompetenzen zeichnet vor allem aus, dass sie über verschiedenste Fachbereiche hinweg und je nach Kontext flexibel anwendbar sind. Zusätzlich sind dies Bereiche, welche zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch ausschließlich den Menschen auszeichnen und nicht so einfach von Maschinen übernommen werden können. Aus diesem Grunde sind sie nicht nur für ein selbstbestimmtes Leben, sondern auch für den Arbeitsmarkt im 21. Jahrhundert von großer Relevanz.
Sowie diese drei Kompetenzen in der Anwendung überfachlich und flexibel sind, können sie auch in der Schule in den verschiedensten Fächern und Projekten gezielt vermittelt werden. An Stelle einer curricularen Einbettung als eigenständiges Fach bzw. Teilbereich eines eigenständigen Faches ist hier also eine übergreifende (cross-curriculare) Verankerung vorzuziehen.
Die Kompetenz ‘‘Neue Werte schaffen‘‘ bezieht sich auf die Fähigkeit von Schülerinnen und Schülern innovativ zu handeln. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive hat bereits Joseph Schumpeter in seinem Frühwerk die Relevanz von Innovation für wirtschaftlichen Fortschritt eindrücklich beschrieben. Dabei sollte diese Kompetenz jedoch keinesfalls nur aus wirtschaftlicher Perspektive als relevant erachtet werden. Auch andere globale Entwicklungen – soziale Ungleichheit, demographischer Wandel, Ressourcenknappheit und Klimawandel – stellen uns vor völlig neue Herausforderungen, welche der Entwicklung von ebenso neuen Lösungsansätzen bedürfen.
Gerade im Kontext Schule muss der Innovationsbegriff schließlich noch viel weiter gefasst werden. Es geht nicht nur um die Entwicklung neuer Produkte und Services, sondern ganz einfach auch um die Entwicklung von neuem Wissen, Ideen, Techniken und Strategien zur Problemlösung im Kleinen wie im Großen.
Wenn Lernende neue Werte schaffen, dann bedarf dies kritischer Fragen, Reflexion, Kollaboration und aktivem Tun. Zusätzlich spielen Selbstwirksamkeitserfahrungen in diesem Prozess eine wichtige Rolle. Dadurch wird Kindern ermöglicht, in einer immer komplexer werdenden und von Unsicherheiten geprägten Welt, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen.


Blick in die Praxis

Kreativ werden und Neues entwickeln in der eigenen Schülerfirma . . .

Bei Schülerfirmen handelt es sich um keine realen Wirtschaftsunternehmen. Es sind Schulprojekte, die pädagogische Zielsetzungen haben.
Aufgabe der Schülerfirmen ist es, eine konkrete Geschäftsidee zu entwickeln und diese umzusetzen. Dabei müssen die Schülerinnen und Schüler die notwendigen Schritte planen, tatsächliche Produkte oder Dienstleistungen produzieren und diese gleichzeitig verkaufen bzw. anbieten.

Es gibt eine große Anzahl von Geschäftsideen, die von Schülerfirmen genutzt werden. Es werden Schülerzeitungen produziert, T-Shirts bedruckt und kleine nützliche Dinge aus Holz und Metall hergestellt, oder es gibt Schüler-Cafés bis hin zu Schüler-Nachhilfe.
Mit einer Schülerfirma bekommen die Schüler die große Chance als Team und in Form einer Projektarbeit ihre eigenen Geschäftsideen umzusetzen – fast genauso wie erwachsene Existenzgründer. Dabei haben sie die Möglichkeit, eine Vielzahl an Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben, und diese auch gleichzeitig anzuwenden.

Der größte Gewinn einer Schülerfirma liegt nicht darin Geld zu verdienen, sondern darin, dass die Schüler Kenntnisse erwerben und Fähigkeiten entwickeln, die eine hervorragende Basis für ihr weiteres Leben bieten. Einige konkrete Kenntnisse, welche Schülerinnen und Schüler in laufenden Schulfirma-Projekten entwickeln, sind:

Grundkenntnisse und Zusammenhänge erkennen

Gefühl für unternehmerisches Risiko entwickeln

Geschick bei der Lösung von Problemen entwickeln

Erfahrung mit Teamarbeit gewinnen

Verhandlungstechnik erlernen und anwenden

Praktisches eigenverantwortliches Arbeiten lernen

Gestärktes Selbstbewusstsein im Handeln und Auftreten erhalten

Erhöhtes Verantwortungsgefühl entwickeln

Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit gewinnen

Praktisches Arbeiten mit sichtbaren Ergebnissen

Zusammenarbeit mit Schülern verschiedener Klassenstufen

Anerkennung der Arbeit durch Mitschüler, Lehrer und Eltern

Erhöhte Motivation am Schulbesuch.

Mehr Informationen:

https://schuelerfirmen.com/


4. Taking responsibility / Verantwortung übernehmen

Der Umgang mit Neuem, Veränderung, Vielfalt, Mehrdeutigkeit und Unsicherheit und die Bewältigung eben jener Herausforderungen verlangt, dass der Einzelne für sich selbst denken, mit anderen arbeiten und vor allem verantwortungsvoll Handeln kann. Verantwortung ist der Kern eines ausgereiften Handlungsbewusstseins, da dies das Verständnis impliziert, dass Maßnahmen Konsequenzen haben und dass Menschen die Macht haben, andere zu beeinflussen. Verantwortung übernehmen bedeutet, dass eine Person ihre Handlungen im Lichte ihrer eigenen Erfahrungen sowie persönlicher und gesellschaftlicher Ziele reflektieren und bewerten kann und ihm oder ihr beigebracht wurde was richtig ist und falsch.
Fortschritte in der Entwicklungspsychologie sowie den Neurowissenschaften haben gezeigt, dass sich das Gehirn im Laufe des Lebens stark entwickeln und verändern kann. Besonders stark fallen diese Änderungsprozesse während der Pubertät aus. Dabei verhalten sich vor allem jene Regionen und Systeme besonders plastisch, welche an der Entwicklung von Selbstregulierung, was die Fähigkeit zur Vorausplanung, die Berücksichtigung von Folgen getroffener Entscheidungen, die Fähigkeit Risiken abzuwägen sowie Impuls- und Emotionskontrolle einschließt, beteiligt sind.
Die Pubertät kann nun also im Schulkontext nicht nur als eine Zeit der Verunmöglichung von Lernen und Lustlosigkeit angesehen werden, sondern auch als eine Gelegenheit für die aktive Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein.
Um verantwortungsvoll zu handeln, müssen getätigte Handlungen und getroffene Entscheidungen kritisch reflektiert und analysiert werden, Alternativen abgewogen und durch eine ethische Linse betrachtet werden.
Eine sinnvolle Möglichkeit verantwortungsvolles Handeln zu trainieren, stellt die Reflexion alltäglicher Situation im eigenen Leben, aber auch im Leben anderer dar. Freiwilligenarbeit oder Service Learning bieten hier Chancen, um Schülerinnen und Schülern anhand der Lösung von Alltagsproblemen die Übernahme von Verantwortung zu ermöglichen.


Blick in die Praxis

Verantwortung übernehmen mit Service Learning . . .

Kinder und Jugendliche setzen gemeinnützige Projekte mit Engagementpartner in ihrem Stadtteil oder ihrer Gemeinde um und werden aktiv für soziale, ökologische, politische oder kulturelle Themen, die sie bewegen. Sie tun etwas für andere Menschen und für die Gesellschaft und sammeln während ihres Engagements ebenso demokratische Erfahrungen – dies ist der Grundgedanke von Service Learning.

Um dies effektiv umzusetzen, gibt es einige grundlegende Bedingungen:
 
Realer Bedarf:

Das Engagement der Schülerinnen und Schüler reagiert auf einen realen Bedarf. Sie übernehmen dabei Aufgaben, die von allen Beteiligten als sinn- und bedeutungsvoll wahrgenommen werden. Sie engagieren sich aber nicht losgelöst von oder zusätzlich zur Schule, sondern als Teil von Unterricht und eng verbunden mit dem fachlichen Lernen. Das Engagement wird im Unterricht gemeinsam geplant, die Erfahrungen der Schüler*innen werden reflektiert und mit Inhalten der Bildungspläne verknüpft.

Reflexion:

Es findet eine regelmäßige und bewusst geplante Reflexion der Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler statt.

Schülerpartizipation:

Die Schülerinnen und Schüler sind aktiv an Planung, Vorbereitung und Ausgestaltung des Projekts beteiligt.

Engagement außerhalb der Schule:

Das praktische Engagement der Schülerinnen und Schüler findet außerhalb der Schule und in Zusammenarbeit mit Engagementpartnern statt. Außerdem wird während des Prozesses Feedback gegeben und die Leistung durch einen anerkennenden, gemeinsamen Abschluss gewürdigt.

Mehr Informationen: https://www.servicelearning.de/


5. Reconciling Tensions and Dilemmas / Mit Spannungen und Konflikten umgehen

In einer Welt der gegenseitigen Abhängigkeiten erfordert das Finden von Lösungen für globale Herausforderungen die Fähigkeit mit Spannungen, Dilemmata und Kompromissen umzugehen – zum Beispiel zwischen Gerechtigkeit und Freiheit; Autonomie und Solidarität; Effizienz und demokratische Prozesse; Ökologie und wirtschaftliche Modelle; Vielfalt und Universalität; und Innovation und Kontinuität. Dafür benötigt man die Fähigkeit scheinbar widersprüchliche oder unvereinbare Forderungen auszugleichen.
Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung ist beispielsweise eine mögliche Antwort auf die Spannungen zwischen Wirtschaftswachstum, Umweltverantwortung und sozialem Zusammenhalt. Nachhaltige Entwicklung erkennt das komplexe und dynamische Zusammenspiel zwischen diesen Bereichen an, anstatt sie als getrennt und unabhängig zu behandeln.
Ein Gleichgewicht zwischen konkurrierenden Anforderungen zu finden, wird selten zu einer Entweder- oder Wahlmöglichkeit oder sogar zu einer einzigen Lösung führen. Um in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen die Lernenden in der Lage sein, Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen scheinbar widersprüchlichen oder inkompatible Ideen, Logiken und Positionen in Einklang zu bringen und mögliche Lösungsansätze aus kurz- und langfristiger Perspektive zu betrachten.
Ein praktischer System-Thinking-Ansatz, bei dem die Studierenden ein Verständnis davon entwickeln, wie sich komplexe Systeme verhalten, wie z.B. der Wasser-Energie-Lebensmittel-Zusammenhang oder die Kreislaufwirtschaft, kann Schülern helfen, verschiedene Möglichkeiten für Veränderungen innerhalb eines Systems zu erkennen.


Blick in die Praxis

Das World Peace Game ist eine praktische politische Simulation, die es den Spielern ermöglicht, die Verbundenheit der Weltgemeinschaft vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Krisen und der drohenden Kriegsgefahr zu erkunden. Das Ziel des Spiels ist es, jedes Land aus gefährlichen Umständen zu befreien und globalen Wohlstand mit dem geringsten Maß an militärischer Intervention zu erreichen. Als „Nationenteams“ erhalten die Schüler ein besseres Verständnis für die kritischen Auswirkungen von Informationen und deren Verwendung.

Wenn sich ihre Teams weiter in dieses interaktive soziale Umfeld wagen, das mit hoch aufgeladenen philosophischen Fragen behaftet ist, werden die Fähigkeiten, die erforderlich sind, um Ambiguität und Voreingenommenheit in den erhaltenen Informationen zu identifizieren, verbessert, und sie werden rasch erkennen, dass reaktives Verhalten nicht nur Antagonismus hervorruft, sondern es kann Lass sie in Ruhe und isoliert angesichts mächtiger Feinde. Überzeugungen und Werte werden sich weiterentwickeln oder vollständig auflösen, wenn sie beginnen, die positiven Auswirkungen und Chancen zu spüren, die sich aus einer effektiven Zusammenarbeit und einer verfeinerten Kommunikation ergeben.

Im Wesentlichen werden die World Peace Game-Spieler lernen, an den Grenzen des Unbekannten komfortabel zu leben und zu arbeiten, während Bedeutung aus Chaos aufgebaut und neue kreative Lösungen vorgeschlagen werden.

Als pädagogisches Instrument basiert das World Peace Game auf mehreren Schlüsselkonzepten, darunter:

Widersprüchliche Elemente können und sollten nebeneinander existieren

Absichtliche Schaffung eines überwältigenden Gefühls für vielfältige Komplexität oder Förderung, mit anderen Worten: Chaos

Teambasierte Lösungen, die durch bewussten Druck (d. H. Fristen) und ein Gefühl der Dringlichkeit entstehen

Die Förderung komplexer Problemlösungen in gleichzeitig kollaborativen und doch scheinbar wettbewerbsorientierten Szenarien

Die Entwicklung von echtem Empathie und Mitgefühl fördern, indem der Einsatz erhöht wird

Förderung der Fähigkeit, mehrere Perspektiven gleichzeitig zu einem Thema zu vertreten und beizubehalten, während gleichzeitig das Urteilsvermögen zurückgehalten wird

Mehr Informationen: https://worldpeacegame.org/the-game/